Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 109, Nr. 12, 16.6.2019, (1350) Extra-kurze Implantate erfreuen sich, insbe- sondere bei reduziertem Knochenangebot im posterioren Kieferbereich, immer größerer Beliebtheit. Die bislang publizierte Studien- ergebnisse scheinen die Vorzüge der ver- kürzten Implantatlängen zu belegen. Das Besondere an der vorliegenden Metaanalyse von Ravidà et al. [2018] ist, dass bei den ein- bezogenen Studien eine Längendifferenz von mindestens vier Millimetern zwischen den inserierten Implantaten als Inklusions- kriterium vorausgesetzt wurde. Vorange- gangene Metaanalysen haben zuweilen Ver- gleiche mit wesentlich geringeren Längen- unterschieden und einer folglich weniger klaren Abgrenzung erarbeitet. Die internationale Forschergruppe wählte für ihre Analyse insgesamt 18 randomisierte In-vivo-Studien mit einer Gesamtanzahl von 1.612 Implantaten aus, davon 793 extra kurze und 820 lange Implantate*. Die kur- zen Implantate hatten eine maximale Länge von sechs Millimetern (Testgruppe), die lan- gen Implantate eine Mindestlänge von zehn Millimetern (Kontrollgruppe). Die Insertion erfolgte teils mit, teils ohne Knochenaug- mentation, die Versorgung mit einer fest- sitzenden Prothetik war hingegen obligates Inklusionskriterium. Die Verlaufskontrollen mussten über einen Zeitraum von mindes- tens zwölf Monaten durchgeführt werden. Gemäß der von den Autoren ermittelten Metadaten liegt die allgemeine Überlebens- rate aller eingeschlossenen Implantate bei 97,1 Prozent – unabhängig vom beobach- teten Zeitraum –, im Einzelnen 96,69 Pro- zent für extra-kurze und 97,5 Prozent für lange Implantate. Ein statistisch signifikan- ter Unterschied der Ein- bis Drei-Jahres- Überlebensraten zwischen beiden Gruppen könne nicht festgestellt werden. Allerdings beschreiben die Autoren für kurze Implantate signifikant niedrigere Überlebensraten fünf Jahre nach Insertion. In der Maxilla könne im ersten Jahr nach Insertion mit Knochen- augmentation kein Unterschied zwischen beiden Testgruppen festgestellt werden, in der Mandibula zeige die Kontrollgruppe nach Insertion mit vertikaler Knochenaugmenta- tion etwas schlechtere Überlebensraten. Aufgrund fehlender Studienlage konnten die Autoren keine konkrete Aussage bezüglich des Einflusses der Knochenaugmentation im Kontrollzeitraum von drei bis fünf Jahren formulieren: Bei langen Implantaten fiele ein signifikant höherer marginaler Knochen- verlust nach Ein- und Drei-Jahres-Kontrollen auf, wobei die Methode der Knochenaug- mentation einen besonderen Einfluss habe (Sinuslift > vertikale Knochenaugmentation im UK). Prothetische Komplikationen träten in beiden Gruppen im ersten Jahr in gleichem Maß auf, nach drei Jahren wäre eine sig- nifikant höhere Rate in der Testgruppe zu verzeichnen. Es gäbe deutlich weniger bio- logische Komplikationen bei extra-kurzen Implantaten nach einem und nach drei Jah- ren. Dabei habe die Knochenaugmentation keinen signifikanten Einfluss auf die bio- logischen Komplikationen in beiden Kiefern. Sowohl die Gesamtkosten als auch die Behandlungsdauer seien bei extra-kurzen Implantaten geringer. * Hier besteht eine Zahlendifferenz von einem Implantat. Die Angaben wurden aus dem Originaltext übernommen, der im Oktober 2018 vom Journal of Clinical Periodontology publiziert wurde. Aus der Wissenschaft Halb so lang, doppelt so gut? In einer aktuellen Metaanalyse wurden extra-kurze und lange Implantate mitein- ander verglichen. Dabei konnten es die kurzen durchaus mit der Kontrollgruppe aufnehmen. Ravidà A, Wang IC, Barootchi S, Askar H, Tavelli L, Gargallo-Albiol J, Wang HL (2019): Meta-analysis of randomized clinical trials comparing clinical and patient-reported outcomes between extra-short ( ” 6 mm) and longer ( • 10 mm) implants. Journal of clinical peri- odontology, 46(1), 118–142. Quelle Foto: Adobe.Stock - peterschreiber.media 32 Zahnmedizin

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