Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12
zm 109, Nr. 12, 16.6.2019, (1408) Untersucht wurden die Mäuler von Tyran- nosaurus rex (T. rex), Allosaurus fragilis und Erlikosaurus andrewsi. Alle drei stammen aus der Gruppe der zweibeinigen Raubsaurier, den sogenannnten Theropoden. Die Wis- senschaftler zeichneten dabei auf, wie weit ihre Muskeln es den Großreptilien erlaubten, den Unterkiefer zu öffnen. Dabei zeigten sich grundsätzliche Unterschiede zwischen den fleischfressenden Arten (T. rex, Allosau- rus fragilis) und der pflanzenfressenden Spe- zies (Erlikosaurus andrewsi): Erstere konnten ihren Kiefer deutlich weiter öffnen als der Herbivore. Aber auch zwischen den Raub- tiere gab es Unterschiede: Beim T. rex dehn- ten sich die verschiedenen Kiefermuskeln gleichmäßig, was eine anhaltende und kon- stante Kraftausübung ermöglicht – „optimal, um durch Muskelfleisch und auch Knochen zu beißen“, betont Studienleiter Dr. Stephan Lautenschlager. Um sicherzustellen, dass die Computersimulation der Dinosaurierschädel realistische Ergebnisse liefert, wurden außer- dem Simulationen von heute lebenden Ver- wandten – von Vögeln und Krokodilen – er- stellt und mit Beobachtungen aus der Natur und mit Literaturangaben verglichen. Die Kiefermuskulatur bestimmt die Beute Ergebnis: Die Kiefermuskulatur bestimmt, wie stark oder wie schnell ein Tier zubeißen kann, was erheblichen Einfluss auf mögliche Nahrungsquellen und Beutetiere hat. In der Studie „beleuchteten wir [...] einen weiteren Faktor, der bisher nicht untersucht worden Studie zu Dinosauriern Raubsaurier waren echte Großmäuler Dinosaurier sind ein beliebter Forschungsgegenstand. In diesem Juni fand man heraus, dass einige Saurier schon 100 Millio- nen Jahre vor den Vögeln ein Federkleid besaßen. Eine andere Frage, nämlich die, wie weit Dinosaurier ihre Rachen auf- reißen konnten, ließ sich schon vor vier Jahren klären. Beides übrigens unter anderem von Forschern der University of Bris- tol. Um das letztgenannte Problem zu untersuchen, hatte man dort drei Saurierarten – digital simuliert – ins Maul geschaut. Ergebnis: Raubtiere waren schon in dieser frühen Phase der Erdgeschichte „großmäuliger“ als Pflanzenfresser. Optimale und maximale Öffnung des Mauls beim T. rex (Schädelrekonstruktion mit und ohne Muskelsimulation) Foto: Lautenschlager Im Maul des Tyrannosaurus rex saßen bis zu 23 Zentimeter lange, sägeblatt- artige Zähne, die äußerst stabil waren und mit denen er mühelos Knochen, Sehnen und Muskeln zerteilen konnte. Selbst jugendliche Tyrannosaurier be- saßen schon diese stabilen Zähne, die in der heutigen Tierwelt nur noch bei den Komodowaranen vorkommen. 2012 hatten US-Forscher T.-rex-Biss- spuren auf Überresten von 18 Tieren untersucht, unter anderem am pflanzen- fressenden Triceratops. Die Spuren vie- ler Zahnabdrücke zeigten demzufolge, dass der T. rex so lange am Kopf eines Triceratops zerrte, bis sich dieser – ge- panzerte – Körperteil löste und die Nackenmuskulatur zugänglich wurde. Die Paläontologen fanden Zahnspuren auf der Vorderseite einiger Schädel, die darauf hinweisen, dass der T. rex hier fein säuberlich nagte, um das Fleisch zu entfernen. Die Hauptmahlzeit war allerdings das Nackenstück des Tricera- tops – und um da heranzukommen, war es den Forschern zufolge das Beste, „den Kopf abzureißen“. T. rex dental 90 Gesellschaft
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