Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12
zm 109, Nr. 12, 16.6.2019, (1394) Blutung bei Sondierung (BOP) Klinisch aussagekräftige Beschreibungen der Parodontitis sollten den Anteil von Stellen beinhalten, die bei der Sondierung bluten, sowie die Anzahl und den proportionalen Anteil der Zähne mit einer Sondierungstiefe über bestimmten Schwellenwerten (üblicher- weise 4 mm und 6 mm). Beachtet wer- den sollte, dass die parodontale Entzündung – im Allgemeinen gemessen als Blutung auf Sondierung (bleeding on probing, BOP) – ein wichtiger klinischer Parameter in Bezug auf die Beurteilung der parodontalen Therapieergebnisse und des verbleibenden Krankheitsrisikos nach der Behandlung ist. Jedoch ändert der BOP-Wert selbst nicht die anfängliche Falldefinition, wie sie durch die CAL definiert ist, oder die Klassifizierung des Schweregrads der Parodontitis. Schwere der Erkrankung Der Grad der bei der Diagnose vorliegenden parodontalen Destruktion beschreibt die Schwere der Erkrankung, die sich nach der Größe des Attachmentverlusts oder des parodontalen Knochenabbaus bemisst. Der Schweregrad muss den Zahnverlust ein- beziehen, der auf die Parodontitis zurück- zuführen ist. Eine weitere Dimension der Schwere der Erkrankung ist die Komplexität der Behandlung. Faktoren wie zum Beispiel Sondierungstiefen, Art des Knochenabbaus (vertikal und/oder horizontal), Furkations- beteiligung, Zahnlockerung, Anzahl fehlen- der Zähne, Bisskollaps und erhöhte Komple- xität der Behandlung müssen in die diagnostische Klassifizierung einbezogen werden. Ebenso sollte das Ausmaß der Erkrankung – definiert durch die Anzahl und Verteilung der Zähne mit erkennbarem parodontalen Abbau – in die Klassifizierung eingearbeitet werden. Formen der Parodontitis Basierend auf der Pathophysiologie wurden drei deutlich unterschiedliche Formen der Parodontitis identifiziert: 1. Parodontitis, 2. Nekrotisierende Parodontitis, 3. Parodontitis als direkte Manifestation sys- temischer Erkrankungen. Die Differenzialdiagnostik zur Feststellung, welche Form der Erkrankung vorliegt, ba- siert auf der Patientenanamnese, den spezi- fischen Anzeichen und Symptomen einer nekrotisierenden Parodontitis und der An- oder Abwesenheit einer systemischen Krankheit, welche die Wirts-Immunantwort definitiv verändert. Die nekrotisierende Parodontitis ist gekenn- zeichnet durch eine Vorgeschichte von Schmerzen, das Vorhandensein von Ulzera- tionen des Gingivarandes und/oder Fibrin- ablagerungen an Stellen mit charakteris- tischem Verlust der Papillenspitzen und in einigen Fällen dem Freiliegen des margina- len Alveolarknochens. µ Die neue Klassifikation enthält ein multi-dimensionales System von Stadien (Stages) und Graden (Grades). Hinsichtlich der Parodontitis als direkter Ma- nifestation einer systemischen Erkrankung lautet die Empfehlung, dass der Behandler der Klassifizierung der primären systemischen Erkrankung entsprechend der „International Abbildung 2: Stadium I: Initiale Parodontitis Alle Fotos und Röntgenbilder: EFP Stadium II: Moderate Parodontitis Stadium III: Schwere Parodontitis mit Potenzial für weiteren Zahnverlust Stadium IV: Fortgeschrittene Parodontitis mit ausgeprägtem Zahnverlust und Potenzial für den Verlust der Dentition Fortsetzung des Artikels auf S. 78 76 Zahnmedizin
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=