Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 109, Nr. 11, 1.6.2019, (1276) Unser Patient stellte sich im Alter von 20 Jahren mit dem Wunsch nach einer prothe- tischen Rehabilitation allgemeinzahnärztlich vor. Er zeigte neben einer für sein Alter ungewöhnlichen dentalen Situation mit multipel fehlenden Zähnen in Ober- und Unterkiefer auch eine skelettale Fehlstellung einer Klasse III. Zurückzuführen war diese Situation auf die Langerhanszell-Histiozytose, an der der Patient im Kindesalter erkrankt war. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung des Monozyten-Makrophagen-Systems mit einer ungeklärten Proliferation dendritischer mo- nonukleärer Zellen und Organinfiltration. Die Symptomatik dieser im Kindesalter auf- tretenden Erkrankung hängt vom Muster des Organbefalls ab, der Unterkiefer ist häufiger als der Oberkiefer betroffen. Auf- grund des Zahnfleischrückgangs kommt es schließlich auch zu einem frühzeitigen Durchbruch unreifer Zähne. [Harmon & Brown, 2015; Jezierska et al., 2018]. Die Erstdiagnose der Langerhanszell-Histio- zytose war im Alter von einem Jahr gestellt worden. Damals waren Haut, Mundschleim- haut und Skelett befallen. Es erfolgten Polychemotherapien. Im weiteren Verlauf konnten multiple Manifestationen in weite- ren Organen wie Leber, Milz, Lunge sowie Knochenmark nachgewiesen werden. Die Behandlung wurde bis zum achten Lebens- jahr fortgesetzt. Zu Therapiebeginn im Alter von 20 Jahren zeigte sich eine skelettale Klasse III mit trans- versaler, vertikaler und sagittaler Unter- entwicklung der Maxilla. Im Oberkiefer war die Zahnanzahl deutlich reduziert. Der Unterkiefer war nahezu zahnlos, hier MKG-Chirurgie Implantation vor kieferchirurgischer Umstellungs-OP Daria Pakosch-Nowak, Jörg Kästner, Dirk Lohmann, Dieter Jung, Harald Eufinger Patienten mit deutlich reduzierter Zahnanzahl und zusätzlich ausgeprägter skelettaler Fehlstellung profitieren von einer Implantation vor kieferchirurgischer Umstellungsoperation. So können die Implantate schon intraoperativ genutzt werden, um den OP-Splint stabil zu positionieren und dementsprechend die operative Umstellung exakt durchzuführen. Ein Fallbericht. Quelle: Behandlungszentrum Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen 86 Zahnmedizin

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