Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 09
zm 109, Nr. 9, 1.5.2019, (90) Indianer“ unterscheiden sie dabei zwischen Humor und Ironie – und das zu Recht. Während Humor immer positiv besetzt ist, steckt hinter Ironie meist ein verborgenes Spötteln, das das Gegenteil von dem aus- drückt, was man eigentlich meint. Wir Erwachsenen haben den Durchblick und können leicht erkennen, welche Meinung hinter einer ironischen Bemerkung steckt – Kinder haben das altersbedingt noch nicht und können deshalb mit dieser Humorform nicht viel anfangen. Ironie ist für sie nicht lustig oder unterhaltsam. Diese Tatsache sollten wir immer klar vor Augen haben, wenn wir bei der Kinderbehandlung witzig sein wollen. Humor bedeutet auch nicht, dass ich als Praxisinhaber immer einen unverfänglichen Witz auf den Lippen haben muss. Humor und Empathie sind Lebenseinstellungen, die sich auch auf den Beruf auswirken. Wenn sich kleine Kinder freudig aufgenommen und geborgen fühlen, dann steigt die Fähigkeit zur Kooperation. Nutzen Sie Ihre Empathie, um Kinder für ihre Zähne zu be- geistern! Ich glaube, es war die Innung der Zahntechniker, die vor Jahren den Aufkleber herausbrachte „Love your teeth“ – das ist das Motto. Was wir lieben, das hegen und pflegen wir: Wenn wir dieses Bewusstsein schon bei Kindern wecken, haben wir ge- wonnen! Drama beim abendlichen Zähneputzen – was tun? Überraschen Sie ebenso die Eltern mit dieser kindgerechten Begeisterung, die Sie signali- sieren, und stärken Sie gleichzeitig deren Selbstvertrauen, wenn es um Probleme bei der häuslichen Mundhygiene geht. Denn es gibt heutzutage keine Eltern, die nicht das Beste für Ihr Kind wollen, aber trotzdem oft an der Frage scheitern: „Wie bringe ich abends mein Kind dazu, sich ko- operativ beim Zähneputzen zu verhalten?“ Meist schauen uns diese Eltern dann mit großen erwartungsvollen Augen an – und mir erscheint das Szenario jedes Mal wie die verzweifelte Suche nach den karierten Maiglöckchen. Zeigen Sie also Verständnis für die Situation (Ich selbst kann über meine damals sehr resolute kleine Tochter berichten, die vor dem Kindergartenalter fast jeden Abend aus dem Zähneputzen ein bühnenreifes Drama veranstaltet hat.), und geben Sie anschließend Rat: Das Zauberwort ist üben, üben, üben! Ein sauberer Zahn wird nicht krank! Also: Ausdauer zeigen und am Ball bleiben, Fantasie entwickeln und herausfinden, womit das Kind zu begeistern ist. Aber vor allem: sich Zeit nehmen für das abendliche Ritual. Den Eltern muss einleuchten, dass die Mundgesundheit ihrer Kinder auf zwei Beinen steht: auf der fundierten Betreuung durch uns als Behandler in der Praxis UND auf dem eigenen Einsatz bei der häuslichen Mundpflege – jeden Tag, jeden Abend. Natürlich gibt es auch bei uns (leider) völlig unkooperative Kinder. Da bleibt nur die Behandlung in Sedierung oder Intubations- narkose. Wir haben aber durch die oben be- schriebenen Maßnahmen die Anzahl dieser Fälle signifikant reduzieren können. Zu guter Letzt: Wenn es Ihnen gelingt, Ihre kleinen Patienten zu begeistern, dann macht auch Ihnen die Behandlung Spaß. Dr. Ruth Struck Bergisch Gladbach Ein Teil meines Teams und ich. Frau Stefanie Bobenhausen aus der Prophylaxe links und rechts unsere Auszubildende Aylin Irtem. Für Kinder, die den Mund nicht öffnen wollen, hat der Verein für Zahnhygiene (VfZ) einen „Mund-auf-Dino“ entwickelt, das ist ein Augmented-Reality-Frame für Smartphones und Tablets. Die Funktionsweise des „Mund-auf-Dino“ ist ganz einfach: Auf dem Bildschirm des Smartphones oder Tablets erscheint ein T-Rex, dessen Mund zunächst geschlossen ist. Öffnet das Kind seinen Mund, wird das von der Frontkamera des genutzten Geräts erkannt – und belohnt, denn im Gegenzug reißt auch der Dino seinen Mund auf, was dazu führen soll, dass das Kind den Mund ebenfalls weit öffnet. „Der Dino soll Kinder motivieren, den Zahn- arzt in ihren Mund schauen zu lassen. Auch Eltern oder Erzieher können ihn beim täg- lichen Zähneputzen mit dem Nachwuchs und in der Gruppenprophylaxe einsetzen“, sagte VfZ-Geschäftsführer Dr. Christian Rath anlässlich der Vorstellung dieser neuen Software-Entwicklung auf der IDS in Köln. Das Tool biete sich auch an, wenn das Praxisteam aufgrund von Sprach- barrieren nur eingeschränkt mit jungen Patienten kommunizieren könne. Die Software läuft auf iOS- und Android- Geräten und kann kostenfrei auf der VfZ- Website (www.zahnhygiene.de ) herunter- geladen werden. nb/pm Neues Augmented-Reality-Tool für unkooperative Kinder „M UND - AUF -D INO “ Foto: BZÄK/Irmler Mit Musik geht alles leichter! 90 Praxis
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