Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 109, Nr. 12, 16.6.2019, (1368) Kinder sind eine besondere Patienten- gruppe: Sie sind keine kleinen Erwachsenen, sondern heranwachsende „Menschlein“. Mit einer eigenen Gefühlswelt und sehr sensiblen „Multifrequenzantennen“ registrieren sie Dinge um sich herum, die die Großen meist übersehen. Trotzdem ist ihre Aufmerksam- keitsspanne altersbedingt stark verkürzt. Das Zeitfenster ihrer Kooperationsbereit- schaft ist deshalb gering. Allgemein gilt ein Zeitfenster von fünf Minuten pro Lebens- jahr. Kinder spüren zudem Ängste oder Verunsicherungen, die wir als Erwachsene schon längst vergessen haben, weil unser Kindsein schon so lange zurückliegt. Wenn wir einen Zugang zu den unter Dreijährigen finden wollen, braucht es genau dieses Wis- sen – neben Empathie, Geduld und einer kindgerechten Kommunikation. Am Anfang steht immer der erste Eindruck, der erste Kontakt, die erste Erfahrung. 80 Prozent der Sinneseindrücke nehmen wir über die Augen wahr. Der Gesichtssinn ist einer unserer wichtigsten Begleiter – und gerade bei Kindern stark ausgeprägt. Die Welt ist voller Farben, und dieses Farb- empfinden ist an Gefühle gekoppelt. Farben beeinflussen unser Verhalten und unsere Gesundheit. Nun sind wir bei der Praxis- einrichtung natürlich immer bestrebt, ein schönes und stylisches Farbkonzept zusam- menzustellen – aber wir dürfen dabei die jüngste Generation nicht aus den Augen las- sen. Sie sind schließlich die Patienten von morgen. Fühlen sie sich in unseren Praxis- räumen wohl, verhalten sie sich kooperativ und werden uns langfristig erhalten bleiben. Für die Kinderecke brauchen Sie keinen Architekten Dazu ist kein innenarchitektonischer Umbau nötig! Gestalten Sie einfach eine einladende Kinderecke im Wartezimmer. Sie brauchen keine künstlerisch hochwertige Wandgestal- tung – ein farbenfroher Paravent an der Wand reicht auch! Damit signalisieren Sie, dass die Kleinen willkommen sind. Für die Wartezeit empfehle ich statt Bildschirm oder Tobe-Ecke eher bunte Bausteine (zum Beispiel Duplo von Lego), Bücher und Kurz- zeit-Spiele, also etwas, das die Kinder mit Konzentration in Beschlag nimmt. Dann kommen sie nicht aufgeheizt vom Balgen und Hüpfen ins Behandlungszimmer, wo von ihnen Geduld und Stillsitzen verlangt werden. Wenn ein Kleinkind vor der Untersuchung schon weinerlich reagiert, dann ist das völlig normal. Die kindlichen Emotionen sind vor dem Kindergartenalter noch nicht aus- balanciert. Das Kind muss in jedem Fall üben, seine Gefühle zu regulieren – und nur Eine Kinderzahnärztin berichtet Wie wir die ganz Kleinen für uns begeistern Am 1. Juli tritt die Neufassung der FU-Richtlinie in Kraft und richtet den Fokus verstärkt auf die Kleinkinder in unseren Praxen. Wie können wir die Prävention der frühkindlichen Karies effektiver gestalten? Vielleicht sind es die ganz simplen Tipps und Tricks, die uns den Umgang mit den Kleinkindern erleichtern! Und natürlich ein gewisses Hintergrundwissen, das die meisten erst im Laufe ihrer Arbeitstätigkeit erwerben. Die Patienten von morgen gewinnt man heute – mit einem feinfühligen, kindgerechten Umgang. Foto: Adobe-Stock - sarymsakov 50 Neue Ära in der Prophylaxe

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