Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08

zm 109, Nr. 8, 16.4.2019, (836) Mark Langguth, Leiter der Abteilung Produktmanage- ment bei der gematik: „Die Standard-E-Mail ist eine Postkarte!“ Briefe und Faxe sind unter Ärzten noch immer beliebter als eine E-Mail, erläuterte Langguth in seinem Vortrag. Warum? „Nun, die Standard-E-Mail ist unsicher, sie ist kein Brief, sondern gleicht eher einer Postkarte: Jeder kann mitlesen!“ Da es flächendeckend keine Alternativen gebe, habe die gematik die Fachanwen- dung „Sichere Kommunikation zwischen Leistungserbringern“ (KOM-LE) entwickelt. Langguth: „Mit diesem Übermittlungs- verfahren lassen sich künftig medizinische Dokumente ohne Medienbrüche schnell, zuverlässig und vor allem sicher unterein- ander austauschen – über alle Sektoren und Berufsgruppen hinweg.“ Bei der normalen E-Mail wisse der Empfänger nicht: Kommt sie wirklich von diesem Absender? Wurde sie auf dem Transportweg inhaltlich verändert? Wurde sie mitgelesen? „Bei KOM-LE bleibt der Prozess derselbe, aber die E-Mail – Text, Anhänge, Betreff – wird vor dem Senden verschlüsselt und danach wieder entpackt, auf Vollständigkeit geprüft die Signatur wird kontrolliert und ein Prüfbericht ange- hängt.“ Voraussetzung ist freilich: Man muss im Adressverzeichnis gelistet sein. KOM-LE oder KV Connect? Langguth: „Die Entscheidung, welche Norm der Standard ist, hat der Gesetzgeber getrof- fen. Ob das Volk dann folgt, wird man se- hen. Wir erarbeiten eine Lösung mit und für die Selbstverwaltung – für morgen und übermorgen.“ Dr. Florian Fuhrmann, Geschäftsführer der KV Telematik GmbH: „Computer sind keine digitalen Leitzordner!“ „Computer sind kein digitaler Leitzordner. Vor diesem Hintergrund hat das KV-System riesige Power!“, betonte Fuhrmann. Der vor zehn Jahren entwickelte Kommunika- tionsdienst KV-Connect soll den sicheren Datenaustausch zwischen Ärzten, Psycho- therapeuten, KVen garantieren – direkt aus dem jeweiligen PVS heraus. Genutzt wer- den kann der Dienst über das sogenannte Sichere Netz der KVen (SNK) wie auch über die Telematikinfrastruktur (TI). Unabhängig von den Sicherheitsvorteilen der TI und des SNK werden durch KV-Connect alle über- tragenen Nachrichten automatisch Ende- zu-Ende-verschlüsselt. „Diese Anwendun- gen müssen beim Arzt nur freigeschaltet werden“, erklärte Fuhrmann. KOM-LE oder KV Connect? Fuhrmann: „Wir sind einfach schnell. Wenn Sie zügig starten wollen, könnten wir Sie in kürzester Zeit anbinden!“ Sabine von Schlippenbach, Strategische Produktmana- gerin bei der gematik „Der Gesetzgeber will auf diesem Weg die Arzneimitteltherapie- sicherheit erhöhen!“ Von Schlippenbach stellte in ihrer Präsentation den elektronischen Medikations- plan (MP) und das Notfalldatenmanagement als Fachanwendungen der elektronischen Gesundheitskarte vor. Seit dem 1. Januar haben Versicherte Anspruch auf die Aktuali- sierung ihres MP bei Ärzten und Apothekern. Im Unterschied zu jenen ist der Zahnarzt al- lerdings nicht verpflichtet, die Anwendung anzulegen oder zu aktualisieren. Ziel des Gesetzgebers ist auch, auf diesem Weg die Arzneimitteltherapiesicherheit zu erhöhen. Zum Schreiben wird kein Heilberufsausweis benötigt – die SMC-B reicht aus. Beim Notfalldatensatz ist der HBA dagegen zum Schreiben notwendig, ausgelesen werden können die Daten aber auch mit der SMC-B. „Der Notfalldatensatz mit Patienten- verfügung und Organspendeausweis darf im Notfall natürlich ohne die Zustimmung des Patienten ausgelesen werden.“ Jörg Mertz, Geschäftsführer der Stiftung zur Förderung der ambulanten Versorgung in Thüringen: „Famulaturen laufen wie geschnitten Brot!“ 1.500 Allgemeinärzte und 450 Psychotherapeuten gibt es in Thüringen. „Vor zehn Jahren haben wir uns als KV überlegt, auf dem Land eine Praxis selbst zu gründen, weil dort niemand hin wollte“, schilderte Mertz die Genese der Stiftung. Größtes Sorgenkind: die Augenheilkunde. Mertz: „In Hermsdorf wurde beispielsweise drei Jahre lang eine Stelle ausgeschrieben – ohne Erfolg. Mit unseren Fördergeldern haben wir dort später eine Stiftungpraxis eingerichtet und eine Augenärztin ange- stellt – und in drei Tagen 1.000 Termine vergeben!“ Als Rechtsform hat die KV sich mit dem Land Thüringen für das Modell der Stiftung entschieden, weil die Stiftung selber wie auch die Praxen als Zweckbetriebe der Stiftung steuerbefreit sind. Nach durch- schnittlich zwei Jahren werden die Bereichs- praxen zum Buchwert übernommen, zur Not werden Kredite vermittelt. Fast alle Interes- senten sind Frauen. „Bisher wurden 606 Famulaturen gefördert – die laufen wie ge- schnitten Brot!“ 2018 wurden außerdem 67 Anträge auf Blockpraktika eingereicht, zudem 14 PJ gefördert. Das Thüringen-Sti- pendium zum Facharzt Augenheilkunde/ Allgemeinmedizin wurde bisher 247-mal vergeben, von den Absolventen haben sich 110 in Thüringen niedergelassen. Insgesamt werden je 250 Euro für maximal 60 Monate gezahlt. Mittlerweile kommen die Planungs- bereiche auf die Stiftung zu, mit der Bitte: „Ihr müsst uns unterstützen – wir saufen ab!“ Mertz Fazit: „Alle Praxen rechnen sich. Wir gehen nach zwei Jahren immer mit mehr als einer schwarzen Null aus der Praxis raus.“ KV Connect oder KOM-LE? Zwei Kommunikationssdienste im Vergleich Porträt: privat Porträt: privat Porträt: privat Porträt: zm-ck Von den Möglichkeiten der sicheren elektronischen Kommunikation unter Ärzten über die Fachanwendungen Notfalldatensatz und Medikationsplan bis zur Nachwuchsgewinnung auf dem Land: Für viel Input sorgten die Impulsvorträge. \ Input durch Impulsvorträge KZBV-K LAUSURTAGUNG 30 Politik

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