Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 109, Nr. 11, 1.6.2019, (1248) ten Gruppen können auch als Mischformen auftreten [Burgdorf et al., 1981]. Differenzialdiagnostisch ist insbesondere das kapilläre Hämangiom in Betracht zu ziehen, dessen Wachstumsverhalten sich innerhalb der ersten sechs Lebensmonate deutlich progredient zeigt und bei Verdeckung der Pupille zur Amblyopie führen kann. Hierbei handelt es sich um weichgewebliche Schwellungen mit einer starken Rückbil- dungstendenz innerhalb der ersten sieben Lebensjahre, sodass häufig ein konservatives Vorgehen ausreichend ist [Barnes et al., 2005]. Kavernöse Hämangiome hingegen treten gehäuft bei Erwachsenen im Bereich der Orbita auf, stellen jedoch nicht immer eine Indikation zur operativen Entfernung dar [Grehn, 2012]. Zur Diagnostik stehen insbesondere bild- gebende Verfahren wie die Sonografie, die Computertomografie (CT) und die Magnet- resonanztomografie (MRT) im Vordergrund. Sonografisch stellen sich Lymphangiome als zystische, durch Septen unterschiedlicher Dicke unterteilte Strukturen dar. Um jedoch eine exakte Aussage über die weich- gewebliche Ausdehnung des Befunds tref- fen zu können, benötigt man eine MRT [Meinel und Daum, 1974; Giese, 2005]. His- tologisch zeigen sich mit flachem Endothel ausgekleidete, erweiterte Lymphgefäße unterschiedlicher Größe ohne kapsuläre Begrenzung [Barnes et al., 2005]. Neueste Studien befassen sich mit der Frage, inwie- fern sich Lymphangiome mittels Biomarkern wie MEK/ERK, BMP und Wnt/beta-catenin im peripheren Blut nachweisen lassen [Kim et al., 2019]. Die endgültige Diagnosestel- lung erfolgt mittels histopathologischer Auf- arbeitung [Ganesh et al., 2013]. Ergänzend stehen die immunhistochemischen Marker CD31, CD34 und FVIII-rAg zur Verfügung [Burgdorf et al., 1981; Brown et al., 1999; Galambos und Nodit, 2005]. Im Gegensatz zu Hämangiomen bilden sich Lymphangiome nur sehr selten spontan zu- rück, weshalb – wie im vorliegenden Fall – eine konservative Therapie wenig Erfolg ver- sprechend ist. Die chirurgische Exzision in toto gestaltet sich häufig aufgrund der kom- plexen Anatomie und des infiltrativen Wachstums wichtiger Strukturen schwierig. Zu den typischen postoperativen Komplika- tionen zählen die Entwicklung von Seromen, Infektionen und eine übermäßige Narben- bildung. Dennoch ist die chirurgische Vor- gehensweise das Mittel der Wahl. Hierbei ist die Berücksichtigung sowohl des Ausmaßes als auch der Unterform essenziell. Ohne Erreichen einer vollständigen Resektion Abbildung 5: Situs intraoperativ, subziliärer Hautschnitt Abbildung 6: Situs mit bereits größtenteils herausgelöstem Tumor Abbildung 7: Klinischer Situs nach Entfernung der Raumforderung 58 Zahnmedizin

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