Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06
zm 109, Nr. 6, 16.3.2019, (646) dreimal täglich). Ferner wurde ein zwei- bis dreiwöchiges Schnäuzverbot ausgesprochen sowie die Anwendung abschwellender Nasentropfen (Xylametazolin 0,1 Prozent) dreimal täglich für eine Woche empfohlen. Verlauf Bereits am ersten postoperativen Tag wurde erneut ein Orthopantomogramm (Abbil- dung 5) zur Kontrolle angefertigt. Die Wundheilung zeigte sich stadiengerecht, die Kieferhöhlentamponade konnte am fünften postoperativen Tag entfernt wer- den. Die histopathologische Untersuchung der Kieferhöhlenbioptate ergab das Vor- liegen einer stärkergradig chronischen sowie mäßiggradigen floriden Entzündung der Schleimhaut des Sinus maxillaris rechts. Neben Streptococcus anginosus konnten vergrünende Streptokokken sowie Rothia mucilaginosa nach aerober Bebrütung des Abstrichmaterials nachgewiesen werden. Alle Erreger zeigten sich im Antibiogramm sensibel auf das verabreichte Antibiotikum. Nach einem stationären Aufenthalt von eini- gen Tagen konnte die Patientin entlassen werden. Bei einem ambulanten Nachsorge- termin am zehnten postoperativen Tag wurde das einliegende Nahtmaterial ent- fernt. Hierbei zeigten sich reizlose und de- hiszenzfreie Wundverhältnisse. Die Patientin ist seither beschwerdefrei und wurde zur prothetischen Versorgung an den nieder- gelassenen Kollegen zurückverwiesen. Diskussion Die Entstehung einer Mund-Antrum-Verbin- dung ist eine häufige Komplikation bei der Entfernung von Oberkieferseitenzähnen. In der Hälfte der Fälle ereignet sie sich bei der Entfernung der ersten oberen Molaren, in 25 Prozent sind Weisheitszahnextraktionen und in 17 Prozent ist die Entfernung der zweiten oberen Molaren ausschlaggebend [Hernando, 2010]. Ist es zur Entstehung einer oroantralen Fistel gekommen, können nicht nur Keime aus der Mundhöhlenflora, sondern auch Fremdkörper in die Kiefer- höhle gelangen. In der Vergangenheit konnte gezeigt werden, dass in 80 Prozent der Fälle Kieferhöhleneröffnungen inner- halb einer Woche zu akuten Sinusitiden führen können [Susarla, 2003]. Zur Anfertigung von temporären Versor- gungen präparierter Zähne werden vor allem selbsthärtende Zweikomponentenmateria- lien verwendet. Diese können in viskösem Zustand mit einer Überabformung oder Tiefziehschiene im Bereich der präparierten Zähne in die Mundhöhle eingebracht werden. Ist durch eine im Vorfeld erfolgte Extraktion eine Mund-Antrum-Verbindung entstanden, kann bei der Eingliederung der Überabformung das Provisoriumsmaterial in die Kieferhöhle gelangen. In der zahnärzt- lichen Prothetik werden heutzutage am häufigsten Acrylat-Kunststoffe verwendet [Craig, 2006]. Bei deren Polymerisation ver- bleibt ein bestimmter Anteil an freiem Rest- monomer, das aus zahnärztlichen Werk- stoffen freigesetzt und vom menschlichen Organismus resorbiert werden kann. Bei deren Metabolisation können wiederum Intermediate gebildet werden, die ihrerseits toxische Wirkungen zeigen können. Jedoch ist anzumerken, dass Monomere im Speichel des Menschen nach deren Elution aus Kom- posit im micromolaren Bereich zu detektie- ren sind, wohingegen toxische Wirkungen der genannten Materialien erst im milli- molaren Bereich auftreten [Reichl, 2011]. Dementsprechend ist eine lokal toxische Wirkung umstritten. Weiterhin ist eine hö- here Pathogenität im Vergleich zu Fremd- körpern anderer Materialien klinisch nicht nachweisbar. Abbildung 3: geborgener Fremdkörper (ausgehärtetes Provisoriumsma- terial), laterale Ansicht Abbildung 4: geborgener Fremdkörper in der Aufsicht Abbildung 5: OPG – postoperative Kontrolle 96 Zahnmedizin
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