Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06
zm 109, Nr. 6, 16.3.2019, (637) mäßig talentierte Frauen ähnlich oft oben ankommen wie mäßig talentierte Männer. „Kurz gesagt, ein Mann zu sein – das ist die günstigste Aufstiegsprognose in der Medizin“, resümierte Ley. Cornelia Prüfer-Storcks (SPD), Senatorin für Gesundheit und Verbraucherschutz in Hamburg, erklärte, sie sei stolz darauf, eine Quotenfrau zu sein. Prüfer-Storcks forderte vor allem für die Gremienarbeit, Rituale wie die Präsenzpflicht auf den Prüfstand zu stellen. Ihrer Meinung nach werden Frauen auch durch die bestehenden Abläufe von der Gremienarbeit abgeschreckt. Sitzungen sollte es nur bei echten Themen und bei Entscheidungsbedarf geben, nicht, „weil wieder der dritte Montag im Monat ist“. Die Grünen-Abgeordnete Dr. Kirsten Kappert- Gonther, Mitglied im Ausschuss für Gesund- heit, kritisierte, dass bei Frauen oft der Titel unterschlagen werde – Männern passiere das selten. Beim Thema Quote machte sie bei Männern „ein langsames Umdenken“ aus, dass diese keine Bedrohung sei, sondern „ein Versprechen nach mehr Teilhabe“. Für Kappert-Gonther führt nur eine vorge- schriebene Parität zum Ziel; ohne Quote gehe es nicht. Der als „Vater der Frauenquote in DAX- Konzernen“ vorgestellte FDP-Bundestags- abgeordnete Thomas Sattelberger erklärte, dass er schon seit Jahren für „Diversity“ kämpfe, auch in seiner Partei – „die hat das bitter nötig“. Er verwies auf den Geschäfts- erfolg gemischter Teams und unterstrich: „Gleichberechtigung der Frauen ist ein Menschenrecht.“ ” Meine Partei hat Diversity bitter nötig. Thomas Sattelberger, FDP-Bundestagsabgeordneter Die Gestaltungsspielräume wären ja da Die frauenpolitische Sprecherin der Grünen, Gesine Agena, schilderte die in der Partei- satzung verankerten Maßnahmen wie die festgelegte Reihenfolge der Geschlechter bei Abstimmungen. „Wenn Frauen als erste für etwas stimmen, werden Männer danach wahrscheinlich nicht dagegen stimmen.“ Zudem seien paritätisch besetzte Redelisten und Versammlungsleitungen vorgeschrieben. „Ist der Frauenanteil bei der Redeliste ausge- schöpft, muss die Versammlung gefragt werden, ob die Sitzung fortgeführt werden soll“, beschrieb sie das Verfahren. Am Ende der Auftaktveranstaltung wurde Spahn von Cornelia Wanke ein T-Shirt mit der Aufschrift „Regel Nr. 1: Sei niemals Nr. 2!“ überreicht. Und Karin Maag, die gesund- heitspolitische Sprecherin der CDU-/CSU- Bundestagsfraktion, erhielt von den Initiato- rinnen, die auch von Klas, Fath und Gleissner unterzeichnete Resolution (siehe Kasten). Maag beschrieb das Spannungsfeld zwischen der Forderung einer Quote und der Ach- tung der Gestaltungsspielräume der Selbst- verwaltung und machte zugleich deutlich, dass man in ihrer Fraktion über das Thema Gleichstellung sehr ernsthaft nachdenke. Weitere Veranstaltungen sollen folgen, ver- kündeten die Initiatorinnen. mth „Die Rolle der Frauen im deutschen Gesundheitswesen ist sehr ambivalent: Ihr Anteil an den Beschäftigten ist hoch. In Arztpraxen und Krankenhäusern, bei Krankenkassen und Institutionen: Überall sind Frauen zahlenmäßig stark vertreten, teilweise liegt ihr Anteil sogar bei mehr als zwei Dritteln der Beschäftigten. Auch in der Ärzte-, Psychotherapeuten- und Zahn- ärzteschaft steigt der Anteil der Frauen ste- tig. Mittlerweile ist hier nahezu die Hälfte weiblich. Dennoch werden Führungs- positionen in den Organisationen und Gremien des Gesundheitswesens über- wiegend von Männern besetzt. In vielen Organisationen ist nicht einmal jede zehnte Führungskraft eine Frau. Es gibt noch immer Bereiche, in denen gar keine Frau im Vorstand oder der ersten Füh- rungsebene vertreten ist. Dies kann nicht weiter hingenommen werden. Es hat sich in Jahrzehnten gezeigt, dass Appelle und Selbstverpflichtungen nicht ausreichen. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner dieser Resolution fordern die Bundesregie- rung und die Regierungen der Bundeslän- der auf, in ihrem jeweiligen Kompetenz- bereich verbindliche Regelungen für die paritätische Besetzung von Führungsposi- tionen im Gesundheitswesen zu schaffen. Für alle Körperschaften des öffentlichen Rechts, die Aufgaben der ärztlichen, zahn- ärztlichen, psychotherapeutischen, der sozialen und der gemeinsamen Selbstver- waltung erfüllen, muss das Ziel sowohl für die Verwaltungsräte und Vertreterver- sammlungen, wie auch für die Vorstände, Geschäftsführungen und obersten Führungs- ebenen gesetzlich verankert werden. Für alle Organisationen, die in einer anderen Rechtsform vomGesetzgeber übertragene Aufgaben der Gesundheitsversorgung er- füllen, sind analoge Regelungen zu schaffen. Besetzungskommissionen sind ab sofort paritätisch zu besetzen. Für Auswahlver- fahren muss eine Dokumentationspflicht eingeführt werden und auch ein Einsichts- recht in diese Dokumentation für unter- legene Kandidatinnen und Kandidaten. Die Herstellung der Parität muss innerhalb von fünf Jahren erreicht werden. Die jeweils zuständige Aufsicht hat die Umsetzung der Vorgaben jährlich zu überprüfen. Die Organisationen müssen in ihren Rechen- schaftsberichten jährlich über die Fort- schritte berichten. Das Bundesgesund- heitsministerium hat für seinen Zuständig- keitsbereich jährliche Berichte an den Bundestag zuliefern. Wir fordern gleich- berechtigte Teilhabe an der Gestaltung des Gesundheitswesens. Es wird Zeit, dass die Kompetenzen und Erfahrungen von Frauen stärker in die Entscheidungen im Gesundheitswesen einfließen und die Vorteile von gemischten Führungsteams genutzt werden. Berlin, den 20. Februar 2019“ Resolution des Netzwerks „Spitzenfrauen Gesundheit“ Die Resolution 87 Politik
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