Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 109, Nr. 9, 1.5.2019, (57) 2017] und die zweite Auflage aus dem Jahr 1992 [Kramer et al., 1992] nur wenig, wo- bei in beiden Versionen eine Subgruppie- rung der Kieferzysten entsprechend ihrem epithelialen Ursprung und der vermeintlichen Pathogenese erfolgt. Handelt es sich dem- nach bei dem auskleidenden Epithel um einen Abkömmling der embryonalen Zahn- leiste, besteht eine Zugehörigkeit zu den odontogenen Kieferzysten, die weiter ent- sprechend ihrem Entstehungsmechanismus in solche mit einem inflammatorischen und solche mit einem entwicklungsbedingten Ursprung unterteilt werden. Fehlt dagegen die Zugehörigkeit zum Epithel der Zahn- leiste, handelt es sich wie etwa beim ossifi- zierenden Fibrom um nicht-odontogene Zystenformen [Speight und Takata, 2018]. Die am häufigsten beobachtete Form der odontogenen Zysten ist die „radikuläre Zyste“, die als Vertreterin der inflamma- torisch-bedingten Zysten mit einem Anteil von 60 Prozent, die Liste der mandibulo- maxillär lokalisierten Zysten vor der „Residual- zyste“ anführt [Jones et al., 2006]. Als Mit- glied der entwicklungsbedingten odonto- genen Zysten, ist die „odontogene Kerato- zyste“ mit zwölf Prozent die dritthäufigste Form der humanen Kieferzysten [Jones et al., 2006; Shear und Speight, 2008]. Der oben geschilderte Patientenfall themati- siert mit der odontogenen Keratozyste eine regelmäßig auftretende zystische Verände- rung im Bereich der Kieferknochen. Hierbei zeigt sich der Unterkiefer deutlich häufiger betroffen, sodass die beschriebene Kasuistik einen eher seltenen Befund darstellt. Nachdem die odontogene Keratozyste (OKZ) erstmalig im Jahr 1956 durch Philipsen als eine der aggressivsten odontogenen Zysten- formen der Mundhöhle beschrieben und benannt wurde [Philipsen, 1956], klassifi- zierte man sie aufgrund ihrer Malignom- ähnlichen Eigenschaften im Jahr 2005 im Rahmen der aktualisierten Auflage der Kopf- Hals-Tumoren erstmalig als „keratozystisch odontogener Tumor“ (KCOT) [Barnes et al., 2005]. Andere Synonyme sind das „odonto- gene Keratozystom“ und die „Primordial- zyste“. Bei der aktuellen Neuauflage der WHO-Klassifikation aus dem Jahr 2017 ent- schied man sich zu einer Wiederzuordnung des keratozystisch odontogenen Tumors von der Gruppe der Neoplasien in die Gruppe der Zysten („odontogene Keratozyste“) [Soluk-Tekkesin und Wright, 2018]. Grund für die einstige Zuordnung der OKZ zu den mandibulo-maxillären Neoplasien war ihr „aggressives Verhalten“, definiert durch ihr destruktives Wachstum, deren Fähigkeit zur Ausbildung von „Satelliten- zysten“ und die hohen Lokalrezidivraten (bis zu 25 Prozent). Zusätzlich unterstützt wurde der Neoplasiegedanke maßgeblich durch die Tatsache, dass Mutationen oder Inaktivierungen des PTCH1-Gens bei einem Abbildung 1: Präoperatives Routine-OPG mit sphärischer Raumforderung im Bereich der rechten Kieferhöhle Foto: Thiem Abbildung 2a: Präoperatives DVT in koronarer Ansicht mit zystischer Raumforderung der rechten Kieferhöhle Foto: Thiem Abbildung 2b: Präoperatives DVT in axialer Ansicht mit zystischer, der lateralen Kiefer- höhlenwand adhärenten Raumforderung rechts Foto: Thiem Abbildung 2c: 3-D-Rekonstruktion mit farblicher Markierung der zystischen Raumforderung rechts (2,34 cm 3 ) Foto: Thiem 57

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