Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 109, Nr. 13, 1.7.2019, (1485) Nahrungsmittel, bei denen während und 30 Minuten nach dem Konsum der Plaque- pH-Wert nicht unter 5,7 fällt, werden als nicht-kariogen bezeichnet. Nahrungsmittel, bei denen zugesetzte Säuren während des Konsums den Grenzwert von 4 µmol H + - Ionen nicht überschreiten, werden als nicht- erosiv bezeichnet [Imfeld, 1983; siehe auch den Beitrag von A. Lussi in diesem Fortbil- dungsteil]. Seit 1982 kennzeichnet das Zahnmännchen diejenigen Lebensmittel als zahnfreundlich, die sich in intraoralen pH- Telemetrie-Messungen als nicht-kariogen und nicht-erosiv erwiesen haben. Für den Verbraucher hat das Zahnmännchen nichts an seiner Aktualität eingebüßt. Im Gegen- teil: Zahnfreundliche Produkte entsprechen einem Gesundheits-orientierten Lifestyle und erlauben ein süßes Geschmackserlebnis ohne schlechtes Gewissen. Stevia Eine besondere Rolle nimmt die Stevia-Süße ein. Die Pflanze „Stevia rebaudiana“ wird auch als Süß- oder Honigkraut bezeichnet. In Südamerika beheimatet und seit den 1950er-Jahren auch in Japan kultiviert, wurde schon vor mehr als hundert Jahren seine süßende Wirkung beschrieben und die süß schmeckenden Glycoside (Steviol- glycoside und Rebaudioside) isoliert. Da noch nicht alle Inhaltsstoffe der Steviapflan- ze bekannt sind und der Gehalt an Stevia- Glycosiden von Pflanze zu Pflanze stark schwanken kann, ist die ganze Pflanze als Zusatzstoff bis heute verboten. Anfang die- ses Jahrtausends gelang es aber, einzelne Stevia-Glycoside zu synthetisieren, so dass einer weiteren Verbreitung des „natürlichen“ Süßstoffs nur noch wenig im Weg stand. Nachdem der Coca-Cola-Konzern im Jahr 2007 24 Patente zu Steviolglycosiden an- meldete, erfolgte die Zulassung durch die US-amerikanische Food and Drug Adminis- tration (FDA) im Jahr 2008. Die EU zog 2011 nach. Die Blätter der Steviapflanze schmecken süß, haben aber einen stark lakritzartigen Nachgeschmack. Die synthetisierten Steviol- glycoside weisen nur noch einen geringen Lakritzgeschmack auf. Da orale Bakterien Steviolglycoside nicht verstoffwechseln kön- nen, ist der Konsum von Stevia aus kario- logischer Sicht unbedenklich. Man kann Patienten beispielsweise empfehlen, sich im Frühjahr eine Steviapflanze zu kaufen, um damit das Jahr über den Tee oder Salate zu süßen. PD Dr. Klaus W. Neuhaus Universität Basel Klinik für Parodontologie, Endodontologie und Kariologie Hebelstr. 3 CH - 4056 Basel klaus.neuhaus@unibas.ch Prof. Dr. med. dent. Stefan Zimmer Universität Witten/Herdecke Lehrstuhl für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin Alfred-Herrhausen-Str. 50 58448 Witten PD Dr. Klaus W. Neuhaus MMA MAS · 1999: Diplom-Pianist, HfM Köln (Meisterklasse Prof. Pavel Gililov) · 2003: Staatsexamen Universität Witten/Herdecke · 2004: Dissertation Universität Witten/Herdecke · 2004–2007: Assistent und wissenschaftlicher Mitarbeiter, Klinik für Parodontologie, Endodontologie und Kariologie, Universität Basel · 2008–2018 Oberarzt an der Klinik für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin, ZMK Bern · 2012: Master of Advanced Studies in Kariologie, Endodontologie und Kinderzahnmedizin, Universität Bern · 2014: Habilitation im Fach Zahnerhaltung · Seit 2016: Präsident der Aktion Zahnfreundlich, Schweiz · Seit 2018: tätig in eigener Praxis in Herzogenbuchsee sowie Forschungs-Oberarzt an der Klinik für Parodontologie, Endodontologie und Kariologie, Universitäres Zentrum für Zahnmedizin Basel Porträt: privat Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/ DGZMK. Zucker, Zuckeraustausch- und Süßstoffe CME AUF ZM - ONLINE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Foto: AdobeStock_Dionisvera 47

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