Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 109, Nr. 12, 16.6.2019, (1392) Die European Federation of Periodonto- logy (EFP) hat einen Leitfaden zur Anwen- dung der neuen Klassifikation parodontaler und peri-implantärer Erkrankungen und Zustände entwickelt. Die zm veröffent- lichen den von Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Bonn, (für die EFP) und Prof. Dr. Henrik Dommisch, Berlin, (für die DG PARO) ins Deutsche übersetzten Leitfaden – analog der Gliederung der EFP – in vier Teilen: 1. Parodontale Gesundheit und Gingivitis (zm 11/2019, S. 77–81) 2. Parodontitis (in diesem Heft) 3. Systemische und andere parodontale Zustände (zm 13/2019) 4. Peri-implantäre Gesundheit, peri-implantäre Mukositis und Peri-implantitis (zm 14/2019) Im klinischen Alltag hatte sich die bisherige Einteilung in eine chronische und aggressi- ve Parodontitis als problematisch erwiesen. Deshalb war die neue Klassifikation der Pa- rodontitis mit großer Spannung erwartet worden. Im November 2019 will die EFP Leitlinien zur Parodontitistherapie verab- schieden, die sich eng an die neue Klassifi- kation anlehnen werden. Mehr Präzision für die Parodontitisdiagnostik Søren Jepsen, Henrik Dommisch Versuche, die Parodontitis zu klassifizie- ren, haben sich schwer damit getan zu ent- scheiden, ob unterschiedliche Erkrankungen oder aber Variationen einer Erkrankung vorliegen. Es gibt keine Evidenz dafür, „chronische“ von „aggressiver“ Parodontitis zu unter- scheiden. Drei Formen von Parodontitis wurden identifiziert: (1) Parodontitis, (2) Nekrotisie- rende Parodontitis, (3) Parodontitis als eine direkte Manifestation systemischer Erkran- kungen. Ein Klassifikationssystem muss die Kom- plexität und die Risikofaktoren sowie die Schwere der Erkrankung beinhalten. Individuelle Fälle der Parodontitis sollten entsprechend des Stadiums und des Grades der Erkrankung charakterisiert werden. Einleitung: Klassifizierung der Parodontitis Frühere Versuche, Parodontitis zu klassifizie- ren, drehten sich um die Frage, ob phäno- typisch unterschiedliche Fallpräsentationen verschiedene Krankheiten oder Variationen einer einzelnen Krankheit repräsentieren. Die international anerkannte Klassifikation der Parodontitis, veröffentlicht im Jahr 1999, hat einen funktionsfähigen Rahmen bereitgestellt, der in der klinischen Praxis wie in der wissen- schaftlichen Forschung intensive Anwendung gefunden hat. Aber dieses Klassifizierungs- System leidet an signifikanten Mängeln, ein- schließlich erheblicher Überschneidungen, dem Fehlen einer klaren pathobiologisch- basierten Unterscheidung zwischen den Ka- tegorien, diagnostischer Ungenauigkeit und Schwierigkeiten bei der Anwendung. Die neue Klassifikation aus dem World Workshop 2017 zu parodontalen und peri- Klinischer Leitfaden – Teil 2 Parodontitis Mariano Sanz , Maurizio Tonetti Staging = Schwere der Erkrankung bei Erstaufnahme + Komplexität des Krankheits- managements Grading = Information bzgl. biologischer Merkmale der Erkrankung + Rate der Progression + Risiko- bestimmung Abbildung 1: Staging und Grading Quelle: EFP 74 Zahnmedizin

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