Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 109, Nr. 13, 1.7.2019, (1519) war zuvor die Diagnose eines Lichen ruber erfolgt. Leider hat der Patient einen geplan- ten Termin nicht wahrgenommen. Diskussion Die meisten Speicheldrüsentumoren – etwa 70 bis 80 Prozent – sind benigne [Lyu et al., 2019]. Mit circa 80 Prozent ist die Glandula parotidea am häufigsten betroffen [Pinkston et al., 1999; Tian et al., 2010]. Das pleomor- phe Adenom ist die häufigste Tumorform der großen und der kleinen Speicheldrüsen. Klinisch kommt es zu einer langsam progre- dienten Schwellung. Der Tumor ist gekap- selt, eine maligne Transformation im Sinne eines carcinoma ex pleomorphen Adenom möglich – diese kommt in ungefähr drei bis vier Prozent der Fälle vor [Andreasen et al., 2016; Chooback et al., 2017; Stodulski et al., 2007]. Eine von zahlreichen Differenzial- diagnosen ist vor allem das Zystadenolym- phom (Warthin-Tumor). Dieses kann inner- halb einer Drüse multilokulär wie auch bila- teral in beiden Parotiden vorkommen. Typische Komplikationsmöglichkeiten sind in der Hyposensibilität durch die Präparation eines Hautlappens zu sehen, aber auch durch Schädigung des sensiblen Nervus auricularis magnus, die Verletzung des Ner- vus facialis und seiner Äste, die ästhetische Veränderung und als Spätfolge das im Fall geschilderte gustatorische Schwitzen (Frey- Syndrom), das mit Schweißabsonderung präaurikulär bei Auftreten gustatorischer Reize ausgelöst wird [Ogino et al., 2019]. Im Anschluss an Parotistumor-Operationen sollte eine regelmäßige Tumornachsorge in- klusive klinischer Kontrollen und bildgestützter Verfahren wie Ultraschall, MRT und CT ge- währleistet sein, ummögliche Rezidive früh- zeitig zu erkennen. Selbstverständlich sollte nach dem Auffallen solcher Speicheldrüsen- tumoren eine zeitnahe Entfernung derselben erfolgen und nicht – wie im vorliegenden Fall – aufgrund der langsamen Größen- zunahme und der nicht vorhandenen Schmerzhaftigkeit eine abwartende Haltung eingenommen werden. Hier kommt auch dem niedergelassenen Zahn- arzt eine wichtige Rolle zu: die Patienten auf präaurikuläre und intraorale Schwellungen aufmerksam zu machen, um sie der fachlichen Weiterbetreuung zuzuführen. Coordt Alexander Büddicker Kommissarischer Chefarzt Diakonie Klinikum jung- stilling Klinik für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie Wichernstr. 40 57074 Siegen Coordt-Alexander.Bueddicker@diakonie-sw.de Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Abbildung 2: Darstellung des Tumors in sagittaler Schichtung: Deutlich zu erkennen sind die Mittellinienverschiebung des Pharynx und die kraniokaudale Ausdehnung vom Pro- cessus pterygoideus bis zum Hypopharynx. Abbildung 3: Darstellung des Tumors in sagittaler Schichtung: Lagebeziehung des Tumors zur Mandibula, zur Wirbelsäule und zur Maxilla Porträt: privat Anzeige 1/3 hoch xxx

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