Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06
zm 109, Nr. 6, 16.3.2019, (582) Aufgrund der positiven Eigenschaften von Motivierender Gesprächsführung auf die Patientengesundheit und des gleichzeitig hohen Ressourcenaufwands von Kommuni- kationstrainings im Präsenzunterricht, wurde an der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Freiburg 2017 ein online gestützter Kurs zum Erlernen der Grundzüge der Motivie- renden Gesprächsführung in medizinischen Bekanntermaßen ist das zahnärztliche Ge- spräch eine der wichtigsten Grundlagen für eine vertrauensvolle Zahnarzt-Patienten- Beziehung. Da die wesentlichen zahnmedi- zinischen Erkrankungen verhaltensbedingt sind, geht es dabei auch um die Beeinflus- sung und die Veränderung im Hinblick auf ein mundgesundes Verhalten des Patienten. Leider gibt es dabei in der täglichen Praxis auch Misserfolge. Obwohl der Patient aus- führlich über die Ursachen der Erkrankung und die notwendigen Maßnahmen zur Vermeidung dieser Erkrankung aufgeklärt wurde, setzen Patienten dies nicht in ihrem ureigenen Interesse um. Dafür gibt es ver- schiedene Erklärungsansätze. Jedes selbst- kritische Behandlungsteam wird aber auch immer wieder aufs Neue die Fragen stellen: „Warum ist uns dies nicht gelungen? Warum haben wir den Patienten nicht erreicht?“ Leider sind gesundheitspsychologische und gesundheitspädagogische Aspekte nicht Bestandteil der Ausbildung. Zunehmend gibt es jedoch Fortbildungsangebote für Zahnärzte und Zahnmedizinische Fach- angestellte in diesem Bereich. Trotz der po- sitiven Ergebnisse in der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) weisen die sozialepidemiologischen Erkenntnisse auf deutliche Handlungsbedarfe hin. So gehen die Kariesprävalenzen weiter zurück, und auch bei den Parodontalerkrankungen gibt es mit dem deutlichen Rückgang vor allem der schweren Erkrankungen große Erfolge. Da jedoch insbesondere die Paro- dontitis als eine stärker altersassoziierte Erkrankung gilt, bleibt insbesondere dieser Bereich ein besonderes Handlungsfeld. Mit der Vorlage des PAR-Versorgungskonzepts der Deutschen Gesellschaft für Parodonto- logie (DG PARO), der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) und der Bun- deszahnärztekammer (BZÄK) wird dies nicht nur deutlich dokumentiert, sondern eine notwendige Versorgungsstrecke auf- gezeigt, in deren Verlauf dem ärztlichen Ge- spräch eine große Bedeutung zugeordnet wird. Erfreulich ist ebenso, dass die DG PARO im November 2018 die Leitlinie zum häuslichen mechanischen Biofilm- management in der Prävention und Thera- pie der Gingivitis vorgelegt hat. Hierin wird auch auf die notwendige Instruktion und Motivation des Patienten Bezug genommen. Ob der Begriff der „Motivationskunst des Behandlers“ in diesem Zusammenhang glücklich gewählt wurde, sei dahingestellt. Wünschenswert wäre es in jedem Fall, zur Verhaltensveränderung vor allem im Be- reich parodontaler Erkrankungen in einer weiteren Leitlinie gezielt Bezug zu nehmen. Festzustellen ist jedoch, dass bereits gefor- dert wird, dass Krankheitsverständnis zu verbessern und die Behandlungsbereitschaft zu fördern. Es ist deswegen sehr zu begrüßen, dass genau in diese Phase der weiteren Ziel- ausrichtung der Aufklärungsarbeit des Zahnarztes eine evidenzbasierte Methode wie das motivational interviewing in einem Lehrmodul eingeführt wird. Dabei ist eine erfolgreiche Implementation in die Lehre sehr wünschenswert. Gleichzeitig wäre es aus meiner Sicht notwendig, dieses Lehr- modul auch in der Fortbildung zu nutzen. Auch hier gibt es aktuelle politische Entwicklungen rund um das Thema der Verbesserung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung. Mit einem solchen Lehr- modul würde die Zahnärzteschaft einen aktiven Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz leisten können. Schließlich ist nach wie vor das Arzt- Patienten-Gespräch einer der wichtigsten Faktoren bei der Vermittlung von Gesund- heitswissen. Richtig angewendete gesund- heitspsychologische Verfahren helfen nicht nur erheblich dabei, sondern stellen die Zahnmedizin in einen interdisziplinären Kontext. Zunächst kann ich Ihnen nur anraten, ein entsprechendes Fortbildungsseminar zu besuchen und wünsche Ihnen dabei nicht nur viel Freude, sondern bei der Anwendung nachhaltige Erfolge bei der Kommunikation mit Ihren Patienten. Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer Motivierende Gesprächsführung – ein Lehrmodell nicht nur für Studierende Statement Prof. Dr. Dietmar Oesterreich Settings entwickelt (eMI-med). Die Planung und Entwicklung fand dabei in Zusammen- arbeit mit der Abteilung für Medizinische Psychologie und Soziologie des Universitäts- klinikums Freiburg, der Deutschsprachigen Gesellschaft für Motivierende Gesprächs- führung (DeGeMG) und dem Präventions- team des Tumorzentrums Freiburg-CCCF statt, das die Raucherentwöhnung im Uni- versitätsklinikum Freiburg durchführt. Der Online-Kurs basiert dabei auf zehn ein- führenden E-Lectures (Onlinevorlesungen) zu den Themen MI, MI in der Zahnheil- kunde und MI in der Raucherentwöhnung. Um die Retention des Wissens zu fördern, schließen alle E-Lectures mit einem kurzen Multiple-Choice-e-Test ab. Eine Besonderheit des E-Learning-Angebots neben den E-Lectures sind simulierte inter- aktive Gesprächssequenzen, bei denen der Foto: BZÄK-Baumann 32 Praxis
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