Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06

zm 109, Nr. 6, 16.3.2019, (625) Material seiner elastischen Verformung ent- gegensetzt. Sehr vereinfacht ausgedrückt, hilft der E-Modul dabei, die Elastizität, Stei- figkeit, Flexibilität und teilweise Sprödigkeit der Materialien einzuordnen. Auch hier lie- gen die Werte zahnfarbener Werkstoffe mit 2 GPa (Thermoplaste) und 200 GPa (Y-TZP) weit auseinander [Rosentritt, Preis, 2018; Rosentritt, 2016]. Die E-Module der Zirkon- oxide sind mehr als doppelt so hoch wie die der Keramiken und liegen in der gleichen Größenordnung wie zum Beispiel Kobalt- Chrom-Legierungen (CoCh). Ein geringer Modul ist beispielsweise bei provisorischen Restaurationen gefordert, um diese bei der Fertigung leicht zu entformen. Ein Material mit niedrigem Modul kann theoretisch als Kronenmaterial auf ein Implantat „dämp- fend“ wirken [Silla, 2016]. Eine Restauration aus einem Material mit hohem Elastizitäts- modul ist stabiler beziehungsweise steifer als eine identische Versorgung – mit den gleichen Abmessungen – aus einemMaterial mit niedrigem Elastizitätsmodul. So biegen sich Brücken aus Materialien mit höherem Modul bei gleicher Krafteinwirkung weniger und belasten die Pfeilerzähne daher geringer, da die einwirkenden Kräfte durch die hohe Steifigkeit besser verteilt werden. Die Härte (Abbildung 3) kennzeichnet den mechanischen Widerstand, den ein Werkstoff dem mechanischen Eindringen eines ande- ren Körpers entgegensetzt. Sie ist damit ein relevanter Parameter für die Oberflächen- bearbeitung und nicht oder nur einge- schränkt – wie fälschlicherweise oft ange- nommen – für die Abrasionsbeständigkeit der Antagonisten verantwortlich. Harte Werkstoffe sind mühsam und unter hohem Materialabtrag des Instruments zu verarbei- ten. Sind sie jedoch erst einmal glatt poliert, können sie im klinischen Einsatz nur schwer abradiert werden und werden daher nicht rauer. Sie sind aufgrund ihrer glatten Oberfläche für den Antagonisten eher als positiv zu bewerten. Aufgrund der hohen Härte werden die Restaurationen abrasions- beständiger, können sich allerdings nicht selbst „einschleifen“. Daher sind gerade bei harten Materialen die Okklusion und die Funktion besonders zu berücksichtigen. Härte ist nicht gleich Festigkeit! Es gilt zu beachten, dass beispielsweise Zirkonoxide trotz unterschiedlicher Festigkeit fast gleiche Härten aufweisen. Grundsätzlich sollte das manuelle Bearbeiten spröder Restaurationen auf ein Minimum beschränkt werden, um Schäden durch Überhitzen (Mikrorisse) zu vermeiden. Beim Schleifen im finalen Zu- stand sind Wasserkühlung, ein niedriger Anpressdruck und ein gut schleifender Dia- mant (max. Rotring) empfohlen [Matzinger et al., 2018; Strasser et al., 2018]. Optische Eigenschaften Die optischen und ästhetischen Eigenschaf- ten der Werkstoffe werden in hohem Maß von ihrer Zusammensetzung bestimmt. Entscheidend sind Parameter wie beispiels- weise die Art und Menge von Füllstoffen oder von kristallinen Bereichen. Die Auswir- kungen auf Transluzenz, Reflektion, Glanz, Farbe, Opazität bestimmen das Erscheinungs- bild der Restauration. Opake Materialien wie zum Beispiel 3Y-TZP erscheinen matt [Stawarczyk et al., 2017; Stawarczyk, 2016]. Hoch transluzente Glaskeramiken wirken zahnähnlich. Während opake Materialien ohne negativen Einfluss auf die Ästhetik zementiert oder gar zur Abdeckung von ver- färbter Zahnhartsubtanz eingesetzt werden können, sollten Restaurationen zur optima- len Gewährleistung der Ästhetik zwingend zusammen mit dem entsprechenden ästhe- tischen Befestigungskomposit adhäsiv ver- wendet werden. Die Farbauswahl bei den Befestigungskompositen ist hier auch wich- Biegefestigkeit [MPa] 0 200 400 600 800 1000 1200 Thermoplaste DMA-Komposite PIC Leuzit u. Ä. Lithium-X- silikatkeramik 4/5Y-TZP 3Y-TZP Abbildung 1: Biegefestigkeit unterschiedlicher zahnfarbener Werkstoffe (Größenordnung) Quelle: Rosentritt, Kieschnick, Stawarczyk E-Modul [GPa] 0 50 100 150 200 Thermoplaste DMA-Komposite PIC Leuzit u. Ä. Lithium-X- silikatkeramik 4/5Y-TZP 3Y-TZP Abbildung 2: E-Modul unterschiedlicher zahnfarbener Werkstoffe (Größenordnung) Quelle: Rosentritt, Kieschnick, Stawarczyk 75

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