Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

tels plastischer Materialien oder indirekter Verfahren aus diversen Materialien wie Komposit, Keramik, Metallkeramik oder Metallen. Die Materialfrage wird in der Leit- linie nicht behandelt, da es bislang laut S3-Leitlinie „Vollkeramische Kronen und Brücken“ (AWMF-Registernummer 083–012) keine ausreichende externe Evidenz dazu gibt. Aus den wenigen Literaturquellen mit nied- riger Qualität lässt sich keine positive Evi- denz ableiten, dass okklusale Maßnahmen eine sinnvolle Bruxismusbehandlung dar- stellen [Tsukiyama et al., 2001]. Der durch Bruxismus bedingte zunehmende Zahnhart- substanzverlust erfordert aus funktionell- ästhetischen und prothetischen Gründen häufig eine Erhöhung der vertikalen Dimen- sion. Es muss jedoch den Behandlern und auch den Patienten bewusst sein, dass diese Maßnahmen einen höheren Substanzverlust nach sich ziehen als der Bruxismus selbst. Mit erhöhten Misserfolgsraten technischer wie biologischer Art ist zu rechnen. Zur kausalen Behandlung von Bruxismus sollen definitive okklusale Maßnahmen nicht eingesetzt werden [Lobbezoo et al., 2008; Tsukiyama et al., 2001; Manfredini et al., 2017]. Wichtig ist der Hinweis, dass vor Ver- änderung der Kieferrelation bei Bruxismus- patienten mit definitiven prothetischen Therapiemaßnahmen eine Vorbehandlung basierend auf funktionsanalytischen Maß- nahmen mit Okklusionsschienen und/oder Langzeitprovisorien zur Simulation durch- geführt werden sollte. Bei kieferorthopä- dischen und/oder kieferchirurgischen Ver- änderungen der Kieferrelation sollten funktionsanalytische Maßnahmen erwogen werden [Bernhardt et al., 2014]. Nach der prothetischen Rehabilitation sollte bei Schlafbruxismus eine Schutzschiene ein- gesetzt werden. Pharmakologie Da Schlafbruxismus sehr wahrscheinlich eher zentralnervös verursacht wird und auch als Reaktion auf psychoaktive Substanzen auf- tritt, wurden verschiedene Medikamente wie dopaminerge Substanzen, Antihistami- nika, serotonerge Antidepressiva und Tri- zyklika, Clonidin als Alpha-1-Antagonist oder Antikonvulsiva (Gabapentin) hinsicht- lich der Wirkung auf Bruxismus untersucht [Winocur et al., 2003]. Am häufigsten ange- wendet wurde jedoch Botulinumtoxin, das die Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin verhindert und damit eine reversible schlaffe Lähmung der Skelett- muskulatur bewirkt [Tan et al., 2000; Lee et al., 2010]. Bedingt durch die Nebenwirkungen, die häufig recht individuelle Wirkung der Medi- kamente und die schlechte Datenlage auf- grund geringer Patientenzahlen, kurzer An- wendungsdauer oder ausbleibender Wir- kung auf die Bruxismusaktivität sollten bei Erwachsenen und Kindern systemisch wirk- same Medikamente zur Bruxismusbehand- lung nicht gegeben werden [Winocur et al., 2001; Lobbezoo et al., 2008; Macedo et al., 2014; Al-Wayli, 2017; Ghanizadeh et al., 2013; Ohmure et al., 2016]. Die Injektion von Botulinumtoxin bei Er- wachsenen in die Kaumuskulatur kann als Behandlungsmaßnahme erwogen werden. Hierbei sind der „Off-Label-Use“ und berufs- rechtliche Vorgaben zu beachten [Manfredini et al., 2015; Al-Wayli, 2017; De la Torre Canales et al., 2017; Long et al., 2012; Persaud et al., 2013; De Mello Sposito et al., 2014; Cahlin et al., 2017]. Psychotherapie Psychotherapeutische Therapieansätze wer- den in Literaturübersichten von diverser Qualität dargelegt [Shetty et al., 2010; Lobbezoo et al., 2008; Manfredini et al., 2015; Bader et al., 2000; De la Hoz-Aizpurua et al., 2011]. Sie umfassen kognitive Verhaltens- therapien wie das Erlernen adäquater Selbstwahrnehmung und Unterbrechung von Verhaltensketten durch konkurrierende Verhaltensweisen oder Selbstmanagement- Techniken und das Training sozialer Kompe- tenzen und Konfrontationsverfahren. Häufig wird die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson (PMR) unterstützend eingesetzt, die auch als Entspannungsmaßnahme im Rahmen der Aufklärung Erwähnung findet oder in der Physiotherapie angewendet wird. Die Leitlinie spricht sich daher in einer offenen Empfehlung dafür aus, dass die PMR zur Behandlung des Bruxismus einge- setzt werden kann. Die kognitive Verhal- tenstherapie kann zur Schmerzreduktion 43 Jetzt weiterkommen T +49 40 524 709-234 start@healthag.de Weiter wachsen Factoring Gehen Sie mit uns den Schritt zur unternehmerischen Weiterentwicklung Ihrer Praxis. Honorare immer zum gleichen Zeitpunkt, auf Wunsch auch sofort, Zahlungsausfälle vermeiden, zufriedene Patienten und weniger Papierkram. Auf Ihrem Wachstumskurs werden Sie kompetent und empathisch von unseren Business Consultants und praxis- erfahrenen Kundenmanagern beraten und betreut.

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