Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09

zm 109, Nr. 9, 1.5.2019, (58) Großteil (80 Prozent) der keratozystischen Läsionen beobachtet wurden [Li, 2011; Qu et al., 2015]. Nachdem sich jedoch heraus- gestellt hatte, dass auch andere Formen ent- wicklungsbedingter Zysten Veränderungen des PTCH1-Gens auf Chromosom 9 auf- weisen [Levanat et al., 2000; Pavelic et al., 2001], entfiel die Spezifität für keratozys- tische Läsionen, was in Zusammenschau mit der beschriebenen Möglichkeit einer erfolg- reichen, Rezidiv-reduzierten Behandlung durch Marsupialisation [Wushou et al., 2014] zur Reevaluation und Neugruppierung im Rahmen der vierten WHO-Klassifikation führte. Odontogene Keratozysten sind demnach definiert als benigne, uni- oder multi- zystische, potenziell destruktiv wachsende Läsionen odontogenen Ursprungs mit einer parakeratotischen Plattenepithelausklei- dung. Der Unterkiefer ist zweimal häufiger betroffen als der Oberkiefer, wobei mehr als 50 Prozent der Läsionen ihren Ursprung im Bereich des Unterkieferwinkels haben. Frauen und Männer sind etwa gleich häufig betroffen [Kaczmarzyk et al., 2018], über- dies zeigt sich ein Altersgipfel in der zweiten und in der dritten Lebensdekade. Ein multiples Auftreten wird in Verbindung mit dem Gorlin-Goltz-Syndrom beobachtet, bei dem es sich um ein autosomal-dominant vererbtes Leiden aufgrund einer Mutation im PTCH-1 Gen handelt. Klinisch handelt es sich hierbei definitionsgemäß um einen Symptomkomplex mit multiplen Basalzell- karzinomen und odontogenen Keratozysten in Verbindung mit Rippenanomalien [Todd und August, 2003]. Histopathologisch zeichnet sich die odonto- gene Keratozyste durch eine regelmäßige Schichtung (sechs bis acht Zelllagen) plat- tenepithelialer Zellen ohne Reteleisten aus. Neben einer oberflächlichen Keratinschicht erscheinen die Basalzellen häufig kubisch- hyperchromatisch mit palisadenförmiger Anordnung [Soluk-Tekkesin und Wright, 2013]. Die luminale Oberfläche weist meist ein gewellt parakeratotisches Epithel auf (Abbildung 4). Aufgrund der symptom- armen Klinik handelt es sich bei den meisten odontogenen Keratozysten um Zufalls- befunde, die meist im Rahmen zahnärztlich- radiologischer Routineuntersuchungen ma- nifest werden [Shear, 2003]. Bei erheblicher Volumenzunahme können Schmerzen in Verbindung mit sekundären Infektionen des Zysteninhalts sowie Schwellungen und Abbildung 3a: Intraoperatives klinisches Bild mit Aufsicht auf die zystische Raumforderung durch die fenestrierte Kieferhöhlenwand Foto: Thiem Abbildung 3b: Intraoperative Aufnahme mit Aufsicht auf die fenestrierte Kieferhöhle nach Zystektomie Foto: Thiem Abbildung 3c: Klinisches Bild des Gewebe- präparats mit makroskopisch erkennbarer Zystenkapsel und -inhalt in der Aufsicht Foto: Thiem Abbildung 3d: Intraoperative Aufnahme mit re-inseriertem Knochendeckel und stabilisierenden Mini-Osteosyntheseplatten Foto: Thiem Abbildung 4: Histologisches Bild in H.E.-Färbung (20x Vergrößerungs- faktor) Foto: Straub 58 Zahnmedizin

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=