Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 109, Nr. 15, 16.8.2019, (1707) zm 109, Nr. 15- 6 Fingerspitzengefühl sowie gute Landes- und Ortskenntnisse. Um Gesundheitssysteme stär- ken zu können, setzen die Klinikpartner des- halb vor allem auf Trainings und Schulungen. Von derzeit 131 Projekten zwischen Klinik- partnern sind inzwischen sechs im zahnme- dizinischen Bereich angesiedelt. „In unse- rem Berufsstand sind sehr viele sozial enga- gierte Zahnärztinnen und Zahnärzte anzu- treffen“, sagt Tobias Bauer, der 2013 das Zahnärztliche Netzwerk für Hilfsprojekte in der Karibik, DIANO, gegründet hat. Wie sei- ne Kollegen verwendet er einen Teil seines Jahresurlaubs für Hilfseinsätze und ist einige Wochen des Jahres in Haiti und Jamaika im Einsatz – mit seinen Klinikpartnern. Sein deutsch-haitianisches Team besteht noch aus weiteren Zahnmedizinern und -techni- kern. In Haiti arbeitet er mit dem dortigen Projektleiter Dr. Sammy Prophete daran, die zahnmedizinische Ausbildung an der Uni- versität zu verbessern. Prophete ist Dekan der zahnmedizinischen Fakultät in Port-au- Prince. Kennengelernt hatten sich die bei- den schon 2010, erzählt Bauer auf der Hilfs- konferenz. Damals lag das Land noch „in Schutt und Asche!“ Seit 2016 unterstützt die Initiative Klinikpartnerschaften das Pro- jekt „Verbesserung der Ausbildung und Zahnmedizin-Forschung in Haiti“. Aktuell arbeiten die Experten vor allem im Norden des Landes. „Wir möchten dort Menschen mit guter Zahngesundheit versorgen, die sonst nur wenig oder gar keinen Zugang da- zu haben“, sagt Bauer. In Jamaika hat sich Bauers Team frühzeitig mit dem dortigen Gesundheitsministerium vernetzt, um die zahnmedizinische Ausbildung mit jamaika- nischen Fachkräften zu unterstützen. Normal sind interkulturelle Missverständnisse Dass eine Klinikpartnerschaft auch manch- mal herausfordernd sein kann, verschweigt Bauer nicht. Er spreche zwar gut Französisch, dennoch erlebe auch er interkulturelle Miss- verständnisse mit seinen Kollegen. Und die Vereinbarkeit von eigenem Berufsleben und sozialem Engagement sei nicht immer leicht, gibt er zu. „Ich muss hochkonzentriert mit meinem Team arbeiten, wenn ich in Haiti und Jamaika bin. Da müssen wir flexibel rea- gieren, falls sich beispielsweise die politische Lage ändert. Und zuhause muss ich priorisie- ren.“ Aber die Freude an der Arbeit, die vielen Kontakte und entstandenen Freundschaften mit seinen Klinikpartnernmachten vieles wie- der wett, findet er. Dies bestätigen auch an- dere Klinikpartner. Denn eine Klinikpartner- schaft mit Kollegen aus einem anderen Kon- text bedeutet mehr als lediglich zwei Wo- chen im Jahr im Ausland zu sein. Wer heute in der Entwicklungszusammenarbeit tätig ist, ob ehrenamtlich oder Vollzeit, muss offen und reflektiert sein. „Partner arbeiten auf Au- genhöhe, sind idealerweise im lokalen Kon- text verankert und wissen, dass sie nur im Einverständnis mit der jeweils anderen Seite erfolgreich kooperieren können“, sagt Dr. Anselm Schneider, Programmleiter der Initia- tive Klinikpartnerschaften. Die GIZ begleitet Klinikpartner in der An- tragstellung, dem Projektmanagement und bei kommunikativen Fragen. Welche Rolle die Entwicklungspolitik und die Nachhaltig- keitsagenda der Vereinten Nationen mit ih- ren 17 Zielen in der globalen Gesundheits- agenda für Klinikpartner spielen, vermittelt die Initiative unter anderem in Workshops. Dass die Partner ihre Arbeit und deren Wir- kung messbar dokumentieren, wird von der GIZ empfohlen. Diese Unterstützung sei hilfreich und habe ihm so manches Mal ge- zeigt, dass er sein Projekt noch besser durch- denken könne, berichtet Bauer. Für die nächste Förderrunde hat sich sein Team nun erfolgreich um eine Folgeförderung bewor- ben. Damit kann seine wichtige Arbeit wei- tergehen – für gute Zähne weltweit. Liva Haensel, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Bild: Tobias Bauer www.klinikpartnerschaften.de, auf YouTube: Hospitalpartnerships Initiative klinikpartnerschaften@giz.de Kontaktadressen Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ist Dienstleis- ter des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Die GIZ hat ihren Sitz in Bonn und Eschborn. Das Geschäftsvolumen betrug 2018 rund drei Milliarden Euro. Von den 20.726 Mitarbeitern in rund 120 Ländern sind fast 70 Prozent als nationales Personal vor Ort tätig. Als anerkannter Träger des Entwick- lungsdienstes entsendet die GIZ 577 Entwicklungshelfer (Stand 10. Juli 2019). \ Zusammenarbeit Die Deutsche Gesellschaft für Internationale DIANO-Hilfseinsatz im Lager zur Grenze von Haiti zur Dominikanischen Republik: Gearbeitet wird ausschließlich mit mobilen Einheiten. 49

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