Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11
zm 109, Nr. 11, 1.6.2019, (1222) Die fibröse Dysplasie ist eine angeborene Ossifikationsstörung mit Mutation in der a-subunit des G-Proteins und konsekutiver Störung der Osteoblastentätigkeit. Bei Befall der Gesichtsschädelknochen imponieren klinisch zunehmende Asymmetrien. Diffe- renzialdiagnostisch muss bei länger beste- henden Befunden das ossifizierende Fibrom in Betracht gezogen werden. Die Diagnose wird histopathologisch unter Berücksichti- gung der röntgenologischen Befunde ge- stellt. Als Therapie wird insbesondere bei ausgedehnten Befunden eine modellierende Osteotomie empfohlen. Kasuistik Ein 61-jähriger Patient stellte sich mit einer ausgeprägten Raumforderung des Unterkie- fers in der Abteilung für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie der Universität Freiburg vor. Circa 55 Jahre zuvor hatte eine partielle Resektion im Bereich des Oberkiefers stattgefunden. Der Befund war seitdem langsam weiter gewachsen, eine weitere Operation aus Angst vor Komplikationen abgelehnt worden. Die neuerliche Vorstel- lung erfolgte aufgrund von zunehmenden Schwierigkeiten bei der Kopfwendung. Klinisch zeigte sich eine circa 30 cm x 28 cm x 15 cm große, knochenharte und den Unter- kiefer zu drei Vierteln umgreifende Raumfor- derung ohne Vincent-Symptomatik (Abbil- dung 1). In der Computertomografie zeigte sich eine inhomogene, blasige und hypodense Raumforderung mit Milchglasanteilen (Ab- bildung 2). Geplant wurde eine Abtragung der Veränderung mit Rekonturierung des Unterkiefers unter Verwendung eines statis- tischen 3-D-Formmodells, mit dessen Hilfe die ursprüngliche Form des Unterkiefers er- mittelt wurde (Abbildung 3a). Im CAD/CAM- Verfahren wurden vier Resektionsschablonen hergestellt, um die geplante Osteotomie intra- operativ umzusetzen (Abbildung 3b). Über eine submandibuläre Schnittführung konnte die stark durchblutete Raumforderung vollständig dargestellt werden. Zur Erhaltung der Sensibilität der Unterlippe wurde eine Resektionsschablone mit einem Pointer ver- sehen, um das stark verlagerte Foramen mentale rechts darstellen zu können (Abbil- MKG-Chirurgie Ausgeprägte fibröse Dysplasie und CAD/CAM- geplante modellierende Unterkieferosteotomie Marc Anton Füßinger, René Rothweiler, Pit Voss, Rainer Schmelzeisen Dieser Fall zeigt eine ausgedehnte fibröse Dysplasie, die sich über viele Jahre hinweg entwickelt hat. Aufgrund der Größe des Befunds wurde eine aufwendige virtuelle 3-D-Planung mit Erstellung von Resektionsschablonen zur anatomisch korrekten Modellierung des Unterkiefers notwendig. 32 Zahnmedizin
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