Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14
zm 109, Nr. 14, 16.7.2019, (1628) Ein 15-jähriger Junge wurde von den Kollegen der Kieferorthopädie mit einer Verschattung der rechten Kieferhöhle und einer Hyper- dontie in unsere Klinik überwiesen. Diese Befunde fielen im Rahmen der röntgenolo- gischen Basisdiagnostik als Zufallsbefunde auf. Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich ein gänzlich unauffälliger Befund. Die Sensi- bilität im Gesichtsbereich war nicht einge- schränkt, die mimische Muskulatur intakt. Alle Zähne des Oberkiefers zeigten sich in der Sensibilitätstestung positiv und bei Per- kussion nicht schmerzhaft. Bei der anterioren Rhinoskopie konnten ebenfalls keine patho- logischen Befunde erhoben werden. Das angefertigte OPT (Abbildung 1) zeigte einen ektopen, überzähligen Zahn 13a. Nach Komplettierung der Bildgebung durch eine Computertomografie (Abbildungen 2a und 2b) fand sich der Zahn kranial im rechten Nasenboden gelegen. Nebenbefundlich konnte eine polypöse Schleimhautschwellung der rechten Kieferhöhle festgestellt werden. In allgemeiner Schmerzausschaltung wurde endoskopisch unterstützt eine Infundibu- lotomie mit nachfolgender Kieferhöhlen- revision und transnasaler Entfernung des Zahns 13a aus dem rechten Nasenboden durchgeführt (Abbildungen 3a bis 3c). Der postoperative Heilungsverlauf war kompli- kationslos, die definitive Histologie des ent- nommenen Kieferhöhleninhalts bestätigte die Verdachtsdiagnose einer chronischen Sinusitis maxillaris. Acht Monate postoperativ lag bei der kli- nischen sowie radiologischen Kontrolle ein unauffälliger Befund vor. Das Verlaufs-OPT zeigte einen zeitgerechten Befund im rech- ten Oberkiefer nach Zahnentfernung und Kieferhöhlenrevision (Abbildung 4). Der Patient ist postoperativ nach wie vor beschwerdefrei. Weitere röntgenologische Verlaufsuntersuchungen sind nicht geplant. Diskussion Die Entfernung verlagerter und überzähliger Zähne sollte für jeden Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen keine besondere Heraus- forderung darstellen. Die Weisheitszähne sind mit einer Inzidenz von etwa 84 Prozent im Alter von 20 Jahren die am häufigsten ver- lagerten Zähne. Eckzähne machen dagegen nur bis zu drei Prozent der Fälle aus. Gerade bei Kieferhöhlenbeschwerden sollte jedoch immer auch an einen dentogenen Fokus gedacht werden. Hierzu zählen bei akuter Sinusitis maxillaris ein Druckgefühl im Oberkiefer, Schwellungen im Bereich der Fossa canina, eine Perkussionsempfindlich- keit der Kieferhöhle und der Oberkiefer- zähne, Cephalgien sowie ausstrahlende Schmerzen. MKG-Chirurgie Zahnentfernung durch die Nasenhöhle Patrick Schöne, Alexander Busch, Eduard Janz, Jan Rustemeyer Retinierte und verlagerte Zähne sind im Fachbereich Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie alltäglich. Die transnasale Entfernung eines überzähligen, in den Nasenboden verlagerten und retinierten Zahns 13a unter Zuhilfenahme eines Endoskops ist jedoch eine Rarität und stellt auch für den erfahrenen Operateur eine Herausforderung dar. Alle Fotos: MKG, Klinikum Bremen-Mitte 82 Zahnmedizin
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