Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 11
zm 109, Nr. 11, 1.6.2019, (1289) Paläo-Diäten, Waschnüsse und Do-it-your- self-Shampoo: Der Steinzeit-Trend ist in aller Munde, im wahrsten Sinne des Wortes – denn nun hält er auch Einzug in die Zahn- medizin. Extrem angesagt sind gerade Aktivkohle-haltige Zahnpasten. Deren Wirk- samkeit ist allerdings mehr als fraglich. „Biologisch“, „ökologisch“ „natürlich zahnaufhellend“? Beim Einkauf in so mancher Drogerie fällt es schwer, sie zu übersehen: Aktivkohle-haltige Zahnpasten sind gut sichtbar platziert und werden mit Schlagworten wie „biologisch“, „ökologisch“ und „natürlich zahnaufhel- lend“ beworben. Die schwarze Paste, die die Zähne weißer machen soll, trifft bei vielen Konsumenten den Nerv. Namhafte Her- steller greifen den Trend auf und steigen ins Geschäft ein. Sie versprechen nicht nur eine Hartsubstanz-schonende Zahnaufhellung, sondern gleich das Rundum-Sorglos-Paket der Mundhygiene: Die Paste soll auch karies- präventiv, antibakteriell und antiinflamma- torisch wirken. Die Beliebtheit der kohlehaltigen Zahnpasta steigt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Anlässlich dieser Entwicklung hat eine britische Forschergruppe die aktuelle Studienlage beleuchtet. Neben dem ver- sprochenen zahnaufhellenden Effekt wurden weitere Werbeversprechen der Hersteller analysiert. Unwirksame Zusätze und bedenkliche Inhaltsstoffe In einem dort angeführten Review von Brooks et al. [2017], in dem die Ergebnisse von 118 Studien und rund 50 kohlehaltiger Zahnpasten zusammengefasst wurden, konnte ein gesundheitlicher Nutzen nicht belegt werden. Im Gegenteil: Die Forscher appellieren ausdrücklich an die Zahnärzte, „Modisches, marketingorientiertes Gimmick“ Forscher warnen vor Zahnpasta mit Aktivkohle Zahnpasta mit Aktivkohle soll die Zähne schonend bleachen. Forscher haben jetzt herausgefunden: Das ist reines Marketing! Die schwarze Paste kann bei Parodontitis sogar schaden und begünstigt – weil meist fluoridfrei – Karies. Die Forscher appellieren aus- drücklich an die Zahnärzte, ihre Patienten über den fehlen- den Nutzen und mögliche Risiken von Zahnpasta mit Aktivkohle aufzuklären. Diese seien einerseits den fehlenden oder unwirksamen Zusätzen und andererseits der Bedenklichkeit der Inhaltsstoffe geschuldet. Adobe Stock_pamela_d_mcadams 99 zm-starter
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