Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06

zm 109, Nr. 6, 16.3.2019, (590) Herr Wahle, Sie sind Honorarberater. Was dürfen und können Sie in dieser Funktion tun, was nicht? Markus Wahle: Grundsätzlich berate ich als reiner Honorarberater gemäß § 34h der Ge- werbeordnung komplett ohne irgendwelche Produkt- und Verkaufsinteressen, da der Man- dant einen Honorarberater für dessen Finanz- meinung, Analysen und sehr individuelle Um- setzung seiner Kundenwünsche engagiert und bezahlt. Diese Unabhängigkeit von der traditionellen Finanzbranche führt zu span- nenden Finanzlösungen, die die Mandanten vorher so nicht kannten. Durch den Wegfall der hohen Provisionen und anderer Kosten sind gute Renditen mit weniger Risiko zu er- reichen – und ein Berater profitiert immer langfristig vom Erfolg seines empfohlenen Finanzplans. Eine gute Zweckgemeinschaft. Was er nicht darf: Honorare und Provisionen parallel zu verbuchen. Das wäre strafbar. Was zeichnet einen guten Finanzplan aus? Ein guter Finanzplan orientiert sich immer an den langfristigen Zielen des Mandanten und wird bei Bedarf in Nuancen an die aktuelle Lebenssituation angepasst. Er hat nie etwas mit Produkten oder Steuersparen et cetera zu tun. Er ist so verständlich aufge- baut, dass der Mandant und seine Familie sich immer wieder daran orientieren kön- nen. Kurz: Es geht darum, die komplexen Abläufe einer Finanzplanung für den Man- danten leicht und verständlich darzustellen. Welche kurz-, mittel- und langfristigen Ziele sollte man sich setzen? In einem typischen Finanzplan steht immer eine ausreichende Liquiditätsreserve als kurzfristiges Ziel, zum Beispiel 50.000 Euro, als mittelfristiges Ziel beispielsweise die Sicherung der Ausbildung der Kinder. Das würde man dann so berechnen: Anzahl der Kinder, geteilt durch den monatlichen Betrag pro Kind, geteilt durch die Laufzeit der Ausbildung. Und als langfristiges Ziel meistens die Absicherung der Einkünfte im Alter, die schuldenfreie Immobilie oder die Erfüllung eines Traums. Hört sich banal an, aber daran scheitern schon die meisten Planungen. Ich lege noch großen Wert auf die finanzielle und juristische Absicherung der Familie und des Vermögens im Fall von Geschäfts- unfähigkeit, Tod oder Pflegebedürftigkeit. Das alles macht einen guten Finanzplan schon recht komplex. Was sind nach Ihrer Erfahrung die größten Fehler in der Geldanlage? Generell besteht der größte Fehler darin zu meinen, Marktentwicklungen, den Fonds der Woche oder auch andere Entwicklun- gen in der Welt prognostizieren zu können. Menschen haben manchmal die Eingebung, aufgrund von Insidertipps, der Lektüre von Fachzeitungen oder eines guten Bauchgefühls die „todsichere“ Geldanlage- entscheidung treffen zu können. Gerne auch im eigenen Land. Emotionen, Meinungen, Gier und Prognosen führen somit zu den größten Fehlern beim Geldanlegen. All das ist langfristig nicht erfolgreich – das ist wissenschaftlich belegt. Leider gibt es aber auch viele Produkte am Markt, etwa Kapitallebensversicherungen, die aufgrund der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, der hohen Kosten in den Produkten und den zu hohen Prognosen beim Verkauf ihr Ziel oftmals nicht erreichen können – und dies kann natürlich zum Beispiel bei endfälligen Praxisfinanzierungen mit Lebensversicherungen fatale Folgen haben. Oftmals reiten die Sparer dann jahrelang ein totes Pferd, ohne es zu merken. Und der größte Fehler besteht sicherlich da- rin, einfach verschiedenen Menschen sein Geld anzuvertrauen, ohne wirklich zu ver- stehen, wie das alles funktioniert, welche Risiken man sich einkauft und welche Kos- ten man hat. Wie lassen sich Fehler – möglichst kostenneutral – korrigieren? Der erste Schritt ist die Entscheidung, sich einmal aktiv und intensiv mit seinen Finanzen zu beschäftigen, um zu verstehen, was eigentlich mit dem eigenen Geld bisher passiert ist. Bei komplexeren Sachlagen wie ? ? ? ? ? Private Finanzplanung „Oftmals reiten Sparer jahrelang ein totes Pferd!“ Wie sollte eine gute Finanzplanung aussehen?, haben wir Markus Wahle gefragt. Der auf Zahnmediziner spezialisierte Honorarberater ist seit 20 Jahren im Geschäft – und kennt sich aus mit „todsicheren“ Geldanlagen, überteuerten Immobilienverkäufen an Zahnärzte und geschlechterspezifischem Anlage- verhalten. Markus Wahle ist Honorar-Finanzanlage- berater (Einzelkaufmann), Diplom-Ökonom Vermögensnachfolge (EU-SV) und Geschäfts- führer der in Landshut ansässigen Adfineo. Er hat zudem einen Abschluss als Master of Administration in International Business. Porträt: privat 40 Zahnmedizin

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