Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 109, Nr. 13, 1.7.2019, (1452) „Geringere Fallzahlen bei Zahnersatz sind der besseren Mundgesundheit in Deutsch- land zu verdanken. Unser Report zeigt je- doch, dass die Inanspruchnahme der Regel- versorgung als Referenzversorgung stetig sinkt“, sagt Prof. Christoph Straub, Vor- standsvorsitzender der Barmer am 11. Juni in Berlin. Es sei an der Zeit, dass der Gemein- same Bundesausschuss die Regelversorgung erneut überprüft und an die Entwicklung der Zahnmedizin anpasst, „damit gesetzlich Versicherte am zahnmedizinischen Fort- schritt teilhaben können“, so Straub. Zuletzt hatte es eine Überprüfung im Jahr 2013 gegeben. Trotz sinkender Inanspruchnahme stiegen laut Report die Ausgaben für Zahnersatz in den drei Versorgungsarten: Bei der Regel- versorgung fiel der Zuwachs mit 11,3 Pro- zent in den Jahren 2012 bis 2017 am ge- ringsten aus. Am stärksten legte mit 16,5 Prozent die gleichartige Versorgung zu, die sich vom Standard der Regelversorgung nur in Feinheiten unterscheidet. Für anders- artige Versorgungen mit ihren erheblichen Unterschieden zur Regelversorgung stiegen die Ausgaben allein in den Jahren 2014 bis 2017 um mehr als 11 Prozent. Deutlich sichtbar wird die schwindende Be- deutung der Regelversorgung laut Barmer bei einem Blick auf den Anteil der Versor- gungsarten an den Gesamtausgaben: Den größten Block machte im Jahr 2017 die gleichartige Versorgung mit 4,3 Milliarden Euro aus. Die Regelversorgung kam auf 2,37 Milliarden Euro. Den geringsten Anteil hatte mit 1,28 Milliarden Euro die andersartige Versorgung (siehe Grafik). Im Durchschnitt gaben die Krankenkassen je neu versorgtem Versicherten im Jahr 2017 knapp 1.524 Euro aus, wobei die Ausgaben für Frauen mit 1.551 Euro höher lagen als die für Männer mit 1.495 Euro. Hinzu kamen Eigenanteile von durchschnittlich 879 Euro. Auch hier zahlten die Frauen mit 908 Euro mehr als die Männer, die 849 Euro selber aufwendeten. Regelversorgung überzeugt bei Haltbarkeit Der Report belegt nach Ansicht seines Chef- autoren Prof. Michael Walter vom Universi- tätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, dass die Regelversorgung vor allem für die- jenigen die richtige Wahl ist, die Haltbarkeit in den Vordergrund stellen und die Kosten begrenzen wollen. „Die Regelversorgung bewährt sich bei Zahnkronen und Zahn- ersatz auch im Vergleich zu gleichartigen und andersartigen Versorgungen gut“, be- tont Walter. Zahnkronen und festsitzende Brücken seien besonders haltbar. Die Autoren des Reports hatten untersucht, wie gut die Regelversorgung gegenüber anderen Versorgungsarten abschneidet. Für ein differenziertes Bild der Inanspruchnahme, der Ausgaben und der Nutzungsdauer von Zahnersatz wurden Daten der vertragszahn- Barmer-Zahnreport 2019 Die Regelversorgung ist gut, wird aber immer seltener genutzt In Deutschland werden immer weniger Menschen mit neuem Zahnersatz versorgt: Laut dem aktuellen Zahnreport der Barmer ging der Anteil der GKV-Versicherten ab 20 Jahren, die Prothesen, Brücken oder Zahnkronen bekamen, in den Jahren 2014 bis 2017 um acht Prozent zurück. Die Zahl der Fälle sank von 5,31 auf 4,96 Millionen. Rund jeder vierte Patient der Barmer nahm 2017 parodontaldiagnostische Leistungen in Anspruch, zu denen neben der Befundaufnahme (Parodon- talstatus) auch die Erhebung des PSI- Codes gezählt wurde. Mit 25,9 Pro- zent (Männer: 24,3 Prozent, Frauen: 27,4 Prozent) lag die Zahl höher als im Vorjahr. Therapeutische Leistungen wurden mit einem Prozentsatz von 1,8 in Anspruch genommen. Die Therapie- kosten beliefen sich auf durchschnitt- lich 12,89 Euro für die Erhebung eines PSI-Codes und auf 450,98 Euro für eine Parodontaltherapie. Auffällig ist, dass nahezu doppelt so viele einwurzelige wie mehrwurzelige Zähne behandelt wurden. Die offene Kürettage / chirurgische Therapie wurde lediglich zu 1,2 Prozent aller Leistun- gen des BEMA-Teils 4 abgerechnet. Zudem konnten auch regionale Unter- schiede verzeichnet werden. So lagen die Inanspruchnahmeraten in Bayern im Jahr 2012 nahezu doppelt so hoch wie beispielsweise im Saarland. Diese Unterschiede werden aber von Jahr zu Jahr geringer. \ Quelle: Rädel M, Bohm S, Priess HW, Reinacher U, Walter M (2019): Zahnreport 2019. Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse. Band 15, Berlin: BARMER. ISBN: 978–3–946199–21–2 Systematische Behandlung von Parodontopathien Foto: AdobeStock_agephotography 14 Politik

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