Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 109, Nr. 15-16, 16.8.2019, (1741) sondere bei Jungen zusätzlich eine vorge- wölbte Stirn, eine verminderte vertikale Gesichtshöhe, ein hypoplastisches Mittel- gesicht und eine höher liegende Orbita [Sakai et al., 2007; Bergendal, 2001; Vierucci et al., 1994]. Im Röntgenbild und bei der klinischen Untersuchung fallen multiple Nichtanlagen (Oligodontie) der ersten sowie der zweiten Dentition auf. Die vorhandenen Zähne sind häufig als Zapfenzähne oder als Zähne mit erheblicher Größendiskrepanz (Mikrodontie) ausgebildet. Häufig ist die Ausprägung der Alveolarfortsätze vermindert – und darin die einhergehende Verminderung der vertika- len Gesichtshöhe begründet. Oft existiert eine Mundtrockenheit (Xerostomie). Diese markanten Ausprägungen an den Zähnen können dazu führen, dass Zahnärzte bereits im Kleinkindalter auf das Krankheitsbild auf- merksam werden und in der Folge ein Konsil bei anderen Fachdisziplinen (Kinderärzte, Humangenetiker) erbitten [Ludwig et al., 2008; Vierucci et al., 1994]. Fazit Für uns Zahnärzte ist es sehr wichtig, auffällige Befunde bei Kindern frühzeitig zu registrieren und der Ursache nachzugehen. Beachtet wer- den sollte, dass nicht gefestigte Vermutungen keinesfalls verfrüht an die Eltern kommuniziert werden, da es im Fall einer nicht bestätigten Verdachtsdiagnose durch andere Fachdiszi- plinen zu einem Vertrauensbruch zwischen den Eltern und dem behandelnden Zahnarzt kommen kann. Dennoch sollte die mitunter nicht leichte Patientenkommunikation nicht davon abhalten, bei Vorliegen atypischer Zahnformen oder beim Fehlen vieler Zähne die Familienanamnese abzuklären und ge- gebenenfalls zu einer weiteren Fachdisziplin (Humangenetik, Kinderarzt) zu überweisen [Van Sickels et al., 2010]. Insbesondere die Klärung der molekulargenetischen Ursache und damit Bestimmung des vorliegenden ED- Typs ist hilfreich zur Einschätzung weiterer spezifischer Begleitsymptome wie auch der Wiederholungswahrscheinlichkeiten. Ist eine Diagnose gestellt, kann durch relativ einfache Maßnahmen – wie im aufgezeigten Fall – eine wesentliche Verbesserung der oralen Situation im Hinblick auf die Ästhetik und Funktion er- reicht werden. Dr. med. dent. Anne Lauenstein-Krogbeumker MSc. MSc. Milchzahnsafari GmbH Am Tuttenbrocksee 5 59269 Beckum anne.lauenstein@ milchzahnsafari.de Porträt: privat Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 83

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