Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13
zm 109, Nr. 13, 1.7.2019, (1486) Im zweiten Teil der Serie zum Thema Personalmangel geht es darum, beispielhaft Lösungsvorschläge für die auf- gestellten Thesen aufzuzeigen. Zuvor ein Beispiel, warum sich der Personal- mangel noch schlimmer auswirken wird, als die reinen Zahlen vermuten lassen. Kürzlich führte ich ein Gespräch mit dem Personal- vorstand eines multinationalen Konzerns zum Thema Personal und Personalentwicklung. Er berichtete, dass bereits im Einstellungs- gespräch bei Studienabgängern und auch bei soeben fertig studierten Fachkräften die Möglichkeit zum Sabbatjahr in den Personal- entwicklungsplan frühzeitig eingebaut wird, teilweise schon bevor das 30. Lebensjahr erreicht ist. Das klingt alles gut, aber in der Konsequenz wird auf diese Weise die generell zur Verfügung stehende Arbeitszeit zusätzlich verengt, was in der Konsequenz eine weitere Verschärfung für den Arbeits- markt bedeutet. Doch zurück zu meinen Thesen aus Heft zm 12/2019, S. 38–40 und den möglichen Lösungsansätzen. Auf einen wichtigen Um- stand muss ich zuvor noch hinweisen: Ich habe keine Glaskugel vor mir liegen, mit der ich die Zukunft vorhersagen kann! Vielmehr basieren meine Aussagen und Thesen auf der Beobachtung der makro- und mikroökono- mischen Veränderungen in Verbindung mit dem breiten Erfahrungsschatz und den Erkennt- nissen aus der Beratung und Betreuung von mittlerweile fast 3.000 Zahnarztpraxisman- daten, die wir deutschlandweit begleiten. These 1 Die derzeitige Personalnot ist nicht mehr als ein kleiner Vorbote. Der Tsunami mit den hohen Abgängen beim Personal, aber eben auch bei den Praxisinhabern, wird ab den Jahren 2021 und 2022 hart einschlagen. Mehr Automatisation, um Arbeitskraft einzusparen Wir müssen das zahnärztliche Arbeitsumfeld so weiterentwickeln, dass einfache Tätigkei- ten wegfallen beziehungsweise durch eine Maschine/Automatismen/Robotik oder einen schlankeren Prozess ersetzt werden können. Dies hat zwei Konsequenten: Entweder wir ersetzen dadurch nicht am Markt rekrutier- bare Arbeitskräfte oder – und das ist die bessere Vorgehensweise – der oder die Mit- arbeiter/in wird für hochwertigere Aufgaben aufqualifiziert (mehr dazu unter 3). These 2. Der Kampf um den Nachwuchs wird für alle Arbeitgeber brutal. Im Vergleich zur Dentalwelt sind andere Branchen jedoch seit Jahren hochgerüstet auf der Jagd nach arbeitsfähigen Schulabsolventen. Wir müssen lernen, eine Vielzahl an Behand- lungen mit der Zwei-Hand-Technik durchzu- führen. Die skandinavischen Länder können hier als Vorbild dienen. Die Terminplanung muss so umgestaltet werden, dass en bloc Zwei-Hand-Behandlungen durchgeführt wer- den und in Zeiträumen, in denen eine weitere Kraft zur Verfügung steht, werden Vier-Hand- Behandlungen an der Reihe sein. In Zukunft werden deutlich weniger Mitarbeiter(zeiten) für folgende Tätigkeiten benötigt werden: - Allgemeine Patientenkommunikation - Abrechnung - Assistenz eines Behandlers bei einer Viel- zahl von Behandlungen - Abdrucknahmen Mehr Mitarbeiter(zeiten) werden hingegen für delegierbare Behandlungen benötigt: - Prophylaxebehandlungen - Zahnaufhellungen - Teilbehandlungen - Vorbereitende Behandlungen - Nachbereitende Behandlungen Damit sind die Behandlungen gemeint, die der Arzt teil- oder vollständig an seinen Mit- arbeiter übergeben kann. Hierfür wird eine saubere Prozesskette in der Personal- und Ter- minplanung zwingend erforderlich werden. Mehr Mitarbeiter werden ebenfalls im Rahmen der allgemeinen Organisation und Compliance benötigt: - Hygiene - Datenschutz These 3. Die Lage wird sich für Generationen nicht wieder bessern. Im Gegenteil: Die Gene- rationen ab 1970 haben weitere lebens- arbeitszeitreduzierende Bedürfnisse. Mitarbeiter konsequent und stetig qualifizieren Vorhandenes Personal muss weiter qualifi- ziert und mit mehr Verantwortung, mehr Die zm-Kolumne rund um die relevanten Praxisfragen: Personalmangel Teil 2 Wie der Personalnot konkret begegnen? 48 Praxis
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