Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 109, Nr. 10, 16.5.2019, (1106) Herr Dr. Frank, Sie stehen seit Ende April der ERO vor: Welchen Einfluss hat die ERO auf die Politik der FDI? Dr. Michael Frank: Die ERO ist einer der am besten organisierten Regionalverbände der FDI. Dies gibt uns die Gelegenheit, aktiv die europäischen Forderungen und Erfahrun- gen in unseren Weltverband zu tragen. Da- durch gelingt es uns, unseren Ideen auch weltweit Gehör zu verschaffen. Schlussend- lich aber trifft die FDI immer gemeinschaft- liche Entscheidungen, in die alle Regionen eingebunden sind und die natürlich demokra- tischen Entscheidungsmechanismen unter- liegen. Die ERO besteht derzeit aus 37 europäischen Ländern und hat sich zum Ziel gesetzt, die zahn- ärztlichen Organisationen aus allen 53 Ländern, die zur Europa- Region der WHO gezählt werden, einzubinden. Wo liegen die Herausforderungen angesichts der doch sehr heterogenen Mitgliederstruktur? Durch die breitere Mitgliedsbasis bei der ERO bestehen Chancen zum gegenseitigen Austausch und Lernen über die Grenzen der EU hinaus. Das damit verbundene politische Gewicht ist ja offensichtlich. Dies bringt zwar auch zahlreiche Herausforderungen mit sich, die ich allerdings sehr gerne annehme. Ich will helfen, dieses große Gewicht der ERO aktiv in den Dienst der Zahnärzteschaft in Europa und weltweit zu stellen. Herausforderungen gibt es ausreichend: So stehen hinter den einzelnen Mitglieds- organisationen nicht nur unterschiedliche Gesundheitssysteme. Diese sind zum Bei- spiel durch divergierende Ausstattungs- und Behandlungsmöglichkeiten in den Praxen oder unterschiedliche Honorarsysteme ge- prägt. Hier trotz aller Unterschiedlichkeit für Verständnis untereinander zu sorgen und gemeinsame Forderungen zu formulieren – darin sehe ich meine Hauptaufgabe. Auch die Organisationsstrukturen sind zum Teil völlig unterschiedlich. Denken Sie nur an solche Länder, aus denen wir Kammern als Mitglieder haben, während aus anderen Ländern Verbände unsere Mitglieder sind. Auch hier will ich helfen, diesen Spagat im Sinne unserer Kolleginnen und Kollegen zu nutzen. Welche Schwerpunkte setzen Sie als neuer Präsident in der nächsten Legislaturperiode, also welche aktuellen Themen sehen Sie als vordringlich an? Einige meiner Schwerpunkte werden sicher- lich die Förderung des internationalen Er- fahrungs- und Ideenaustauschs innerhalb der ERO, die Förderung und Bewahrung der freiberuflichen Strukturen, die Eröffnung und Förderung von Fortbildungsmöglich- keiten und die Stärkung der ERO-Interessen in der FDI sein. Darüber hinaus möchte ich politisch auch neue Wege beschreiten, etwa durch eine engere Anbindung der ERO an das Regio- nal-Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Europa in Kopenhagen. Die WHO ist mit ihren sechs Regionalbüros ähnlich strukturiert wie die ERO. Dies würde einerseits die ERO, aber auch die Rolle der deutschen Vertreter imGefüge von ERO und FDI – vor allem auch politisch – weiter stär- ken und neue Einflussnahmemöglichkeiten sichern. Als besonders vordringliches Thema sehe ich die Sicherung unseres Leitmotivs der Frei- beruflichkeit und der Selbstverwaltung an. Weitere Themen sind aus meiner Sicht die Schaffung von Qualitätsstandards für die Aus- und Weiterbildung in der Zahnmedi- zin, die Nachwuchsgewinnung für die inter- nationale Standespolitik und die verstärkte Einflussnahme auf die internationale Ge- sundheitspolitik. So hatte die Bundeszahn- ärztekammer anlässlich der letztjährigen FDI- Konferenz in Buenos Aires eine Resolution erarbeitet und zur Abstimmung gebracht, mit der wir – aus unserer Sicht – wichtige Themen wie den Kampf gegen Antibiotika- Resistenzen, die Bekämpfung von Flucht- ursachen sowie mangelhafte Ernährung am Ende erfolgreich auf die Tagesordnung der G20-Gesundheitsministerkonferenz dieses Jahr in Japan setzen konnten. Diese Aufgaben sind umfassend und erfor- dern mein und unser ganzes Engagement. Aber ich denke, dass ich mit meinen breiten nationalen und internationalen Erfahrungen hier wichtige Impulse geben kann. Welche Schnittmengen und welche Unterschiede gibt es zum Council of European Dentists (CED) und wo sehen Sie künftige Aufgaben? Zunächst sind ERO und CED auf unter- schiedlichen Ebenen tätig: Das CED ist eine klassische europäische Interessenvertretung im Rahmen der EU-Gesetzgebung. Die ERO ? ? ? ? Interview mit ERO-Präsident Dr. Michael Frank „Ich möchte politisch neue Wege beschreiten“ Dr. Michael Frank, Präsident der Zahnärztekammer Hessen und Mitglied im Vor- stand der BZÄK, ist der neue Präsident der Europäischen Regionalorganisation (ERO) im Weltzahnärzteverband FDI. Er möchte nicht nur die ERO selbst, sondern auch die Rolle der deutschen Vertreter im Gefüge von ERO und FDI politisch weiter stärken. Ziel ist die Sicherung der Freiberuflichkeit und der freiberuflichen Selbstverwaltung. Dr. Michael Frank, neuer Präsident der ERO Porträt: ERO/Dr. Georgios Tiogas 44 Politik

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