Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 109, Nr. 12, 16.6.2019, (1370) zweiten Schuljahr, wenn die Kinder flüssig die Schreibschrift beherrschen. Zeigen Sie den Eltern, wie sie am besten die hinteren Molaren erreichen, welche Kinderzahnbürste geeignet ist, und wie sie ihre Kinder mit Liedern, Reimen und Geschichten motivieren können. Zur Ernährung: Hauptfeind Nr. 1 ist – erwie- senermaßen – immer noch der Zuckerkon- sum, die Reduzierung von zuckerhaltigen Nahrungsmitteln das Nonplusultra. Ebenso die Reduzierung der Häufigkeit der Auf- nahme: Die 1-kg-Haribo-Box sollte nie dauerhaft im Kinderzimmer platziert wer- den! Machen Sie den Eltern klar, dass die Verteilung des Zuckerkonsums über den Tag verteilt das eigentliche Problem ist. Zucker hebt die Laune, heißt es oft – nicht umsonst naschen wir alle gerne. Doch ein bisschen mehr Bewusstsein reicht schon aus, um der Gesundheit und den Zähnen Gutes zu tun. Zur Fluoridierung: Fluoride sind für die Kariesprophylaxe von großer Bedeutung und die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit einer angemessenen Fluoridanwendung all- gemein anerkannt. Erwähnenswert ist, dass die Kinderzahnpasta „nenedent“ als einzige homöopathische Zahnpasta in der EU zuge- lassen ist – sie ist mentholfrei, aber nicht flluoridfrei! Manche Erziehungsberechtigte sind sich nicht im Klaren darüber, dass die Milchzähne – als die Basis für ein gesundes bleibendes Gebiss – eine wichtige Bedeutung haben. Sie sollten erhalten bleiben, denn sie sorgen für einen regulären Durchbruch der Bleibenden (Platzhalterfunktion). Es gilt, genau dieses Wissen auf einfache und ein- leuchtende Weise den Eltern zu vermitteln. Flummis zur Belohnung Empfehlenswert ist ein funktionierendes Re- call-System, das uns ermöglicht, die kleinen Patienten in regelmäßigen Abständen zu sehen – um sie an unsere Behandlungs- räumlichkeiten zu gewöhnen und um ge- genüber den Eltern immer wieder Motiva- tionsschübe zu geben. Sie werden sich oft dabei ertappen, dass Sie bereits Gesagtes wiederholen oder nochmals erklären. Blei- ben Sie am Ball – wenn die Kinder alt genug sind, um in die reguläre Zahnputzschule zu gehen (IP-Leistungen), werden Sie entlastet: Ihre Prophylaxemitarbeiterin übernimmt dann zum großen Teil diese Aufgabe. Für die Therapie von kariösen Milchzähnen gibt es mittlerweile viele praktische Hilfs- mittel: spezielle Sitzerhöhungen, ein kleine- res Instrumentarium sowie geeignete Hand- und Winkelstücke. Alles, was man braucht, passt eigentlich in eine Schublade: Spiegel, Matrizen, Keile, Watterollen, Wangenkissen, Sauger, Exkavatoren – alles in Kleinformat – Bohrer und Diamanten mit kürzerem Schaft, gegebenenfalls spezielle Komposites. Was nicht fehlen darf, ist natürlich ein ge- eignetes Belohnungssystem nach erfolgter Untersuchung und Behandlung: Wir haben dafür im Wartezimmer einen Automaten mit Flummis, den man mit dem erhaltenen Chip füttert (cave: Die Flummis sollten eine bestimmte Größe haben, um für Kinder unter drei Jahren geeignet zu sein). Unsere bunten Einmalspiegel sind als Give-away auch sehr beliebt. Der gemeinnützige Ver- ein Trostteddy e. V. versorgt uns gegen eine Spende regelmäßig mit kleinen kunter- bunten Strick-Teddybären aus Wollresten – besonders begehrt, da es solche hand- gefertigten Unikate nicht zu kaufen gibt. Nicht immer ist eine Behandlung möglich, vor allem sollte man diese nicht schon beim Erstkontakt anstreben – lassen Sie die Kinder erst mal in Ihrer Praxis ankommen. Der Erfolg einer Behandlung steht und fällt mit der richtigen Kommunikation (siehe zm 9/2019, S. 88–90). Fühlen sich die Kinder angenommen und merken, dass man sich für sie interessiert, haben Sie schon viel ge- wonnen. Wecken Sie Neugier und Interesse, dann ist beim nächsten Termin schon eine bestimmte Basis da. All das ist natürlich nicht immer in einen eng getakteten Praxis- alltag einzubauen – versuchen Sie ein be- stimmtes Zeitfenster speziell für die Kinder- behandlung einzuplanen. Dann kann das gesamte Team entspannter damit umgehen und hat Spaß an der Arbeit. Die Maxime ist wie im wahren Leben: Do what you love – love what you do. Nur so kann es gelingen! Dr. Ruth Struck Bergisch Gladbach In der zm 9/2019, S. 88–90, finden Sie einen Artikel der Autorin über die Kommunikation mit Kindergartenkindern. Verzichten Sie nicht auf ein Belohnungssystem – egal ob ein Flummiautomat im Wartezimmer, ein Teddybär oder ausgefallene Kinderstempel. Foto: iStock - spyderkidoo 52 Neue Ära in der Prophylaxe

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