Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08
zm 109, Nr. 8, 16.4.2019, (894) 6. Die Erklärungen zum Vorgehen beim Zähneputzen inklusive der Zeichnungen bleiben absolut unklar und sind damit weder lehr- noch hilfreich. 7. Das Thema „Eltern putzen Kinderzähne sauber“ fehlt, obwohl die Hauptfiguren als Fünfjährige für die Gesunderhaltung ihrer Zähne auf die Eltern angewiesen sind, da sie sich die Zähne selbst noch nicht sauber putzen können. ! Doktor Reiko & Eve Tharlet: Die Zahnmonsterparty. minedition verlegt in der Michael Neugebauer Edition, Bargteheide, 2010. 12,95 Euro, ISBN: 978–3–86566–501–0 (nur noch über Internet) Inhalt: Der kleine Bär Luca liebt Süßigkeiten über alles. Als Folge bekommt er Zahn- schmerzen und muss zum Zahnarzt. Doktor Reiko zeigt ihm die Ursache seiner Probleme: Eine Gesellschaft von Zahnmonstern feiert ausgelassen eine Party in Lucas Mund. Luca erlebt, wie die Partybande Unmengen von Süßigkeiten verschlingt und anschließend auf die Zähne pinkelt. Mit einem scharfen Wasserstrahl spült der Doktor die Kerle und die ganze Schweinerei heraus. Nur der Monsterkönig bleibt übrig. Lucas muss tap- fer bleiben, als der Doktor mit dem Bohrer dem König den Garaus macht. Von jetzt an putzt Luca nach jeder Mahlzeit, damit die Zahnmonster nie mehr zurückkommen. Kommentar : Die Hauptkritik bezieht sich auf die begleitende Illustration: So sind das zahn- ärztliche Instrumentarium und seine Wirkungs- weise auffallend bedrohlich dargestellt und können dementsprechend beängstigend auf kindliche Betrachter wirken. Verwirrung schafft das Auftreten von gleich zwei Zahn- ärzten in den Bildern (Mensch und Affe), obwohl im Text nur von einem Doktor die Rede ist. Die ironische Note im Dank der Zahnmonster für die Süßigkeiten können kindliche Leser (noch) nicht verstehen. Im Brief von Doktor Reiko an alle Kinder am Buchende taucht die überholte Regel auf: Nach jedem Süßgenuss anschließend immer gründlich Zähne putzen und dasselbe auch nach jeder Mahlzeit. ! Nathalie Tordjman, Jörg Mühle: Alle deine Zähne. Carl Hanser Verlag, München, 2007. 12,90 Euro, ISBN: 978–3–446–20891–9 (nur noch über Internet) Inhalt: Sachbuch für Kinder ab frühestens sechs Jahren mit Informationen aus allen Be- reichen rund um den Zahn – wie Ent stehung der Zähne, Aufbau und Funktion von Milchzähnen und bleibenden Zähnen, Entstehung von Karies und anderen Zahn- und Zahnfleischerkrankungen. Behandelt werden darüber hinaus die Themen Zahn- stein und Aphthen, Mundgeruch, Zahn- pflege, Ernährung, Zahnarztbesuch, Zahn- unfälle, Zahnersatz, Kieferorthopädie und zahnärztliche Berufe. Kommentar: Auf 46 Seiten eine Fülle von Informationen für wirklich Interessierte. Für nicht kindliche Leser wirkt das Bildmaterial durchaus unterhaltsam, wobei es den Text ironisch untermalt und dem Inhalt wider- sprechende Botschaften vermittelt. Die als Vampir dargestellte Vaterfigur, der skurrile, glatzköpfige Wissenschaftler, das zahnärzt- liche Wartezimmer mit Hexe, Frankenstein und Krokodil als Patienten liefern keine sachgerechte und realitätsnahe bildliche Darstellung. Die Tipps zu zahngesunden Verhaltensweisen wirken teilweise streng und sind nicht alltagstauglich, etwa die Botschaft „Auch Obst, Brot und Müsli sind für die Zähne schädlich“. Deshalb sollte man nach jedem Essen die Zähne putzen. Nicht thematisiert wird die wichtige Rolle der Eltern für gesunde, saubere Zähne. Fazit: Für den Kindergarten nicht geeignet. ! Jean-Michel Billioud, Michel Gay: Schreckliche Zahnschmerzen. Moritz Verlag, Frankfurt, 2000. 12 Euro, ISBN: 3–89565–101-X (nur noch über Internet) Inhalt: Ein Krokodil hat fürchterliche Zahn- schmerzen. Deshalb versucht es, Hilfe bei den Medizinmännern in den umliegenden Dörfern zu bekommen. Diese aber verwei- gern die Behandlung, weil sie kein Vertrauen in das Krokodil haben. Schließlich befreit der „große Zahnarzt“ in der „großen Stadt“ das Krokodil von seinen Schmerzen. Seine Hilfeleistung bezahlt er mit dem Leben. Kommentar : Kein Buch für Kinder: zum einen, weil es die Erwartungen der Kinder auf einen positiven Ausgang nicht erfüllt: Hier siegt das Böse, denn der helfende Zahnarzt wird gefressen. Zum anderen, weil Kinder die Ironie nicht verstehen, dass manch einer einem habgierigen „großen Zahnarzt mit hypermoderner Praxis“ und niederen Moti- ven durchaus ein grausiges Ende wünscht. Dr. Andrea Thumeyer ist Zahnärztin in Wiesbaden und Vorsitzende der Landes- arbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege in Hessen (LAGH). 88 Praxis
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