Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10
zm 109, Nr. 10, 16.5.2019, (1090) Zurzeit kommen derartige Maßnahmen nur in Einzelfällen in Betracht, es bedarf noch weiterer Evaluationen, um ihr Indikations- spektrum genauer abgrenzen zu können. Es zeichnet sich aber jetzt schon ab, dass sie ein gewisses Potenzial als frugale Interventionen besitzen. Auch wenn momentan vielfach Implantate favorisiert werden, erscheint es dennoch sinnvoll, wenn die Zahnärzteschaft auch diverse Implantat-Alternativen vorhalten kann. Ungeklärte Probleme periimplantärer Entzündungen [Chrcanovic et al., 2016] und die zu erwartende Diskussion über Beziehun- gen zwischen periimplantären Entzündungen und der Allgemeingesundheit lassen es als sinnvoll erscheinen, solchen Fragen intensiver als bisher nachzugehen. Bislang wird zwar nur über Einflüsse der Allgemeingesundheit auf den Erfolg beziehungsweise Misserfolg von Implantaten diskutiert. Es ist aber nicht auszuschließen, dass man künftig die Frage- stellung in umgekehrter Richtung dahin- gehend erweitert, inwieweit Implantate ihrerseits nicht nur positiven, sondern auch negativen Einfluss auf die Allgemeingesund- heit nehmen können. Mundhygiene \ Low cost: zum Beispiel Handzahnbürste ohne individuell ausgewählte Interdental- raumbürsten (IDR-Bürsten) \ Frugal: zum Beispiel Handzahnbürste und zusätzlich individuell ausgewählte IDR- Bürsten \ Premium: zum Beispiel elektrische Zahn- bürste (oftmals wird dabei bemerkenswer- terweise auf IDR-Bürsten verzichtet, wobei eine so herbeigeführte Kostenreduktion für viele Menschen allerdings keine gute Ent- scheidung wäre, siehe unten) d a b c e f g h i j k l Abbildung 5: 63-jährige Patientin, Migrantin, geringe deutsche Sprachkenntnisse, allein lebende Witwe, arbeitete früher als Putzfrau, sehr schwierige psycho-soziale und ökonomische Situation, schlechter Allgemeinzustand, diverse Erkrankungen (unter anderem Zustand nach vor Kurzem erfolgter Brustkrebsoperation); Frei-Endsituation (bis zweite Prämolaren, drei Zähne (17, 25 und 45) mit ungünstiger Prognose, Patientin wünscht keine herausnehmbare Prothese. Eine aufwendige prothetische Lösung oder eine Implantatversorgung kann sich die Patientin nicht leisten. a) bis d) Ausgangssituation: Die Zähne 17, 25 und 45 mussten aufgrund parodontaler beziehungsweise paro-endodontischer Probleme extrahiert werden. Die Zähne 24 und 44 wurden mittels direkt eingebrachtem Komposit verbreitert. Ansonsten wurde das Prinzip der verkürzten Zahnreihe verfolgt. e) bis h) Situation nach 13 Jahren: Es wurden regelmäßige professionelle Zahnreinigungen und Mundhygieneinstruktionen mit Auswahl geeigneter Interdentalraumbürsten vorgenommen, i) bis l) Kontrolle nach 17 Jahren (Patientin ist jetzt 80 Jahre alt): weiterhin stabile Verhältnisse 28 Zahnmedizin
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