Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 109, Nr. 13, 1.7.2019, (1514) die Art der Droge an. Bei Benzodiazepinen ist dieser Prozess im Vergleich zu Alkohol langwieriger, da sich die Substanz im Gehirn anlagert und den Körper entsprechend langsam verlässt. Auf die Entgiftung folgt die Entwöhnung. In dieser Phase wird die neu gewonnene Absti- nenz stabilisiert, zum Beispiel durch Ange- bote wie Einzel- oder Gruppentherapie. Um langfristig gesund zu bleiben, ist auch bei Suchterkrankungen eine gute Nach- sorge wichtig. Dabei hilft der Besuch einer Selbsthilfegruppe. Hier treffen sich Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und auch die Ängste und Herausforderun- gen kennen, die jeden ehemaligen Abhän- gigen beschäftigen. Im geschützten Kreis der Selbsthilfegruppe ist ein Austausch ohne Scham möglich. ” Ich war schon immer schüchtern und kontaktscheu und habe mich deswegen oft einsam gefühlt. Im Studium bemerkte ich dann, dass ich mich beim Trinken von Alkohol entspannen konnte. Ich habe aufgehört, mich dauernd selbst zu beobachten. Über 20 Jahre lang habe ich jeden Tag einen Liter Sekt oder Wein getrunken, aber deswegen nie in der Praxis gefehlt oder einen Filmriss gehabt. Das änderte sich vor ein paar Jahren: Ich konnte die Alkoholmenge nicht mehr kontrollieren. Was bis dahin ein Ritual der Entspannung, oft in Gesellschaft mit anderen, gewesen war, wurde zum Geheimnis. Ich fing an, Familie und Mitarbeiter zu täuschen und anzulügen. Das ging zwei Jahre lang so. Zum Schluss habe ich auch morgens vor der Arbeit getrunken, bis ich eines Tages betrunken am Steuer von der Polizei angehalten wurde. Zahnärztin und Praxisinhaberin, 56 Jahre * Wer sich auf eine Therapie einlässt, hat gute Chancen, wieder gesund zu werden. Paul betont, dass Betroffene Schamgefühle hin- ter sich lassen sollten: „Es ist wichtig, die Ab- hängigkeit nicht als persönliches Versagen zu empfinden, sondern zu erfahren, dass eine Verhaltensveränderung stattgefunden hat, in die man hineingeschlittert ist und gegen die man etwas unternehmen muss – und kann.“ Den ersten Schritt in Richtung Heilung zu unternehmen, ist allerdings schwer. Das weiß Drexler aus vielen Begegnungen mit erkrankten Kolleginnen und Kollegen: „Ich habe deshalb jeden, der zu mir gekommen ist, erst einmal gelobt. Diese Kraft, die man aufbringen muss, um sich heilen zu lassen, die ist ein Lob wert. Ab dann sollte man sich nicht so sehr auf die Krankheit fokussieren, sondern darauf, dass ein besseres Leben wartet und man Schritt für Schritt seine Freiheit zurückgewinnt.“ Susanne Theisen Freie Journalistin aus Berlin * Die Zitate stammen aus Gesprächen des Drogen- und Suchtbeauftragten der Landes- ärztekammer und Landeszahnärztekammer Hessen mit Zahnärzten und Zahnärztinnen. \ Infotelefon der BZgA Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat einen telefonischen Informationsdienst zur Suchtvorbeugung eingerichtet. Die Mitarbeiter beantwor- ten Fragen zur Suchtvorbeugung und bieten Betroffenen oder Menschen aus deren Umfeld persönliche Beratung an und vermitteln sie an geeignete lokale Hilfs- und Beratungsangebote. Fon: 0221/892031 Montag bis Donnerstag: 10 bis 22 Uhr Freitag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr \ anonyme Hotline bei Suchtproblemen Die „Sucht & Drogen Hotline“ ist ein ge- meinsames Angebot der Drogennotrufe aus Berlin, Essen, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Nürnberg unter der Schirmherrschaft der Drogenbeauftrag- ten der Bundesregierung. Die Mitarbeiter beraten Betroffene und Menschen aus deren Umfeld zu den Themen Drogen und Sucht – anonym und rund um die Uhr. Fon: 01805/313031 www.sucht-und-drogen- hotline.de \ Online-Selbsttest Depression Psychische Erkrankungen befördern die Entwicklung einer Abhängigkeit. Mit dem Test der Deutschen Depressionshilfe können Sie überprüfen, wie es um Ihre psychische Gesundheit steht und ob Sie eventuell an einer Depression leiden: https://www.deutsche-depressionshilfe. de/depression-infos-und-hilfe/selbsttest- offline Weitere Angebote Foto: iStock -Sergey Nazarov 76 Gesellschaft

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