Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11

zm 109, Nr. 11, 1.6.2019, (1285) „Jährlich legt das BMWi neue Zahlen zur Querschnittsbranche Gesundheitswirt- schaft vor – sie besteht aus einem Kern- bereich mit ambulanter und stationärer Versorgung und deren Verwaltung sowie jenen Teilen der Wirtschaft, die Güter herstellen oder damit handeln, die auf Heilung, Rehabilitation sowie Pflege aus- gerichtet sind (beispielsweise Human- arzneimittel und Dentalhandel). Darüber hinaus existiert ein erweiterter Bereich, der beispielsweise auch Sport und Wellness- angebote umfasst – dies ist aber der be- deutend kleinere Teil. Die Heilung von Zahn-, Mund- und Kiefer- krankheiten gehört zweifelsfrei zum Kern- bereich und trägt in der vom BMWi vorge- nommenen Abgrenzung (nur ambulante zahnärztliche Versorgung inklusive Labor- leistungen) mit 19 Milliarden Euro (Prog- nose) zur Bruttowertschöpfung bei. Seit 2007 entspricht dies einem nominalen jährlichen Wachstum von 3,4 Prozent, und ähnlich wie bei Arztpraxen (3,5 Prozent) hat die Bedeutung der Zahnärzteschaft bezogen auf die Gesundheitswirtschaft insgesamt (+4,1 Prozent p. a.) abgenom- men. Zahlen zum realen Wachstum, in der das Wachstum üblicherweise beschrieben wird, fehlen allerdings. Zahnärztliches Satellitenkonto Die Bundeszahnärztekammer hat gemein- sam mit der BASYS Beratungsgesellschaft für angewandte Systemforschung mbH aus der Gesundheitswirtschaftlichen Ge- samtrechnung heraus ein zahnärztliches Satellitenkonto erstellt, das die wirtschaft- lichen Zusammenhänge innerhalb des zahnärztlichen Systems (Zahnarztpraxen, eigene Laborleistungen, Gesundheits- ämter, zahnärztliche stationäre Versor- gung und Forschung, Dentalindustrie, zahntechnisches Handwerk, …), ihre Be- schäftigungs- und Preiseffekte sowie die Verflechtungen mit der Gesamtwirtschaft und dem Staat, differenziert darstellt. Hier zeigte sich zwischen 2005 und 2015 ein reales Wachstum des zahnärztlichen Systems von 1,9 Prozent im Vergleich zur Gesamtwirtschaft von 1,4 Prozent p. a. Dieses Modell erlaubt auch die Berech- nung des ökonomischen Fußabdrucks der zahnärztlichen Versorgung. Kurz gesagt: Gäbe es keine zahnärztliche Versorgung in Deutschland, fiele das Bruttoinlands- produkt um 46,7 Milliarden Euro niedriger aus und in Deutschland wären 878.000 Menschen weniger in Arbeit. Die gesundheitswirtschaftliche Modell des BMWi beschreibt wirtschaftliche Effekte für relativ grob definierte Produktbereiche über die Zeit. Sie bietet aber weder Erklä- rungen noch beschreibt sie, was konkret hergestellt wird – hier: wie welche Krank- heiten behandelt und geheilt werden.Das zahnärztliche Satellitenkonto ist im Unter- schied dazu deshalb so angelegt, dass es sich um diese Aspekte erweitern lässt: Welche Aufwendungen fließen in die Er- haltung der natürlichen Zähne (beispiels- weise Endodontologie), wie hoch ist der Anteil von Zahnersatz und wie verändert sich der Zahnersatz selbst über die Zeit (Implantat statt Brücke)? Erst mit einer derartigen Differenzierung gelingt es, vom Blickwinkel des reinen Kostenfaktors (GKV-Ausgaben für Zahnärzte) über die Perspektive eines Wirtschaftsmotors (Wertschöpfungswachstum) hin zu einer auf Zahnerhaltung ausgelegten, qualitativ besseren Zahnmedizin in einer älter wer- denden Gesellschaft zu kommen.“ Vertiefende Informationen https://www.bzaek.de/ueber-uns/daten- und-zahlen.html . Bundeszahnärztekammer Wie sind die Zahlen zur Zahnmedizin zu lesen? E INORDNUNG DER B UNDESZAHNÄRZTEKAMMER \ Medizinische Versorgung: Der Begriff umfasst Dienstleistungen stationärer Ein- richtungen: Krankenhäuser, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen sowie (teil-)sta- tionäre Pflegeeinrichtungen und Dienstleis- tungen von nicht-stationären Einrichtun- gen: Arztpraxen, Zahnarztpraxen, Praxen sonstiger medizinischer Berufe sowie die am- bulante Pflege. \ Bruttowertschöpfung (BWS): Sie ergibt sich aus dem Gesamtwert der im Produk- tionsprozess erzeugten Waren und Dienst- leistungen (Produktionswert) abzüglich der hierzu verwendeten Vorleistungen. Die BWS entspricht damit den in den einzelnen Wirt- schaftszweigen erbrachten Leistungen. Die Wertschöpfungsquote der Gesundheitswirt- schaft liegt bei fast 59 Prozent. Das ist ein im Vergleich zur Gesamtwirtschaft überdurch- schnittlicher Wert. \ Erwerbstätige: Zu den Erwerbstätigen zählen alle Personen, die als Arbeitnehmer (Arbeiter, Angestellte, Beamte, geringfügig Beschäftigte, Soldaten) oder als Selbstständige beziehungsweise als mithelfende Familien- angehörige eine auf wirtschaftlichen Erwerb gerichtete Tätigkeit in Deutschland ausüben, unabhängig vom Umfang. Personen mit mehreren gleichzeitigen Beschäftigungsver- hältnissen werden nur einmal mit ihrer Haupterwerbstätigkeit erfasst. Datengrund- lage für die Berechnung der Erwerbstätigen bildet die Erwerbstätigenstatistik des Statis- tischen Bundesamtes. \ Glossar 95

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