Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11
zm 109, Nr. 11, 1.6.2019, (1274) ambulanten Bereich wurde der bis dahin offiziell genannte „Klinik Codex: Medizin vor Ökonomie“ auf Grundlage der Empfeh- lung des Deutschen Ärztetages in Erfurt 2018 und im Einvernehmen mit dem Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) sowie der DGIM ohne inhaltliche Änderun- gen der ursprünglichen Version in „Ärzte Codex: Medizin vor Ökonomie“ umbe- nannt. Ziel der DGIM ist es seitdem, diesen Codex nicht nur als berufsethische Basis für Inter- nisten zu etablieren, sondern auch anderen medizinischen Fächern und Berufsgruppen die Möglichkeit zu geben, sich dieser Selbst- verpflichtung anzuschließen. „Je mehr Ärzte sich dem Inhalt des Codex anschließen, umso mehr wird der Berufsstand Sicherheit, Selbstbewusstsein und Mut zurückgewinnen und umso stärker wird seine Wirkung sein“, so die Hoffnung der DGIM. nb „Die Ärzteschaft gerät in der Patienten- versorgung zunehmend unter Druck, ihr Handeln einer betriebswirtschaftlichen Nutzenoptimierung des Krankenhauses unterzuordnen. Diese Entwicklung macht es notwendig, dem Ökonomisierungs- prozess eine auf ärztlicher Ethik und Wer- ten beruhende Haltung im Arbeitsalltag entgegenzustellen. Der Klinik Codex soll Ärztinnen und Ärzten dabei helfen, die Auswirkungen von Ökonomisierung in ihrem persönlichen Arbeitsgebiet kritisch zu reflektieren und im Arbeitsalltag ihre ärztlichen Entscheidungen für die sich ihnen anvertrauenden Patienten zu tref- fen. Als Ärzteschaft bekennen wir uns dazu, mit unseren verfügbaren Ressourcen möglichst effizient und wirtschaftlich an- gemessen umzugehen. Gleichwohl stellen wir aber das Patientenwohl immer in den Mittelpunkt unseres Handelns. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) nimmt mit der Formulierung dieses Klinik Codex ihre fachgesellschaftliche, ethische und soziale Verpflichtung wahr, ihren Lösungsbeitrag für eine am erkrankten Menschen orientierte Gesundheitsversor- gung einzubringen. Ziel ist es, die beson- dere Verpflichtung als Ärzteschaft im Ein- klang mit ihren ethischen Werten erfüllen zu können und dem Vertrauen der Patien- ten gerecht zu werden. Auch soll Ärztin- nen und Ärzten die Sicherheit vermittelt werden, dass sie mit ihrer sich an diesem Klinik Codex orientierenden Haltung nicht alleinestehen. Unser Versprechen als Ärzte und Ärztinnen Ärztliche Pflicht ist es, die gesundheitliche Versorgung erkrankter Menschen ohne Ansehen von Alter, Konfession, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politischer Zugehörigkeit, sexueller Orien- tierung oder sozialer Stellung durchzu- führen. Es ist uns bewusst, dass unsere ärztlichen Entscheidungen durch nicht- medizinische Faktoren, insbesondere ökonomische Überlegungen und kom- merzielle Anreize, beeinflusst werden können. Als verantwortlich handelnde Ärztinnen und Ärzte streben wir an, solche Situationen zu erkennen und unsere ärztlichen Entscheidungen stets zuerst am Wohl der uns anvertrauten Patienten auszurichten: \ Als Ärztinnen und Ärzte müssen wir den berechtigten fachlichen und ethischen Er- wartungen der erkrankten Menschen, ihrer Angehörigen und der Gesellschaft an uns gerecht werden. \ Wir werden allen Patienten eine Versorgung unter Einsatz aller unserer Fachkompetenzen und aller ärztlichen Erfahrungen ermöglichen. \ Wissend, dass unsere medizinischen Ent- scheidungen, die auf Basis einer qualitäts- gesicherten Medizin getroffen werden, große Auswirkungen auf die Heilung und Gesundheit der Patienten, aber auch be- triebswirtschaftliche Auswirkungen haben, erklären wir hiermit, dass wir eine angemes- sene und wirksame Versorgung der Patienten stets unter dem uneingeschränkten Vorrang der medizinischen Argumente gegenüber ökonomischen Überlegungen planen und durchführen werden. \ Wir treffen keine ärztlichen Entscheidun- gen und werden keine medizinischen Maß- nahmen durchführen und solche Leistungen weglassen, welche aufgrund wirtschaftlicher Zielvorgaben und Überlegungen das Patienten- wohl verletzen und dem Patienten Schaden zufügen könnten. \ Wir werden den Menschen, die zu uns kommen, mit zugewandter Fürsorge begeg- nen und ihnen beistehen, mit ihren gesund- heitlichen Ängsten umzugehen. Wir wollen ihr Vertrauen gewinnen und werden ihnen versprechen, bei ihrer Behandlung keine medizinischen Leistungen durchzuführen, welche fachlich unsinnig sind oder aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus statt- finden sollen. \ Wir lehnen alle Leistungs-, Finanz-, Res- sourcen- und Verhaltensvorgaben ab, welche für uns offensichtlich erkennbar zu einer Einschränkung unseres ärztlichen Handelns und unseres ärztlich-ethischen Selbstver- ständnisses führen und das Patientenwohl gefährden können. \ Wir werden die von uns getroffenen Versorgungsentscheidungen bei Bedarf den zuständigen kaufmännischen Leitungsgremien, unter Verwendung fachlich-medizinischer, patientenorientierter und ethischer Argu- mente, erklären. \ Wir ermutigen junge Ärztinnen und Ärzte, sich mit den durch die kaufmännischen Ge-schäftsleitungen vorgegebenen wirt- schaftlichen Vorgaben kritisch auseinander- zusetzen und achtsam zu sein bei allen Ver- suchen der Einschränkung des Patienten- wohls aufgrund nicht-medizinischer Aspekte. Wir werden unsere ärztliche Heilkunst ausüben, ohne uns von wirtschaftlichem Druck, finanziellen Anreizsystemen oder ökonomischen Drohungen dazu bewegen zu lassen, uns von unserer Berufsethik und den Geboten der Menschlichkeit ab- zuwenden.“ Quelle: DGIM \ Ärzte Codex: Medizin vor Ökonomie D EUTSCHE G ESELLSCHAFT F ÜR I NNERE M EDIZIN 84 Politik
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