Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 109, Nr. 14, 16.7.2019, (1622) Hierfür wurden insgesamt 46 Milchmolaren mit approximalen Kariesläsionen auf einem Block derart neben einem gesunden Milch- molaren fixiert, dass diese Anordnung einen natürlichen Approximalkontakt simulierte. Die dabei verwendeten Zähne wiesen ap- proximale ICDAS-Codes von 2, 3 oder 5 auf. Dabei beschreibt Code 2 eine intakte Läsionsoberfläche, Code 3 einen Verlust der oberflächlichen Schmelzstruktur und Code 5 eine Kavitätenbildung, die bis ins Dentin hineinreicht. Die angefertigten Bissflügel- aufnahmen zeigten eine Läsionsausdehnung bis ins äußere Drittel des Dentins. Die Zahn- paare wurden nacheinander in einem Phan- tomkopf im dritten Quadranten fixiert und von drei verschiedenen Zahnärzten unter- sucht. Dabei wurde die Bissflügelaufnahme ihnen vorab zur Verfügung gestellt. Zunächst wurden die Zähne nur visuell be- urteilt, danach wurde behutsam eine taktile Untersuchung mit einer Kuhhornsonde durchgeführt. Nach einer Woche fand eine erneute Untersuchung statt. In einem weite- ren Durchgang verwendeten die Zahnärzte nach dem bereits beschriebenen Vorgehen zusätzlich einen Kofferdam und eine Kunst- stoffmatrize zur Begutachtung der Approxi- malflächen. Nach dem Ende der Studie wurden die Zähne unter einem Raster- elektronenmikroskop bei 50-facher Vergrö- ßerung auf iatrogene Schäden durch die Spitze der Sonde untersucht. Ergebnisse Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Er- höhung der Sensibilität bei der Verwendung einer Kuhhornsonde zur Kariesdiagnostik bei gleichzeitig verringerter Spezifität. Die Separation der Zähne hatte wiederum keinen signifikanten Einfluss. Bei der rein visuell-röntgenologischen Untersuchung zeigte sich, dass bei Läsionen mit ICDAS-Code 5 eine deutlich höhere Sensitivität und Spezifität bei der Karies- detektion bestand. Bei zusätzlicher taktiler Diagnostik mittels Kuhhornsonde konnten hingegen keine signifikanten Unterschiede mehr zwischen den ICDAS-Codes hinsicht- lich der Sensitivität und der Spezifität fest- gestellt werden. Nur bei einem der unter- suchten Zähne konnte ein iatrogen entstan- dener Kratzer durch die verwendete Sonde im rasterelektronenmikroskopischen Bild detektiert werden. Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse sehen die Autoren in der verwendeten Kuhhorn- sonde ein nützliches Instrument, das – jedenfalls im Rahmen dieser Studie – zu einer präziseren Kariesdiagnostik führte. Sie betonen die hohe Bedeutung der Prüfung der Oberflächenkontinuität, um eine inva- sive Behandlung noch remineralisierbarer Flächen, aber auch eine Unterversorgung bereits eingebrochener Schmelz- oder Den- tin-Bereiche zu vermeiden. Eine akkurate Diagnostik sei insbesondere bei Milchzäh- nen aufgrund der geringeren Schmelzdicke von hoher klinischer Relevanz. Zudem sei bei breiteren Kontaktpunkten die Diagnostik der Approximalräume im Unterschied zum bleibenden Gebiss zusätzlich erschwert. Die häufig befürchteten und in vorangegan- genen Studien beschriebenen iatrogenen Substanzschäden konnten die Forscher in dieser Studie nicht belegen. Lediglich eine Zahnfläche wies nach insgesamt zwölf- maliger Untersuchung durch verschiedene Untersucher minimale Kratzer auf. In dieser In-vitro-Studie wurde allerdings mit einer maximalen Kraft von 100 Gramm gearbeitet, was nicht zwingend auf klinische Bedingun- gen übertragbar scheint, so die Autoren. Deshalb – sowie aufgrund der geringen Anzahl der Untersucher und der ausschließ- lichen Begutachtung von Milchmolaren – sei lediglich eine eingeschränkte Übertrag- barkeit der Ergebnisse auf den klinischen Alltag gegeben. nl Aus der Wissenschaft Kuhhornsonde hilft bei Kariesdiagnostik Eine internationale Arbeitsgruppe hat in einer aktuellen In-vitro-Studie untersucht, ob die Verwendung einer Kuhhornsonde zur taktilen Erfassung der Oberflächenkontinuitätt die approximale Kariesdiagnostik verbessert. Paris S, Schwendicke F, Soviero V, Meyer-Lueckel H (2019): Accuracy of tactile assessment in order to detect proximal cavitation of caries lesions in vitro. Clinical oral investigations, 1–6. Quelle Foto: Adobe.Stock - hakase420 76 Zahnmedizin

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