Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 109, Nr. 15, 16.8.2019, (1747) zm 109, Nr. 15- 6 Wir haben in „unserem“ Hospital zwei Behandlungszimmer und einen Lagerraum. Zuerst haben wir die Behandlungszimmer geputzt, die Behandlungsstühle mit den Ein- heiten aufgebaut und das Instrumentarium sterilisiert, um dann den Tisch im Raum mit Instrumenten systematisch so zu bestücken, dass alles leicht zu finden ist. Im ersten Behandlungsraum habe ich meinen Aufbe- reitungs- und einen „Steribereich“. Jetzt stellt sich jeder diesen Bereich wie in Deutschland vor, leider ist es nicht so. Mein RDG dort ist ein Spülbecken, aufgeteilt in rein/unrein, Wannendesinfektion und ein Sterilisator – Drucktopfsterilisator. Also „back to the roots“, und genauso wie früher habe ich die benutzten Instrumente nach RKI auf- bereitet. Hier haben RKI, MPG, Hygiene eine ganz große Bedeutung. Dabei ist äußerste Sorgfalt angezeigt, weil die meisten Patienten an HIV, HEP oder TBC erkrankt sind. Als wir am ersten Tag um 8 Uhr an der Klinik ankamen, warteten dort schon 80 Patienten! Im Vorfeld wurde im Dorf und in den umlie- genden Farmen per Funk bekannt gegeben, dass die „Dentists“ zwei Wochen da sind. Also haben wir nach und nach die ersten 40 abgearbeitet, an erster Stelle standen Extrak- tionen, die meistens in einer Osteotomie endeten. Gleich am ersten Tag führten wir 13 Osteotomien durch – das ist sportlich. Um die Mittagszeit befanden sich immer noch 40 Patienten im Wartezimmer. In den nächsten Tagen haben wir diese dann auf- geteilt – 30 Patienten morgens, 30 nachmit- tags. Kamen mehr Patienten, wurden sie auf den nächsten Tag terminiert. Für die vielen kleine Kinder, die zur Behandlung kamen, gab es als Überraschung einen Luftballon. Leuchtende Kinderaugen sind ganz viel Lob. 5 Fußbälle steigern die Motivation Fürs kommende Jahr habe ich den Frauen im Ort „Cleanings“ versprochen. Zu Anfang war es nicht möglich, in Richtung Prophy- laxe einzusteigen. Am Ende der ersten Woche sind wir dann in die Schule gefahren, um wieder Präsenz zu zeigen und die Kinder zu motivieren, ins Hospital zu kommen und ein Screening machen zu lassen. Zum Glück hatte ich die „Motivations- schlüssel“ in meinem Koffer mitgebracht: fünf Fußbälle. Dass ich für jede behandelte Klasse einen echten Fußball als Belohnung aus meinem Koffer zauberte, steigerte unseren Stellenwert ungemein. Besonders wichtig ist, dass es uns gelungen ist, die lokalen Strukturen in die Arbeit von namCare e. V. zu integrieren. Den „School Principal“ (Schul- leiter) und die Lehrer davon zu überzeugen, dass unser Tun nicht Mehrarbeit, sondern Hilfe bedeutet, wurde mit glücklichen Kinder- augen belohnt. Das bestätigte uns auch der „Principal“, es war wirklich als Kompliment gemeint: Seit dem letzten Besuch der Zahn- ärzte im November habe er keine Meldung mehr wegen Zahnschmerzen in seiner Schule gehabt, das sei ungewöhnlich. Fakt ist, dass die Behandlungsbedürftigkeit in der Region nach wie vor immens ist. Da namCare eine nachhaltige Versorgung an- strebt, haben wir mit den zwei „Nurses“ der Klinik vereinbart, dass sie bei ihren Unter- suchungen künftig auch einen Blick in den Mund ihrer Patienten werfen und sie bei Be- darf anhalten, die Zahnärzte aufzusuchen. Auch müssen wir den Informationsfluss vor unserer Ankunft noch besser koordinieren. Derzeit kommen Patienten von entfernteren Kliniken erst kurz vor unserer Abreise, ein- fach weil sie zu spät erfahren, dass Zahnärzte vor Ort sind. Dr. Mahimbi, ein lokaler Zahn- arzt, hat uns zugesagt, dass das von Opuwo aus besser organisiert wird. Das sind die ersten Erfolg versprechenden Schritte, um langfristig etwas wie Nach- haltigkeit unserer Arbeit zu erreichen. Trotz- dem wissen wir, dass wir schon beim nächsten Einsatz wieder Zeit einplanen müssen, um das zuvor Erreichte zu reaktivie- ren. Um unsere Arbeitsverhältnisse weiter- hin zu verbessern, ist auch eine Aufrüstung unseres zahnärztlichen Equipments not- wendig. Schmerzbehandlungen und vor allem Füllungstherapien werden noch für lange Zeit unsere Hauptbeschäftigungen bleiben. Prophylaxe oder konsequente Sanierungen sind derzeit Zukunft. Wie auch, wenn bei circa 400 der 780 Kinder, die auf dem Gelände in einer „Home School“ leben, seit Monaten die sanitären Anlagen defekt sind? \ Als Überraschung einen Luftballon Desinfektion wie vor 30 Jahren Teamarbeit auf Augenhöhe: Dr. Dr. Christoph Fischenbeck, Sylvia Gabel, Dr. Rainer Schwedt (v.l.n.r.) Das Gesundheitszentrum in Sesfontein 89

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