Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 109, Nr. 13, 1.7.2019, (1521) Ein Adenom geht von den Epithelien der Speichelgänge aus. Die mesenchymale Zu- sammensetzung bestimmt die Konsistenz des Tumors. Es finden sich tubuläre Epithel- strukturen in schleimdurchtränktem Binde- gewebe. Der Tumor ist von einer inhomo- genen Schicht aus Bindegewebe umgeben, einer Pseudokapsel, die aus dem verdräng- ten Bindegewebe hervorgeht und den Tumor nicht vollständig umgeben muss. Einige Teile können sich fingerförmig aus- breiten [Riede/Werner, 2017]. Die histolo- gische Untersuchung ist für die Diagnose richtungsweisend. Als Therapie der Wahl gilt die vollständige Exzision [Zenner, 2008]. Diese ist durch die mögliche fingerförmige Ausbreitung er- schwert. Ein pleomorphes Adenom spricht weder auf Chemotherapie noch auf Bestrah- lung an. Die Lymphknoten sind bei einem pleomorphen Adenom nicht vergrößert [Cohnen, 2012]. Das pleomorphe Adenom tritt gehäuft in der dritten bis sechsten Lebensdekade und etwas häufiger bei Frauen auf. Neben einem Auftreten zu 90 Prozent in der Parotis findet es sich zu circa 9 Prozent in den klei- nen Speicheldrüsen, davon am häufigsten am Übergang vom harten in den weichen Gaumen [Siewert, 2012]. Es gibt kein er- höhtes Auftreten bei Rauchern [Riede/ Werner, 2017]. Maligne und benigne Tumoren der kleinen Speicheldrüsen treten am häufigsten am Gaumen auf. Das pleomorphe Adenom ist der häufigste Tumor in den kleinen Speichel- drüsen überhaupt [Pires et al., 2007]. Bei einem Auftreten in den kleinen Speichel- drüsen ist das Transformationsrisiko größer als bei Lokalisation in den großen Speichel- drüsen. Während der Anteil der malignen Tumoren in der Parotis 20 Prozent beträgt, ist der Anteil 45 Prozent in den kleinen Speicheldrüsen. Lokale Rezidive können nach einem länge- ren Zeitraum auftreten, wenn bei der Exzision Gewebsreste zurückbleiben [Struntz, 2001], deshalb spricht man in diesem Fall von Pseudorezidiven. Eine Zunahme in der Wachstumsgeschwindigkeit kann auf eine maligne Transformation, etwa in ein Adeno- karzinom, hindeuten [Schwenzer/Ehrenfeld, 2011]. Dieses zeigt ein invasives Wachstum und zelluläre Atypien. Darüber hinaus kann auch ein adenoid-zystisches Karzinom, ein Plattenepithelkarzinom oder ein undifferen- ziertes Karzinom in einem pleomorphen Adenom entstehen. Als Ursache für maligne Transformationen wird eine vorangegangene Strahlenexposition diskutiert [Siewert, 2012]. Dr. Edwina Haamann DENTAGAP Praxis für die Zahn-, Mund- und Kieferheil- kunde Dr. Jürgen Schartmann Alpspitzstr. 7 82467 Garmisch- Partenkirchen Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Abbildung 3: Exzidat, entnommen am Über- gang vom harten zum weichen Gaumen Foto: Tugce Dalgic Abbildung 4: Histologischer Befund: In der histologischen Übersicht zeigen sich duktale Strukturen und myoepitheliale Zell- komponenten (HE-Färbung, x 100). (Diese histologischen Präparate wurden von Dr. Udo Richter, Abteilung für Pathologie des Klinikums Garmisch-Partenkirchen aufbereitet und zur Verfügung gestellt.) Foto: Dr. Udo Richter Abbildung 5: Wundkontrolle nach drei Monaten Foto: Tugce Dalgic Porträt: privat 83

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