Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 109, Nr. 12, 16.6.2019, (1345) auf eine aktuelle repräsentative Umfrage ihrer KZV: „Über 50 Prozent der jungen Zahnärzte, davon der größere Anteil Frauen, können sich vorstellen, in der Berufspolitik aktiv zu werden.“ Entscheidend bleibt die Qualifikation Wichtig sei, die Zugänge zu erleichtern. Das bedeute auch, hierbei Alter und Geschlecht künftig zu berücksichtigen. Zusammenge- fasst müsse die Tür zur Berufspolitik jedem und jeder offen stehen, in Führungsposition dagegen die Qualifikation entscheidend bleiben. „Wir erwarten als Berufsstand eine Vertretung, die uns qualifiziert vertritt“, bestätigte Meike Gorski-Goebel, stellvertre- tende Chefin der KZV Sachsen und AG-Vize- Vorsitzende. „Die KZBV hat lange auf ein organisches Wachstum gesetzt und gehofft, dass sich die enorme Präsenz der Zahnärztinnen an der Uni und im Beruf auch in der Standespolitik durchschlägt“, bilanzierte der KZBV-Vorsit- zende Dr. Wolfgang Eßer als Gastgeber. „Aber Frauen wachsen dort leider nicht nach, schon gar nicht so, wie es ihrer Verteilung im Berufsstand entspricht.“ Die Einschätzungen decken sich Dieser erste Problemaufriss der AG und die in der Folge skizzierten Lösungsansätze decken sich in sehr hohem Grad mit der Analyse, die die Sachverständigen bei der öffentlichen Anhörung des Ausschusses Ge- sundheit zu diesem Thema einen Tag später in Berlin abgaben. So plädierte Prof. Dr. Winfried Kluth, Direktor am Interdisziplinä- ren Institut für Medizin-Ethik-Recht der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg dafür, zuerst die strukturellen Nachteile in den Blick zu nehmen und auf dieser Basis unterstützende Maßnahmen wie Freistel- lungsregelungen bei Ehrenämtern sowie Homeoffice und familienfreundliche Gremien- zeiten zu entwickeln. Mentoringprogramme, die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und Kinderbetreuungsmöglichkeiten sowie die Bedeutung von weiblichen Vorbildern als mutmachende Beispiele bewerteten die Experten wie auch die AG ebenfalls als viel- versprechende Instrumente, um Frauen den Eintritt in Führungsämter zu erleichtern. Dass die KZBV extrem daran interessiert ist, der Zielsetzung des Antrags zu entsprechen, stellte Eßer heraus, der für die KZBV an der Anhörung teilnahm. „Auch wenn die aktuellen Zahlen zum Frauenanteil in Führungsposi- tionen noch ernüchternd sind“, wie er – mit Verweis auf die langen Wahlperioden für die Gremien der KZBV von sechs Jahren – ein- räumte. „Die KZBV und die KZVen haben es sich als Selbstverpflichtung zur Aufgabe in den Gremien gemacht, Frauen zu fördern“, betonte Eßer. „Die Quote ist für uns aller- dings Ultima Ratio für den Fall, dass die viel- fältigen Maßnahmen nicht greifen.“ Nach- wuchsprobleme habe man in den Gremien der vertragszahnärztlichen Selbstverwaltung im Übrigen sowohl bei jungen Frauen als auch bei jungen Männern: „Die gesetz- geberischen Eingriffe in die Rechte der Selbstverwaltung haben die Arbeit nicht attraktiver gemacht!“ Es gehe darum, Frauen wählbar zu machen, indem man auf den Listen auch Platz für sie schafft, erläuterte Eßer. Damit sie aber dann auch tatsächlich gewählt werden, müsse es Fürsprecher und Mentoringprogramme geben. Fest steht: „Am Ende werden die Alten auch Platz machen müssen für die Jungen.“ ck Laut Deutschem Bundestag sind Frauen in Führungspositionen bei Krankenkassen, der Ärzte- und Zahnärzteschaft – generell in der Selbstverwaltung im Gesundheits- wesen – stark unterrepräsentiert. Dies stehe imGegensatz zum hohen Frauenanteil bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen. Obwohl beispielsweise 70 Prozent der Beschäftigten und nahezu die Hälfte der Versicherten bei gesetzlichen Kranken- kassen Frauen sind, liegt ihr Anteil in den Vorständen zwischen 0 (Innungskranken- kassen) und 21 Prozent (Betriebskranken- kassen). In den Verwaltungsräten schwankt der Anteil zwischen 10 (Innungskranken- kassen) und 36 Prozent (Ersatzkassen). Der Frauenanteil unter niedergelassenen Vertragsärzten beträgt 46 Prozent, unter Vertragszahnärzten 38 Prozent. Die Mehrheit der Kassenärztlichen und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen hat indes kein weibliches Mitglied in ihrem Vorstand. Auch auf Bundesebene sind die Vorstände der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der Kas- senzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) derzeit rein männlich besetzt. In ihren Vertreterversammlungen liegt der Frauenanteil aktuell bei 18 Prozent (KBV) beziehungsweise bei 5 Prozent (KZBV); auf Landesebene ist er häufig ähnlich niedrig. Frauen in der Selbstverwaltung Eine positive Stimmung und offene Diskussionen kennzeichneten den Start der AG Frauenförderung der KZBV. 27

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