Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 109, Nr. 14, 16.7.2019, (1610) Gesellschaft für Ernährung et al., 2015]. Diese Mengen können ansteigen, wenn die Nieren durch eine Reduktion der renalen Leistungsfähigkeit den Harn nicht mehr aus- reichend konzentrieren können, sodass zu viel Flüssigkeit ausgeschieden wird. Sehr viel häufiger als ein nierenbedingter Flüssig- keitsmangel ist jedoch die zu geringe Zu- fuhr, was im Extremfall zur Exsikkose führt [Volkert, 2015]. Zur Prävalenz einer Dehydrierung im Alter liegen nur wenige Daten vor. Etwa 10 bis 20 Prozent zeigen einen leichten bis ausge- prägten Flüssigkeitsmangel. Selbstständig zu Hause lebende Senioren sind am seltens- ten betroffen, gefolgt von Personen, die im häuslichen Umfeld gepflegt werden und von Personen in Pflegeheimen [Volkert, 2015]. Es wird unterschieden zwischen dem reinen Flüssigkeitsmangel und dem kombinierten Flüssigkeits- und Salzmangel [Thomas et al., 2008]. Die Gründe für einen Mangel sind vielfältig. Im Alter lässt das Hunger- und Durstgefühl und damit das Bedürfnis, etwas zu trinken, bei vielen Personen nach. Zudem kann aufgrund einer reduzierten Mobilität die Erreichbarkeit von Lebensmitteln und Getränken eingeschränkt sein. Weiterhin kann eine Inkontinenz dazu führen, dass bewusst weniger getrunken wird, um die Frequenz der Toilettengänge zu reduzieren. Ein Diabetes mellitus, eine Nierenerkran- kung oder eine Lungenerkrankung mit er- höhter Atemfrequenz können, wie auch fie- berhafte Infekte, durch eine erhöhte Aus- scheidung, ein vermehrtes Abatmen und Schwitzen zu einem Wassermangel führen [Masot et al., 2018]. Ein kombinierter Flüssigkeits- und Salzmangel tritt bei starker Hitze sowie bei einer Diarrhoe oder bei Erbrechen auf. Iatrogen kann dieser durch eine zu hohe Dosierung von Diuretika oder Laxanzien provoziert werden [Schols et al., 2009]. Folgen einer Mangelversorgung mit Flüssigkeit können Tabelle 1 entnommen werden. Die Diagnose einer Dehydrierung ist im jüngeren Alter leicht zu stellen; bei geriatrischen Patienten mit Multimorbidität ist sie jedoch oftmals nur schwer herauszu- arbeiten, da die Symptome meist geringer oder atypisch ausfallen und in der Vielzahl der ohnehin vorhandenen Symptomatiken untergehen können. Mangelernährung Eines der gebräuchlichsten Maße für die Bewertung des Ernährungszustands ist der Body-Mass-Index (BMI). Dieser ist jedoch keine altersunabhängige Größe. Während für Erwachsene ein BMI zwischen 19 und 24 als ideal angesehen wird, sind Werte bis 30 für Senioren höheren Alters durchaus unbedenklich. Es zeigte sich sogar, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Senioren mit einem BMI zwischen 24 und 30 am höchsten ist; unter einem Wert von 24 steigt das Risiko für eine Unterversorgung Wichtigste Anzeichen und Folgen eines Flüssigkeitsmangels und einer Mangelernährung je Organ/System] Organ/System Häute Mund Verdauungssystem Aufmerksamkeit Bewusstsein Herz-Kreislauf Lunge Skelettmuskulatur Immunsystem Weiteres Tabelle 1: Anzeichen und Folgen eines Flüssigkeitsmangels und einer Mangelernährung je Organ/System, Quelle: Schlüter & Groß [nach Volkert, 2015] Flüssigkeitsmangel Reduziertes Schwitzen Reduzierte Hautspannung, stehende Hautfalte Mundtrockenheit, trockene Schleimhäute Visköser Speichel Schluckschwierigkeiten Infektionen der Schleimhäute Bei manifester Xerostomie: erhöhtes Kariesrisiko Konzentrierter Urin, reduzierte Harnmenge Infektionen der Harnwege Nierenversagen Verstopfung Schwäche, Erschöpfung Kopfschmerzen, Konzentrations- schwäche Bewusstseinseintrübung, Bewusstlosigkeit, Lethargie Akute Verwirrtheit, Delir Blutdruckabfall, Tachykardie, Schwindel Thrombosen, Lungenembolie Kreislaufversagen Infektionen der Atemwege Infektionen der Harnwege Infektionen der Atemwege Veränderung der Medikamentenwirkung Mangelernährung Gestörte Wundheilung Erhöhtes Dekubitusrisiko Mikronährstoffmangel: vermehrtes Auftreten von parodontalen Erkrankungen Gestörte Wundheilung Reduktion der Kaukraft Bei hohem Zuckerkonsum: erhöhtes Kariesrisiko Atrophie der Darmschleimhaut Erhöhte Permeabilität der Darmschleimhaut Abnahme der Resorptionsrate Schwäche, Erschöpfung Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche Verringerung des Herzschlagvolumens Herzrhythmusstörungen Schwächung der Atemmuskulatur Reduktion der Vitalkapazität Schlechtere Ventilation Abnahme Muskelkraft Mobilitätsverlust Erhöhtes Sturzrisiko Reduzierte Immunantwort Infektrisiko, -dauer, -schwere erhöht Reduzierte Stressbewältigung 64 Fortbildung Ernährung und Mundgesundheit

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