Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16
37 ein Nécessaire dentaire Napoleons, das dem Hofjuwelier Martin-Guillaume Biennais (1764–1843) zugeschrieben wird. Aktuell befindet sich das Dentalset im Besitz der Fondation Napoleon in Paris, die es 1994 bei Christie‘s in London erwarb. Ein Soldat nahm das Set nach Waterloo an sich Die legendäre Geschichte besagt, dass ein Soldat das Set nach der Schlacht von Waterloo 1815 an sich nahm und es nach- folgend in den Besitz von Nathan Rothschild (1777–1836) gelangte und dann zur Kollektion seines Enkels Baron Nathaniel Rothschild (1840–1915) gehörte. Napoleon I. legte großen Wert auf gute und gepflegte Zähne. Jean-Joseph Dubois- Foucou (1748–1830) wurde 1805 zum Leibzahnarzt des Kaisers ernannt. Der Kaiser absolvierte eine gründliche tägliche Zahn- reinigung mit Zahnbürste, Zungenschaber und Mundspülung. Sein Zahnarzt benutzte die Instrumente des Nécessaire dentaire für die Entfernung von Zahnstein oder die Füllung von Zähnen. Allerdings scheint es so gewesen zu sein, dass Napoleon I. die Dienste von Dubois- Foucou nur zur Zahnreinigung in Anspruch nahm und nicht für Zahnbehandlungen. Für das Jahr 1808 erhielt Dubois-Foucou eine Entlohnung von 600 Francs, damit sehr viel weniger, als der kaiserliche Leibarzt Jean-Nicolas Corvisart (1755–1821). Über die Jahre sind Lieferungen der kaiserlichen Parfümeure von Zahnstochern aus Buchs- baumholz und Elfenbein und Zahnpasten überliefert. Der Kasten mit den Instrumen- ten ist eines Kaisers würdig. Der Gold- und Silberschmied Martin-Guillaume Biennais war ein Meister seines Fachs. Napoleon er- nannte ihn nach seiner Kaiserkrönung zum königlichen Goldschmied. Für Maximilian I. (1756–1825), der am 1. Januar 1806 von Napoleons Gnaden der erste König von Bayern wurde, fertigte Biennais die groß- artigen Kroninsignien, die heute in der Schatzkammer der Münchner Residenz zu bewundern sind. Der Deckel wird in der Mitte vom kaiserlichen Wappen geziert und ist von Intarsien-Ornamenten wie Palmet- ten, Lotusblumen und Lyren umgeben. Rechts und links des Schlosses ist ein Greif als Intarsie angebracht. Zahnbehandlung mit Kürette und Scaler Das Set enthält zwei Tabletts mit je acht zahnärztlichen Instrumenten, die mit einem speziellen Griff angehoben werden können. In weiteren Fächern befinden sich Lanzet- ten, Pinzette, Schere sowie zwei goldene Boxen und zwei Kristallflakons mit Gold- verschlüssen, die der kaiserliche Adler schmückt. Die zahnärztlichen Instrumente werden heute noch in ähnlicher Form ver- wendet, natürlich nicht so luxuriös verziert. Die Instrumente beinhalteten: Kürette, um einen entzündlichen Zahnhalteapparat zu behandeln, Scaler, um Zahnstein zu entfer- nen, sowie Stopfer für Füllungen und einen Kauter, um die Wunden oder Verletzungen zu kauterisieren. Kay Lutze Historiker, M.A. Kasten ohne zahnärztliche Instrumente: Sche- re, Pinzette, Lanzette Zwei Glasflakons mit kaiserlichem Wappen und zwei goldene Boxen www.eve-rotary.com SET RA 306 Für Keramik EINE FORM FÜR JEDE OBERFLÄCHE
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