Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06

zm 109, Nr. 6, 16.3.2019, (597) externen Reizen zu schützen und ein Vor- dringen von Mikroorganismen (und/oder Bestandteilen von Füllungsmaterialien) zu verhindern. Dabei ist zum einen der Status der Pulpa zum Zeitpunkt des Eingriffs ent- scheidend, zum anderen das Ausmaß der Läsion beziehungsweise der Infektionsgrad des Dentins. Zu den vitalerhaltenden Maß- nahmen zählen die Versorgung pulpanahen Dentins (Caries-profunda-Behandlung be- ziehungsweise indirekte Überkappung), die direkte Überkappung sowie die Pulpotomie oder Vitalamputation. Ziel aller vitalerhaltenden Maßnahmen ist, bei vorgeschädigter Pulpa eine Situation zu schaffen, die die Ausbildung einer Hart- gewebsbarriere und eine Ausheilung des Gewebes ermöglicht, dieses funktions- tüchtig erhält und somit langfristig den Ver- bleib eines vitalen Zahnes in der Mundhöhle gewährleistet. \ Durch vitalerhaltende Maßnahmen sollen exponierte Dentin- und Pulpaareale nach Applikation eines Überkappungsmaterials und einer bakteriendichten Restauration vor weiteren Reizen geschützt, ein Vordrin- gen von Mikroorganismen soll verhindert werden. 1.2. Funktion und Funktionsverlust des Pulpagewebes Zu den wesentlichen Funktionen der Zahn- pulpa gehören die Dentinbildung während der Zahnentwicklung sowie über die ge- samte Lebensdauer des Zahns, die Reiz- weiterleitung über Proprio- und Schmerz- rezeptoren, die Immunfunktion gegen ein- dringende Bakterien und deren Stoffwechsel- produkte, die Bildung von Reiz- oder Repa- raturdentin als Abwehrmechanismus gegen externe Stimuli sowie im Sonderfall des jugendlichen Zahns die Bildung von Wurzel- pulpa und -dentin und damit der Abschluss des Wurzelwachstums. Den vitalerhaltenden Maßnahmen gegen- übergestellt ist die Wurzelkanalbehandlung, bei der noch vorhandenes Pulpagewebe möglichst vollständig entfernt, das Kanal- system erweitert und desinfiziert und schließlich mittels Wurzelkanalfüllmaterialien obturiert wird. Obgleich bei sorgfältigem Vorgehen nach Vitalexstirpation Erfolgsraten von über 90 Prozent nach etwa fünf Jahren erreicht werden können [Friedman et al., 2003], tritt damit stets der vollständige Funktionsverlust des Pulpagewebes ein, der durchaus mit Nachteilen verbunden ist. Somit geht der propriozeptive Schutz- mechanismus teilweise verloren. Es wurde beschrieben, dass ein wurzelkanalbehandel- ter Zahn eine 2,5-mal höhere Belastung als ein vitaler Zahn zulässt, bevor eine proprio- zeptive Reaktion erfolgt [Randow et al., 1986]. Eine daraus resultierende höhere Frakturgefahr ist zwar nicht nachgewiesen, aber denkbar. Darüber hinaus können Veränderungen der Wurzelkanalgeometrie (Schwächung des Wurzelkanalwanddentins durch Aufbereitung), die im Zuge der Wur- zelkanalbehandlung unvermeidlich sind, zu einer höheren Inzidenz von Frakturen führen [Fuss et al., 2001; Lertchirakarn et al., 2003]. Weitere mögliche Probleme, die im Rahmen der Wurzelkanalbehandlung auftreten kön- nen, sind Zahnverfärbungen [Krastl et al., 2013] sowie eine erhöhte Kariesanfälligkeit, bedingt durch eine erhöhte Plaqueanlage- rung und veränderte Mikroflora [Merdad et al., 2011] oder aufgrund der fehlenden Ab- wehrleistung des Pulpa-Dentin-Komplexes und des fehlenden Schmerzwarnsystems. Auch kann sich eine Wurzelkanalbehand- lung als komplexer darstellen als zunächst angenommen. Verfahren zur Vitalerhaltung der Pulpa sind konservative sowie ver- gleichsweise einfach durchführbare und kostengünstige Maßnahmen [Hørsted- Die einzige 2in1 Lösung cherry.de/ehealth zugelassen von Einfacher Zugang zur Telematik- Infrastruktur für Praxen und Kliniken (eGK) Das eGK Kartenterminal mit Tastatur CHERRY G87-1505 47

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