Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08
zm 109, Nr. 8, 16.4.2019, (814) Status und Körpersprache – Humor ist, wenn man trotzdem lacht \ Zum Beitrag „Status und Körpersprache in der Arzt-Patienten-Kommunikation: Wohlfühlen wie bei Muttern!“, zm 3/2019 , S. 76–77. Paternalistische Arroganz: Zu dem Thema „Die Ressource Humor für sich optimal nutzen können“ informiert die Autorin Eva Ullmann, sie trainiert Unter- nehmen. In den zm geht es um professionalisierte Arzt-Patienten- Kommunikation („Wenn Sie einen Scherz machen, dann deutlich dazu lächeln, oder auch unschuldig gucken“). Ähnlich den Seminaren „Wie Sie Patienteneinwänden begegnen“ soll der Zahnarzt einen Vor- teil haben, der die Ressource Humor gezielt und optimal zu nutzen gelernt hat. Wie verträgt sich das aber mit den sinnvollen ethischen Forderungen nach einer absolut gleichberechtigten, offenen Kom- munikation auf Augenhöhe („informed consent“)? Ist es ethisch verantwortbar, Humor in der vertrauensvollen Kommunikation mit dem Patienten „optimal zu nutzen“? Ich denke nein. Es ist unehrlich, es ist paternalistische Arroganz. Dass das dann auch noch mit der Überschrift „Wohlfühlen wie bei Muttern!“ überschrieben wurde, grenzt an blanken Zynismus. Humor sollte ohne Hintergedanken sein. Ihn nun systematisch vor den zahn- ärztlichen Karren zu spannen, das geht zu weit. Wer Humor optimal nutzt, nutzt auch Patienten und ihr Vertrauen optimal (Thema Über- versorgung). Wollen wir das? Das Motto „Wohlfühlen wie bei Muttern“ ist dabei genauso unseriös wie „Leistung aus Leidenschaft“. Wo solche Arroganz hinführt, macht uns eine große Bank gerade vor. Dr. Paul Schmitt, Frankfurt jameda – Es geht um die Integrität unsere Berufstands \ Zum Beitrag „Arztbewertungsportal: jameda: Rechtsstreit um gelöschte Bewertungen“, zm 07/2019, S. 18. Es ist durchaus möglich, dass Jameda ggf. beim Löschen von Positivbewertungen wegen fraglicher Fälschung und beim Veröffentlichen von Negativ- bewertungen – ob authentisch oder nicht – selektiv vorgeht. Denn es ist sicher im Geschäfts- interesse des Portals, viele zu- friedene Kunden zu haben, aber ggf. eben auch viele unzufriedene Nicht-Kunden, denen der Einstieg in das Portal schmackhaft gemacht werden soll. Leider gibt es keinerlei neutrale Kontrolle in Sachen Selektivität. Es ist technisch sehr einfach. Jamedas Aussagen zur Authen- tizität der Bewertungen könn- ten sehr gut ein Täuschungs- manöver, ein Lippenbekennt- nis, Augenwischerei sein. Die Grundlage für die Echtheit müsste ein objektiver Nachweis sein, ob der Patient tatsächlich die Praxis überhaupt aufge- sucht hat. Aber auch dann gilt, dass man nicht zahlende Kunden als Portalteilnehmer haben kann und gleichzeitig eine vollständige Arzt-/Zahnarzt- listung. Beides ist nicht mit- einander vereinbar. Die kom- menden juristischen Ausein- andersetzungen mit Jameda werden zeigen, wie sich die Rechtsprechung in dieser neuralgischen Frage entwickelt. Hier geht es um nichts Ge- ringeres als um die Integrität unseres Berufsstandes. Dr. Peter Klotz, Germering jameda – Werden Kritiker mit schlechten Bewertungen bestraft? \ Zum Beitrag „Arztbewertungsportal: jameda: Rechtsstreit um gelöschte Bewertungen“, zm 07/2019, S. 18. Der Verdacht einer Bestrafung des Kie- ler Zahnarztes für die Kündigung bei Jameda ist keines- wegs abwegig. Am 18. Januar 2018 er- schien auf meine Initiative der ZEIT- Artikel „Zu welchem Arzt würden Sie gehen?“. Um 9.50 Uhr desselben Tages schrieb die Pressesprecherin Jamedas, Kathrin Kirchler, dem ZEIT-Autor Tin Fischer eine E-Mail, in der sie sich erkundigte, ob ich, Dr. Peter Gorenflos, der „Leser“ und Arzt sei, von dem er den Hinweis bekommen habe. Fünf Stunden später hatte ich eine 6 in meinem Jameda-Profil. Nachdem man mir den ange- forderten Behandlungsnachweis, auf den ich einen Rechtsanspruch habe, verweigert hatte, schaltete ichmeinen Anwalt ein. Erst jetzt wurde diese Note 6 gelöscht. Kostenpunkt: 1000.- Euro. Ein Zwei-Klassen-Portal mit zahlenden Kunden und nicht- zahlenden Zwangsteilnehmern, die sich laut Jameda unter dem Vorwand der Informationsfreiheit nicht löschen lassen dürfen – trotz gegenteiligen Urteils vom BGH vom Februar letzten Jahres – kann nicht neutral sein. Die Be- vorzugung von zahlenden Ärzten lässt sich in beliebigen Stich- proben, in der 6.500-Fall-Statistik der ZEIT und in der Webpage des Portals selbst leicht nach- weisen. Sortiert man dort die Ärzte nach Noten zwischen 3 und 6, dann findet man fast ausschließlich Kollegen ohne Profil-Foto, also Nicht-Kunden. Es wird Zeit, dass das Lauterkeits- recht gegen Jameda in Stellung gebracht wird. Die Kammern tragen hierfür die Verantwor- tung. Die Parole muss lauten: Null Toleranz gegenüber Zwei- Klassen-Portalen wie Jameda! Dr. Peter Gorenflos, Berlin Foto: AdobeStock - fotogestoeber 8 Leserforum
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