Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 15-16

zm 109, Nr. 15, 16.8.2019, (1750) - , 16.8.2019, (1750) Die Zahnerhaltung gehört nach wie vor zu den Schwergewichten der zahnmedizini- schen Disziplinen. Zum alle zwei Jahre statt- findenden Tagungshöhepunkt der europäi- schen Zahnerhaltung waren namhafte Ver- treter von Hochschulen aus ganz Europa an- gereist, die über die neuesten Entwicklun- gen aus ihren Fach- und Forschungsgebie- ten informierten. Darüber hinaus waren auch außereuropäische Teilnehmer nach Berlin gekommen. Die weiteste Anreise zur Tagung hatten Vertreter des Fachbereichs aus Südkorea. Die Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde (DGÄZ) war assoziierter Partner der Veranstaltung, sodass auch As- pekte der ästhetischen Füllungstherapie ei- ne erhebliche Rolle spielten. Die Tagung stand unter demMotto „Beauti- ful teeth for life – The challenges of an ageing society“. Immer mehr Menschen werden mit immer mehr eigenen Zähnen alt – der demografische Wandel und die ins- gesamt verbesserte Mundgesundheit sind nicht nur in Deutschland eine Herausforde- rung für die Zahnerhaltung. Neben dem Kongressthema ging es um nichts weniger als einen Paradigmenwech- sel in der Kariestherapie. Auf einem Work- shop am 13. Juni 2019, dem vorgelagerten „Tag der Wissenschaften“ an der Berliner Charité, hatten sich Europas Zahnerhalter bereits auf Empfehlungen geeinigt, die die Zahnerhaltung in Zukunft noch mehr als bislang am biologischen Verständnis der Pa- thomechanismen orientieren. Damit sollen präventive und strukturerhaltende Ansätze in Zukunft noch weiter gestärkt werden. Konkret geht es darum, wann und auf wel- che Weise Zahnärzte in den kariösen Prozess bei ihren Patienten eingreifen sollten. Das erste Konsensus-Papier, das Empfehlungen zum richtigen Zeitpunkt einer Intervention enthält, ist bereits verabschiedet und wird in Kürze im Journal „Clinical Oral Investigati- ons“ erscheinen. Privatdozent Dr. Falk Schwendicke aus Berlin stellte die Empfeh- lungen von EFCD, der European Organisati- on for Caries Research (ORCA) und der DGZ auf dem Kongress vor. Danach sollten sich Zahnärzte zur Entscheidungsfindung des „Wann“ drei Fragen stellen: \ Ist die Karies aktiv oder inaktiv? \ Liegt bereits eine Kavitation vor oder ist die Oberfläche noch intakt? \ Ist der Defekt reinigungsfähig? Die Experten empfehlen möglichst non- oder minimal-invasive Therapiestrategien, außer bei aktiver Karies mit einer nicht reini- gungsfähigen Kavitation. Das Gremium un- terschied die okklusale von der Approximal- karies und bezog die Ausdehnung der Karies auf dem Röntgenbild als Entscheidungskri- terium mit ein. Karies früh erkennen und regelmäßig überwachen Prof. Dr. Rainer Haak aus Leipzig formulierte in seinem Vortrag Anforderungen an eine Conseuro 2019 Karies minimal- und nicht- invasiv behandeln Kerstin Albrecht Am 14. und 15. Juni war Berlin der Schauplatz eines besonderen Treffens für den Fachbereich der Zahnerhaltung. Die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) lud zusammen mit der European Federation for Conservative Dentistry (EFCD) zur neunten Conseuro in die Hauptstadt. Hier läuteten die beiden Fachge- sellschaften einen Paradigmenwechsel in der Kariestherapie ein. Quelle: DGZ Arbeitstreffen am „Tag der Wissenschaf- ten“ in der Berliner Zahnklinik. Deutsche und internationale Wissenschaftler bilde- ten das Konsensus-Gremium der EFCD, ORCA und DGZ.v.l.: Prof. Banerjee, Lon- don; Prof. Hickel, München; Prof. Op- dam, Nijmegen, Niederlande; Prof. Gia- caman, Chile; Prof. M. Hannig, Hom- burg/Saar; Prof. Doméjean, Clermont- Ferrand, Frankreich; Prof Jablonski-Mo- meni, Marburg; Prof. Zimmer, Witten/ Herdecke; Prof. Haak, Leipzig; Prof. Bre- schi, Bologna, Italien; Dr. Santamaria, Greifswald; Prof. Machiuskiene, Litauen; Prof. Splieth, Greifswald; PD Dr. Schwen- dicke, Berlin; Prof. Paris, Berlin. 92 Zahnmedizin

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