Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06

zm 109, Nr. 6, 16.3.2019, (605) Maßnahmen eine günstige Prognose be- scheinigen. \ Klinische und gegebenenfalls röntgeno- logische Nachkontrollen sollten nach vital- erhaltenden Maßnahmen regelmäßig durchgeführt werden. 10. Abschließende Bewertung Das verbesserte Verständnis des Zusammen- spiels von Mikroorganismen und Gewebs- antwort hat in den letzten Jahren zur ver- mehrten Anwendung minimalinvasiver gewebsschonender Behandlungskonzepte in der Zahnerhaltung geführt. In diesem Sinne können vitalerhaltende Maßnahmen körpereigenes Pulpagewebe funktionsfähig erhalten und dessen Ersatz durch ein synthetisches Material vermeiden. Bei gege- bener Indikation ist die Vitalerhaltung der Pulpa immer anzustreben. Die Einschätzung vitalerhaltender Maßnahmen als unsichere Behandlungsmaßnahme ist nach derzeiti- gem Kenntnisstand überholt. Unter der Voraussetzung der sorgfältigen Diagnostik und adäquaten Umsetzung aller erforder- lichen Behandlungsschritte ist die Prognose vitalerhaltender Maßnahmen als sehr gut einzuschätzen, wodurch die Voraussetzung für den langfristigen Zahnerhalt verbessert werden kann. Eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit der derzeit propagierten selektiven oder schritt- weisen Kariesexkavation gegenüber den vital- erhaltenden Maßnahmen nach Freilegung der Pulpa lässt sich nicht feststellen. Es ist Aufgabe zukünftiger, gut geplanter klinischer Studien herauszufinden, welche Vorgehens- weise langfristig bessere Voraussetzungen für den Vitalerhalt der Pulpa schafft. Ebenso gilt es zukünftig zu evaluieren, ob auch bei der Diagnosestellung „irreversible Pulpitis“ unter Anwendung einer partiellen oder voll- ständigen Pulpotomie eine langfristige Vital- erhaltung durch gezielte Entfernung irrever- sibel geschädigter Areale möglich ist. \ Die Vitalerhaltung der Pulpa ist bei gegebener Indikation immer anzustreben. Eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit der selektiven Kariesexkavation gegenüber den vitalerhaltenden Maßnahmen nach Freilegung der Pulpa lässt sich nicht fest- stellen. Es ist Aufgabe zukünftiger, gut ge- planter klinischer Studien herauszufinden, welche Vorgehensweise langfristig bessere Voraussetzungen für den Vitalerhalt der Pulpa schafft. Studien zeigen mittlerweile den erfolg- reichen Einsatz der Pulpotomie bei der Diagnosestellung „irreversible Pulpitis“; das Konzept der vitalerhaltenden Maß- nahmen ist somit im Fluss und eine Erweite- rung der Indikationsstellung ist denkbar. Prof. Dr. med. dent. Till Dammaschke Poliklinik für Parodon- tologie und Zahn- erhaltung, Universitäts- klinikum Münster Albert-Schweitzer- Campus 1, Gebäude W 30 48149 Münster tillda@uni-muenster.de Prof. Dr. med. dent. Kerstin Galler, Ph. D. Poliklinik für Zahn- erhaltung und Parodontologie, Universitätsklinikum Regensburg Franz-Josef-Strauß- Allee 11 93053 Regensburg kerstin.galler@ukr.de Prof. Dr. med. dent. Gabriel Krastl Poliklinik für Zahn- erhaltung und Paro- dontologie, Universi- tätsklinikum Würzburg Pleicherwall 2 97070 Würzburg Krastl_G@ukw.de Die wissenschaftliche Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie e.V. (DGET) wurde erstmalig publiziert in: Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift | 2019; 74 (1) Fotos: privat

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