Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 109, Nr. 10, 16.5.2019, (1163) tels 3-D-Drucker gegenüber konventioneller Herstellung um 45 Prozent. Bei Schienen betrug die Herstellungszeit nur ein Viertel und bei Löffeln ein Sechstel, verglichen mit einem konventionell gefertigten Teil. Die Anschaffung eines 3-D-Druckers rechnet sich somit oft bereits nach wenigen Mo- naten. Wird der 3-D-Drucker beispielsweise nur zum Druck von Schienen verwendet, rechnet sich der Kauf ab elf Schienen pro Monat. Aktuell ist es möglich, bestimmte Arten von Zahnersatz komplett mittels additiver Verfahren in nur 20 Minuten her- zustellen und somit die Kosten für eine Pro- these um mehr als 50 Prozent gegenüber herkömmlichen Verfahren zu reduzieren. Dennoch wird der breite Einsatz, zum Bei- spiel von additiv hergestellten Provisorien, wohl noch dauern. Auch dürfte der 3-D- Druck zunächst hauptsächlich im Labor er- folgen und sich der Chairside-Druck gege- benenfalls mittel- bis langfristig entwickeln. Inzwischen gibt es 3-D-Drucker, die in einem Druckvorgang mehrere Materialien kombinieren und damit auch ein sehr großes Spektrum an Farbtönen generieren können, auch können immer kleinere Strukturen hergestellt werden. Sehr inte- ressant sind neue Entwicklungen, die den Einsatz additiver und subtraktiver Verfahren in einem Gerät vereinen oder 3-D-Drucker, die verschiedene Materialien gleichzeitig verarbeiten können. Große Laborstrukturen sind im Kommen Der CAD/CAM-Markt und der Markt für digitale Bildgebung mittels DVT, Cone- Beam-CT und Intraoralscanner werden laut Dental-Atlas künftig weiter deutlich wachsen. In den USA nutzen bereits rund 20 Prozent der Praxen derartige digitale Bildgebungs- geräte. Eine aktuelle Analyse prognostiziert für 3-D-Produkte in der Medizintechnik einen Anstieg des Marktvolumens von 0,26 Milliarden Euro (2015) auf 5,59 Milliarden Euro in 2030. Der Dentalbereich spielt dabei eine Vorreiterrolle. Die größten Wachstums- chancen sehen Marktforscher im Bereich von orthodontischen Apparaturen, Prothesen, Kronen, Brücken, Alignern und Modellen. Kunden sind vorwiegend Dentallabore, in zunehmendem Maße auch große Zahnarzt- praxen, vor allem mit Schwerpunkt Implan- tologie, sowie kieferorthopädische und MKG-Praxen. So wird 3-D-Bioprinting in der MKG-Chirurgie zum Verschluss von Lippen- Kiefer-Gaumenspalten eingesetzt. Analog zum Dentalmarkt gilt die aktuelle Niedrigzinsphase als eine der Ursachen für das steigende Investoreninteresse im Labor- bereich. Der Trend zu größeren Strukturen lässt sich jedoch vor allem auf die wachsenden Investitionen in Geräte, wie in 3-D-Drucker, CAD/CAM-Fräsen und Software zurückführen. Größere Labore besitzen in der Regel eine bessere finanzielle Ausstattung und erreichen dank der größeren Produktionsmengen und besseren Geräteauslastung eine schnellere Amortisation der Investitionen. Außerdem profitieren sie von der Kooperation mit international tätigen Fachleuten, die viel wertvoller ist als die bloßen Einkaufsvorteile großer Laborgruppen. Laborketten haben bereits einen großen Anteil am Umsatz. Branchentypisch in Deutschland sind zwar Kleinbetriebe, den- noch erwirtschafteten 2016 allein 38 Groß- labore der Umsatzklasse > 5 Millionen Euro rund 26 Prozent des Branchenumsatzes. Gerade große Dentallabore mit mindestens einer Million Euro Umsatz stehen verstärkt im Interesse von Finanzinvestoren; ferner lässt sich bei den Laborketten ein dynamisches Wachstum durch Neugründungen sowie Übernahmen beobachten. Darüber hinaus kommt es durch interne Übernahmen zu einer weiteren Konzentration. zMVZ forcieren den Wettbewerb um Personal Großpraxen und zahnärztlich tätige MVZ betreiben in Deutschland zumeist eigene Praxislabore, die innerhalb der zMVZ als Profitcenter betrieben werden und in Kon- kurrenz zu den gewerblichen Dentallaboren stehen. Da die zMVZ ihre Labormitarbeiter aus dem Bereich der gewerblichen Dental- labore rekrutieren, entsteht ein Wettbewerb um knappes qualifiziertes Personal. Bekannte Labor- oder Praxisketten haben generell mehr Möglichkeiten, Fachkräfte anzusprechen und zu binden. Ein weiterer Grund für den zunehmenden Fachkräftemangel: die Alters- struktur der Beschäftigten und Inhaber. Viele Inhaber erreichen derzeit das Renten- alter, aufseiten der Beschäftigten bereitet die Gewinnung von Fachkräften und Auszubil- denden – im Vergleich zu 2000 ist die Zahl der Azubis um rund ein Drittel gesunken – dem Zahntechnik-Handwerk Probleme. Laut Statistischem Bundesamt steht das Zahntechniker-Gewerbe mit einem Anteil von 17,3 Prozent geringfügig entlohnter Beschäftigter an fünfter Stelle des Negativ- rankings aller Gewerbezweige im deutschen Handwerk. Wie Auswertungen des Ver- bands Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI) zeigen, lag das durchschnittliche monatliche Bruttoeinkommen eines Zahn- technikers 2016 um rund 28 Prozent unter dem Durchschnittsverdienst im Handwerk. Im Vergleich mit allen Beschäftigten in Deutschland betrug diese Differenz fast 58 Prozent. Voraussetzung für wettbewerbs- fähige Löhne ist laut VDZI allerdings eine entsprechend gute Ertragslage. Hier sehen sich die gewerblichen Labore durch gesetz- liche Preiseingriffe und Wettbewerber be- nachteiligt. Um den Fortbestand der spezia- lisierten zahntechnischen Meisterbetriebe zu sichern, plädiert der VDZI für eine Ab- schaffung der Möglichkeit des Betriebs zMVZ-eigener Praxislabore. ck Der Einkaufsverband Dentagen gründete 2017 eine eigene Laborgruppe und kauft seitdem gezielt abgabewillige Betriebe. Der Private-Equity-Investor Nordic Capital mit Hauptsitz in Jersey will eine führende europäische Zahn- klinik-Plattform aufbauen und plant zu diesem Zweck nicht nur den Kauf von drei schnell wachsenden Dentalketten in den Niederlanden (88 Zahnkliniken), in der Schweiz (22 Zahnkliniken) und in Deutschland („Zahnstation“ mit sechs Praxen beziehungsweise zMVZ), sondern auch von DPH Dental, der Holding der deutschen Laborkette Flemming Dental. \ durch Investoren Konzentrationsprozesse 101

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