Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 109, Nr. 9, 1.5.2019, (38) erstmals in der Bundesrepublik die Folgen des CM-Konsums auf die Zahn-, Mund- und Kieferregion systematisch evaluiert. Dafür wurden insgesamt 100 Probanden mit chronischem CM-Konsum sowie 100 Kon- trollprobanden entsprechend der matched- pair-Kriterien Alter und Geschlecht (+/- 1a) zur optimalen Verifizierung der Daten- erhebung und -analyse akquiriert. Im Zuge der Datenerhebung wurde eine ausführliche klinische Untersuchung bei allen Probanden beider Gruppen durch- geführt. Die Erfassung der Kariesprävalenz erfolgte mittels DMF-T- und DMF-S-Index. Der Gesundheitszustand des parodontalen Gewebes wurde mithilfe des Parodontalen Screening Index (PSI) erfasst. Die individuelle Mundhygiene wurde anhand spezifischer Plaque-Anfärbetabletten (Mira-2-Ton-Tabletts, Hager Werken, Duisburg) und nachfolgender Berechnung des Approximalraum-Plaque- Index (API) evaluiert. Zur Beurteilung eines möglichen Trismus wurde die Schneide- kantendistanz (SKD) der mittleren Ober- kiefer- und Unterkieferinzisivi bei maximaler Mundöffnung auf einem Holzspatel mar- kiert und mit einem Lineal abgemessen. Die Prüfung auf Schlifffacetten über das physio- logische Niveau hinaus diente als Hinweis auf einen möglichen Bruxismus. Im letzten Abschnitt der klinischen Untersuchung wur- den die stimulierte Speichelfließrate anhand der sialometrischen Methode sowie die indi- viduelle Speichelpufferkapazität mit einer Speichelprobe getestet. Zur Bestimmung der Pufferkapazität wurde eine Speichel- probe auf einen Indikatorstick (CRT Buffer, Vivadent, Ellwangen) aufgetragen und an- hand des Verfärbungsgrades die Puffer- kapazität in fünf verschiedene Kategorien von 1 (= sehr niedrig) bis 5 (= sehr hoch) ein- geteilt. Ergebnisse und Diskussion Die Ergebnisse zeigen eine signifikant höhere Karies-, Gingivitis- und Parodontitisprävalenz innerhalb der Gruppe mit CM-Konsum als bei einer gleichaltrigen und vom Geschlecht gleich gewichteten Kontrollgruppe ohne CM-Konsum. Auffällig waren insbesondere eine signifikant verminderte Speichelfluss- rate und eine verminderte Speichelpuffer- kapazität bei der CM-Gruppe. Ein CM-indu- zierter Trismus durch den Nachweis einer eingeschränkten Mundöffnung war nicht er- sichtlich. Signifikant erhöhte Schlifffacetten weisen auf einen durch chronischen CM- Konsum hervorgerufenen Bruxismus hin. Ebenso ist bei der CM-Gruppe eine ver- minderte Mundhygiene zu beobachten (Tabelle 1). Mundtrockenheit ist neben dem massiven Kariesbefall ein Hauptsymptom, das bei chronischem MA-Konsum beschrieben wird [Curtis, 2006]. Dies konnte in der Unter- suchung bestätigt werden. Innerhalb der CM-Gruppe zeigte sich ein signifikant verminderter Durchschnittswert für die Gesamtspeichelmenge nach Stimulation von lediglich 0,36 ml/min. Die Gründe der MA-induzierten Mundtrockenheit sind weit- gehend ungeklärt. Womöglich stellt jedoch die sympathomimetische, zentrale Wirkung von Methamphetamin auf die Speichelpro- duktion-hemmenden alpha-2-Rezeptoren Folgen des Crystal-Meth-Konsums Klinische Daten Kariesprävalenz DMF-T (n=28) DMF-S (n= 128) Parodontale Erkrankungen PSI (min. 0 – max. 4) Mundhygiene API (%) Trismus und Bruximus Maximale Mundöffnung (mm) Abnorme Schlifffacetten (n= 100) Speichelproduktion Gesamtspeichel (ml / 5 min) Speichelpuffer- kapazität hoch hoch-normal normal normal-niedrig niedrig Tabelle 1; Quelle: MKG TU München, (SD=Standardabweichung) Mittelwert (SD) Mittelwert (SD) Mittelwert (SD) Mittelwert (SD) Mittelwert (SD) Mittelwert (SD) CM-Gruppe (n= 100) 12,3 (5,9) 32,5 (29,7) 2,75 (0,6) 55,7 (18,6) 48,7 (6,6) 81 1,8 (1,2) 9 11 43 30 7 Kontrollgruppe (n=100) 7,2 (5,9) 17,9 (20) 2,1 (0,9) 48,2 (27,2) 48,2 (27,2) 39 4,1 (2,7) 54 24 18 3 0 p-Wert < 0,001 < 0,001 < 0,001 0,024 0,481 < 0,001 < 0,001 < 0,001 38 Zahnmedizin

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