Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 109, Nr. 11, 1.6.2019, (1216) In ihrer Vorbemerkung zu ihrer Anfrage schreibt die Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen, dass das Krankheitsbild der „Kreidezähne“ die Volkskrankheit Karies in einigen Altersgruppen überholt habe. Laut der Fünften Deutschen Mundgesundheits- studie (DMS V) seien bis zu 30 Prozent der Zwölfjährigen in Deutschland von Aus- prägungen dieser Krankheit betroffen. Was die Erkrankung auslöst, sei bisher nicht ab- schließend geklärt. Die beiden hauptver- dächtigen Faktoren seien Antibiotika und Umweltgifte wie Bisphenol A (BPA), das zur Klasse der endokrinen Disruptoren gehört. In ihrer Antwort bezieht sich die Bundes- regierung auf das Bundesinstitut für Risiko- bewertung (BfR), das eine Studie von Jedeon et al. (2013) bewertet hatte, wonach ein Zu- sammenhang zwischen der Aufnahme von BPA und MIH besteht. Das BfR kommt indes zu dem Ergebnis, dass ein Zusammenhang zwischen MIH und der Aufnahme von BPA nach derzeitigem Stand des Wissens „unwahrscheinlich“ ist. Keine Zweifel an der Bewertung des BfR Die Bundesregierung habe keine Veranlas- sung, an der Bewertung des BfR, einschließ- lich der darin geäußerten Schwächen der Studie von Jedeon et al., zu zweifeln und teile die vom BfR aufgezeigten Schlussfolge- rungen, heißt es in der Antwort. Angesichts der nach wie vor ungeklärten Ursachen und Wirkungszusammenhänge und mit Blick auf mögliche Behandlungsstrategien hält die Bundesregierung weitere Forschungs- anstrengungen für erforderlich. Sie weist weiter darauf hin, dass eine hohe Prävalenzrate und das Ausmaß des Behand- lungsbedarfs nicht miteinander verwechselt werden dürften. So hätten nach der 2016 veröffentlichten DMS V insgesamt 28,7 Pro- zent der zwölfjährigen Kinder wenigstens einen Zahn mit MIH-Befund. Ausgeprägte MIH-Formen mit Defekten des Zahnschmel- zes waren bei 5,4 Prozent feststellbar. Darüber hinaus schreibt die Bundesregie- rung, dass das Krankheitsbild der MIH im Rahmen der Ausbildung zum Lehrplan und im Bereich der Fort- und Weiterbildung zu den Inhalten der Curricula im Bereich der Kinderzahnheilkunde zähle. Die Aufklärung und Information zur MIH erfolge auf Patientenebene durch die Zahnärzte; MIH sei auch Gegenstand der Gesundheitsinformationen, die von KZVen und Zahnärztekammern für Patien- ten bereitgestellt würden. Eine Aufklärung auf Bevölkerungsebene durch eine breit angelegte Kampagne erscheint aus Sicht der Bundesregierung deshalb derzeit nicht geboten. sg Die detaillierte Bewertung der Studie von Jedeon et al. [2013] durch das Bundes- institut für Risikobewertung wurde in der zm 17/2018, S. 42, veröffentlicht. Darauf bezieht sich die Bundesregie- rung nun in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der Grünen. Antwort der Bundesregierung auf Kleine Anfrage der Grünen Bisphenol A als Auslöser für MIH „unwahrscheinlich“ Die Bundesregierung hält es für unwahrscheinlich, dass die Aufnahme des Umweltgifts Bisphenol A (BPA) bei Kindern eine Molaren-Inzisiven- Hypomineralisation (MIH) auslöst. Dies geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage von Bündnis 90 / Die Grünen hervor. Problem MIH: Angesichts der nach wie vor ungeklärten Ursachen und Wirkungszusammenhänge und mit Blick auf mögliche Behandlungsstrategien hält die Bundesregierung weitere Forschungs- anstrengungen für erforderlich. Foto: Adobe Stock_Stockwerk-Fotodesign 26 Politik

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