Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06
zm 109, Nr. 6, 16.3.2019, (628) terungen des Materials oder Abplatzungen der Verblendung (Chipping) können leicht poliert werden. Risse in den Materialien können unter Wirkung eines Kapillareffekts eventuell mit Adhäsivsystemen verschlossen werden. Abgeplatzte Keramikscherben oder Bruchstücke können nach einer Konditio- nierung ohne Bearbeitung wieder einge- klebt werden. Zusätzlich zur klassischen Reparatur mit Füllungskomposit besteht auch die Option, kleinere Bereiche mit spe- ziell angefertigten keramischen „Reparatur- scherben“ oder minimalinvasiven Veneers zu ergänzen. Entscheidend für den klinischen Erfolg sind eine materialspezifische Ober- flächenbehandlung und Konditionierung [Rosentritt, 2015]. Klinische Erfahrung Viele glaskeramische Systeme sind seit Jahren auf dem Markt und zeigen meist gute klinische Langzeitresultate für die ent- sprechenden Indikationen. 3Y-TZP weisen unter klinischen Bedingungen nur sehr sel- ten Schäden an den Gerüsten auf. Die viel diskutierten Chipping-Problematiken konn- ten im Verlauf der Entwicklung der Zirkon- oxide deutlich reduziert werden und spielen bei fachgerechter Verarbeitung heute eine nur mehr untergeordnete Rolle. Auf das kli- nische Verhalten von neueren Zirkonoxiden, neueren Keramiktypen und indirekten poly- merbasierten Materialien kann aktuell nur aus In-vitro-Studien oder aus dem Verhalten von vergleichbaren Werkstoffen (3Y-TZP, restau- rative Füllungsmaterialien) rückgeschlossen werden, da zum jetzigen Zeitpunkt nur wenig klinische Daten vorliegen. Fazit Dem klinischen Anwender steht mit den aktuellen zahnfarbenen Materialien eine Vielzahl von klinischen Optionen – vom Veneer bis hin zur mehrgliedrigen Restaura- tion oder Prothese – zur Auswahl. Manche Werkstoffe besitzen Alleinstellungsmerkmale, zum Beispiel aufgrund ihrer hohen Festig- keiten oder ihrer ästhetischen Eigenschaften. Andere können einfach gegeneinander substituiert werden. Damit stehen dem Zahnarzt viele verschiedene zahnfarbene Materialoptionen für gleiche Indikationen zur Verfügung. Die in den einzelnen Kapiteln ausführlich dargestellten Werkstoffe besitzen deutlich unterschiedliche Eigenschaften (Ta- belle 1). Daher sollte der Anwender Grund- kenntnisse besitzen, um die Möglichkeiten und Einschränkungen der Werkstoffe ein- schätzen und patientenorientiert umsetzen zu können. Neben den materialkundlichen Kenngrößen spielen die Erfahrung sowie die sachgerechte Bearbeitung und Anwendung eine beson- dere Rolle für den klinischen Erfolg. Ent- scheidende Kriterien bei der Material- auswahl und Bewertung sind ! die mechanischen Eigenschaften (Festig- keit, Härte, E-Modul, Bruch-/Risszähigkeit) ! die optischen Eigenschaften (Ästhetik, Trans- luzenz, Reflektion, Glanz, Farbe, Opazität) ! die Präparationsoptionen (Wandstärken) ! die Befestigung (Oberflächenaktivierung, Konditionierung, Art des Befestigungsmate- rials, Abbildung 4) ! die Art der Fertigung (konventionelle Verfahren wie Gießen oder Pressen oder CAD/CAM-Methoden wie Fräsen, Schleifen, 3-D-Druck) und ! die Reparaturmöglichkeiten. Mehr Informationen zur zahnmedizinischen Werkstoffkunde sowie zur Verarbeitung der Materialien in Praxis und Labor finden Sie unter www.werkstoffkunde-kompendium.de. Prof. Dr. Dipl. Ing. (FH) Martin Rosentritt Universitätsklinikum Regensburg Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik Franz-Josef-Strauß-Allee 11 93053 Regensburg martin.rosentritt@ukr.de Annett Kieschnick Freie Fachjournalistin Helmholtzstr. 27 10587 Berlin PD Dr. Dipl. Ing. (FH) Bogna Stawarczyk Klinikum der Universität München Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik Wissenschaftliche Leiterin Werkstoffkunde Goethestr. 70 80336 München Werkstoffkunde für Zahnärzte V IERTEILIGE S ERIE Teil 1: Polymerbasierte CAD/CAM- Kunststoffe (zm 3/2018, S. 56–59) Fotos: B. Stawarczyk, M. Rosentritt, zm-nb Teil 2: Glaskeramik (zm 4/2018, S. 76–79) Teil 3: Zirkonoxid (zm 5/2018, S. 74–77) Teil 4: Vergleich der Indikationen Alle Porträts: privat 78 Zahnmedizin
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