Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 109, Nr. 14, 16.7.2019, (1595) Menschen aus bildungsfernen und einkom- mensschwachen Schichten besonders hoch; hier werden vor allem mit Zucker gesüßte Getränke (SSBs) übermäßig konsumiert. Ein hoher Zuckerkonsum ist nachweislich Risiko- faktor für zahlreiche allgemein- und zahn- medizinische Erkrankungen. Maßnahmen zur Begrenzung des Zuckerkonsums können auf verschiedenen Ebenen wirken: \ In der Zahnarztpraxis im Rahmen indivi- dualprophylaktischer Beratungen: Hier sind neben Informationsvermittlung (Aufklärung) weitere Interventionen, die eine nachhaltige Verhaltensänderung bewirken, gefragt. Insgesamt ist die Wirksamkeit solcher 1:1-Beratungen be- grenzt; zudem werden nur jene erreicht, die zahnärztliche Leistungen in Anspruch nehmen. Gerade die Risikokonsumenten mit übermäßiger Zuckerzufuhr werden seltener erreicht. \ Lokale Umweltfaktoren können optimiert werden, um einen gesünderen Alltag zu ermöglichen: Diese Maßnahmen erreichen breitere Bevölkerungsschichten, sind aber relativ teuer. Die Studienlage hierzu ist ebenfalls begrenzt; initial liegt wahr- scheinlich eine relativ hohe Wirksamkeit vor, die jedoch langfristig nachlässt (be- grenzte Nachhaltigkeit). \ Gesetzgeberische und regulatorische Maßnahmen werden zunehmend dis- kutiert und auch eingesetzt: Verbote, der Zwang zur Produktreformulierung, Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Studien zur „Zuckersteuer“ [nach Wright et al., 2017]. Studie Modellierungen Experimente Beobachtungen Tabelle 2: Studien zur „Zuckersteuer“, Quelle: F. Schwendicke [nach Wright et al., 2017] Zahl der Studien 17 0 8 Studien mit positivem Effekt 16 0 4 eine Packungsgrößenbegrenzung oder Besteuerung fallen in diese Kategorie. Ge- rade eine „Zuckersteuer“ (unter anderem eine Steuer auf zuckergesüßte Getränke) scheint geeignet, bei den Hochrisiko- gruppen, also den jungen Menschen aus bildungsfernen und einkommens- schwachen Schichten, eine Verhaltens- änderung zu bewirken. Die generierten Steuereinnahmen sollten idealerweise eingesetzt werden, um gesündere Lebensmittel günstiger zu machen oder gesundes Verhalten zu unterstützen. Eine wirksame Begrenzung des Zuckerkonsums ist dringend geboten, um die meisten „Volkskrankheiten“ (Diabetes, Übergewicht, Karies, Parodontitis) nachhaltig zu be- kämpfen. PD Dr. Falk Schwendicke, MDPH Stellvertretender Abteilungsleiter Oberarzt Abteilung für Zahnerhaltung und Präventiv- zahnmedizin, CharitéCentrum 3 für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Charité – Universitätsmedizin Berlin Aßmannshauser Str. 4–6 14197 Berlin falk.schwendicke@charite.de PD Dr. Falk Schwendicke, MDPH ƒ 2009: Promotion, Thema: Peptidische Inhibitoren einer Filarienchitinase – Auffindung und Charakterisierung, Institut für Biochemie, Charité – Uni- versitätsmedizin Berlin (Prof. Dr. W. Höhne), Note: ‚magna cum laude‘ ƒ 2009–2012: Zahnarzt, Banbury Den- tal Practice, 35 High Street, Banbury, Oxfordshire, Vereinigtes Königreich ƒ 2012–2013: Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Klinik für Zahnerhaltungs- kunde und Parodontologie der Uni- versitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Christian- Albrechts-Universität zu Kiel ƒ 2013: Oberarzt, Abteilung für Zahn- erhaltung und Präventivzahnmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin ƒ seit 2015: Editorial Board des Journal of Dental Research ƒ seit 2015: Sprecher des Fachbereichs Zahnmedizin und Vorstand im Deutschen Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) ƒ seit 2015: Stellvertretender Abteilungsleiter, Abteilung für Zahn- erhaltung und Präventivzahnmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin ƒ 2015: Venia Legendi für das Fach Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde durch die Medizinische Fakultät der Charité – Universitätsmedizin Berlin Spezialist für restaurative und präventive Zahnmedizin (Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung) Foto: privat 49

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