Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06

zm 109, Nr. 6, 16.3.2019, (606) ? Was muss ein Steuerberater für Zahnärzte generell bieten? Stephan Grüner: Für die Betreuung von Zahnarztpraxen sind an Steuerberater beson- dere Anforderungen zu stellen. Zum einen sind Zahnarztpraxen eher kleine Betriebe ohne Personal mit eigener fachlicher Quali- fikation bei Buchhaltung oder Steuern, so dass in diesen Bereichen eine gewisse Abhängigkeit von der externen steuerlichen Beratung und Betreuung besteht. Zum an- deren lauern durch die Besonderheiten der zahnärztlichen Leistungserstellung auch be- sondere „Fallstricke“, zum Beispiel bei der unterschiedlichen steuerlichen Behandlung von zahnärztlichen und zahntechnischen Leistungen oder beim Betrieb eines Prophylaxe-Shops. Speziell bei Existenzgründungen kommen auch rechtliche Fragestellungen wie etwa die Wahl der geeigneten Praxisform, die Gestaltung eines Praxiskaufvertrags, die Er- stellung von Businessplänen als Grundlage der Finanzierung oder die Überprüfung von Mietverträgen hinzu. Steuerliche und recht- liche Themen sollten also gleichermaßen bearbeitet werden können. ? Wie findet man denn für sich den geeigneten Steuerberater? Angesichts der geschilderten Anforderungen sollten für die Betreuung von Zahnarztpraxen ausschließlich Steuerberater mit einem klaren heilberuflichen Schwerpunkt gewählt werden. Ergänzend zu dieser fachlichen Ausrichtung verfügen manche Steuerberater und Mitarbeiter der Kanzleien auch über spezielle Zusatzqualifikationen zum Beispiel als zertifizierte Fachberater für Heilberufe. Neben entsprechenden Referenzen, nach denen man sich immer erkundigen sollte, ist eine signifikante Zahl an Mandaten im heilberuflichen Bereich ein wichtiger Indikator. Dabei sollte aber stets der persönliche Kon- takt zwischen Zahnarzt und Steuerberater erhalten bleiben. Gerade bei überregiona- len Beratungsunternehmen wechseln die Ansprechpartner häufig, so dass eine kon- tinuierliche Betreuung schwierig ist. Ideal ist, wenn in der gewählten Kanzlei Steuer- berater und Rechtsberater unter einem Dach zusammenarbeiten. So kann die Betreuung zu steuerlichen und rechtlichen Fragen „aus einem Guss“ erfolgen. Beson- ders spezialisierte Kanzleien beschäftigen manchmal zusätzlich Mitarbeiter mit be- triebswirtschaftlicher Qualifikation, die zum Beispiel bei Praxisbewertungen, Praxis- optimierungen oder – wenn es mal nicht so gut läuft – Sanierungen von Nutzen sind. ? Wie sollte die Zusammenarbeit mit dem Berater erfolgen? Neben der laufenden Buchhaltung und Lohnabwicklung sowie der Erstellung von Steuererklärungen und Jahresabschlüssen ist eine vorausschauende steuerliche Betreuung für Heilberufler extrem wichtig. Hierzu gehört, dass ein Steuerberater seine Mandanten frühzeitig über die zu erwarten- den steuerlichen Belastungen informiert und anstehende Entscheidungen – zum Bei- spiel zu Investitionen – aus wirtschaftlicher und steuerlicher Sicht bespricht. Es genügt auch nicht, monatlich die Betriebswirt- schaftlichen Auswertungen zu erstellen und vorzulegen. Wichtig ist, die aktuellen Zahlen laufend zu analysieren und den Zahnarzt auf wichtige Entwicklungen und Besonder- heiten aufmerksam zu machen. Mindestens einmal jährlich sollten in einem Management-Review strategische Fragen der Praxisentwicklung erörtert werden. In- sofern ist ein guter Steuerberater immer auch ein Ratgeber und Begleiter, der in per- sönlichem Kontakt zu seinen Mandanten steht und diese in ihrer unternehmerischen Entwicklung unterstützt. Die Fragen stellte Stefan Grande. Praxisführung Wie finde ich den richtigen Steuerberater? Wen fragt man? Kollegen? Google? Wir fragten Stephan Grüner, Kaufmännischer Geschäftsführer, Existenzgründungs- und Praxisabgabeberater bei der Bayerischen Landeszahnärztekammer: Worauf sollen Zahnärzte bei der Wahl des Steuerberaters achten? Und woran kann man erkennen, dass man bei einem guten Steuerberater gelandet ist? Dipl.-Volkswirt Stephan Grüner ist Kaufmännischer Geschäftsführer der Bayerischen Landeszahnärztekammer. Bild: Andreas Köhler 56 Praxis

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