Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06
zm 109, Nr. 6, 16.3.2019, (565) die nicht vor Ort hergestellt werden können, kein Fremdlabor in Anspruch genommen werden. Die am Standort höchste Position hat die Klinikmanagerin. Auch wenn sie über keine ärztliche Ausbildung verfügt, stellt sie Therapie- planungen auf, korrigiert Behandlungsplanungen, bestimmt, ob ein Röntgenbild oder eine Behandlung wie eine PA-Behandlung erfolgen muss. Sie bestimmt sogar die Medikamente, die von uns Zahnärzten verordnet werden sollen und gibt vor, was „medizinisch korrekt“ ist. Ganz klar war die Anweisung, wann immer es geht, den Patienten mit Implantaten zu versorgen. Wurden Sie unter Druck gesetzt, wenn die Zahlen nicht wie gewünscht ausfielen? Wurden auch Einzelgespräche geführt? Der Druck war die ganze Zeit da. Zum einen der Umsatzdruck: So hatte ein Kollege bereits nach fünf Arbeitstagen sein erstes Umsatz- gespräch.Ihm wurde ganz klar gesagt, dass 30.000 Euro Honorar- umsatz pro Monat in den ersten sechs Monaten das Mindestziel sind. Nur dann sei er „sicher“. Und es gab auch gleich Anweisungen, wie das zu schaffen ist: kürzere Termine, mehr Leistungen in jedem ein- zelnen Termin, mehr Patienten, mehr Schmerzpatienten. Es durften nahezu keine Behandlungen ohne Patientenzuzuahlung erfolgen. Es gab klare Anweisungen, bei jeder PAR-Behandlung CHX- Medikamentenschienen für 300 Euro Eigenanteil an den Patienten zu „verkaufen“. Auch wurden uns Zahnärzten ständig Patientenfälle von Kollegen gezeigt, die nach Ansicht der Klinikmanagerin nicht optimal abgerechnet oder behandelt wurden. Zum anderen gibt es zusätzlichen Druck vonseiten der Klinikmana- gerin. Hier gibt es eine unvorstellbare Anzahl willkürlicher Abmah- nungen. Kein Mitarbeiter traut sich seine Meinung zu äußern, und wenn er es doch tut, folgt in der Regel die Kündigung. Das gilt nicht nur für uns Ärzte, sondern für alle Angestellten des Z-MVZ. Wie hoch war die Personalfluktuation? Waren Zahnärzte und ZFA in gleicher Weise betroffen? Unserer Einschätzung nach sind Zahnärzte und anderes Klinik- personal (ZFAs, ZMVs, Zahntechniker, Empfangsmitarbeiter, …) gleichermaßen betroffen. Wir als Zahnärzte bekommen überhaupt nicht mit, wenn jemand nicht mehr da ist, und fast täglich gibt es neue Mitarbeiter. Im vergangenem Jahr hat ungefähr die Hälfte der Zahnärzte an unserem Standort gewechselt, ungefähr wieder die Hälfte davon hat selbst gekündigt, die andere Hälfte wurde entlassen. Auch wurde kein Azubi übernommen. Da ein stetiger Wechsel der Mitarbeiter stattfindet, weiß keiner von uns, wer zum Beispiel welche Qualifikationen hat. So werden Röntgenbilder selbstverständlich von jeder Helferin angefertigt. Und da ist es unerheblich, ob sie Azubi ist oder über den entsprechenden Röntgenschein verfügt. Wie funktioniert das Patienten-Marketing? Sind die Zahnärzte aktiv eingebunden – etwa als Testimonials? Gibt es – ähnlich wie bei den Versicherungen – Prämien für akquirierte Patienten? ? ? ?
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